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Davids letzter Film

Davids letzter Film

Titel: Davids letzter Film Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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Florian, dass er nervöser war, als es zunächst den Anschein gehabt hatte.
    »Es sind Lappalien, Flo, glaub mir«, sagte er und breitete die Arme aus. »Ich arbeite, probiere Sachen aus. Und das gefällt
     ihnen nicht.«
    »Und Hannes’ Tod? Auch eine Lappalie?«
    David zog die Augenbrauen hoch.
    »Oder hast du davon noch gar nichts gehört?«, setzte Flo nach.
    »Doch   … doch, ich weiß. Ein Unfall.« Davids Stimme war etwas leiser geworden. »Ich   … ich meine, was hab ich mit diesem Unfall zu tun?«
    »Ich hab Hannes getroffen, David, er hatte Angst. Er war schlecht auf dich zu sprechen.«
    »Ja, ich weiß«, unterbrach David ihn. »Wir waren irgendwie auseinandergeraten.«
    »Und warum? Hat es mit den Filmen zu tun, die ihr gemacht habt? Was für Filme waren das denn?«
    Der andere ließ die Hände sinken, nun doch ein wenig düster.
    »Zum Beispiel ›Audience‹«, beharrte Flo. »Was ist denn nun, ist der von dir?«
    David winkte ab. »Irgendein Filmstudent sagt, das sei ein echter Mosbach – ist es aber nicht.« Er stockte. »Warst du in so
     einer Vorführung?«
    Flo nickte. »Ich hab gekotzt danach.«
    »Wie bist du denn da hineingekommen?«, fragte David und sah ihn aufmerksam an.
    »Der Redakteur, für den ich den Artikel schreiben soll. Er hat mir eine Einladung besorgt«, antwortete Flo.
    »Ach ja?«
    »Ja, wieso?«
    David starrte ihn an. Sagte aber nichts.
    Flo ließ nicht locker. »Deine Villa in Potsdam, die muss doch ein Vermögen gekostet haben. Woher hast du denn das ganze Geld?
     Von dem einen Film, dem ›Corps‹, der nur drei Wochen im Kino gelaufen ist, kann es ja wohl nicht sein.«
    David lächelte wieder. »Du warst in Potsdam? Hat sie dir gefallen? Die Villa, meine ich? Ich hab lange gesucht, bis ich sie
     gefunden habe.«
    Er nickte dem Barkeeper zu, der sich ans andere Ende der Theke zurückgezogen hatte. »Noch zwei, Chef.« Dann sah er wieder
     zu Flo. »Ich hab Glück gehabt. Mein Vater, erinnerst du dich? Er betrieb zwar nur eine kleine Eckkneipe, aber er hat auch
     ein wenig mit Immobilien spekuliert. Damals in den Sechzigern und Siebzigern. Erst als er starb, hab ich erfahren, dass er
     einige Mietshäuser besaß, deren Wert im Lauf der Zeit erstaunlich angestiegen war. Als wir die vor ein paar Jahren verkauft
     haben, kam ein schönes Sümmchen zusammen. Genug, um das Haus in Potsdam zu kaufen und trotzdem noch ganz gut davon zu leben.«
    Er griff nach einem der beiden Gläser, die der Barkeeper ihnen hingestellt hatte. »Warst du denn auch schon drinnen? Wir haben
     uns den Umbau einiges kosten lassen.«
    Flo nickte. »Thea hat mich reingelassen   –«
    David unterbrach ihn. »Tatsächlich? Wie hast du das denn geschafft?«
    Jetzt musste auch Flo wieder lächeln. »Sie kannte meinen Namen durch dich.«
    David kippte den Drink.
    »Sie hat mich sogar in dein Arbeitszimmer geführt.«
    »Ist ja allerhand.« David grinste. »Das hätte ich euch gar nicht zugetraut.«
    »Sie macht sich große Sorgen«, sagte Flo, wieder ernster.
    »Ja.« Über Davids Gesicht huschte ein Schatten. »Ich weiß.« Aber dann gab er sich einen Ruck. »Hast du das Material gesehen,
     das ich in meinem Zimmer gesammelt habe? Zu einem Projekt namens ›Metafilm‹?«
    »Das ist alles, was dich interessiert?« Flo sah ihn fassungslos an. »Deine Projekte? Was denkst du dir eigentlich? Du wirst
     gesucht! Die Polizei ist hinter dir her! Deine Freundin weiß nicht, wo du steckst! Hannes hat einen Unfall gehabt, den er
     vielleicht nicht überlebt hat. Was ist los, David?«
    »Du hast recht«, sagte David. »Vergessen wir den ›Me tafilm ‹. Den bekomme ich sowieso nicht mehr fertig. Das bisschen, was wir damals gedreht haben, war zwar ganz in Ordnung, aber um
     weiterzumachen, hätte das Studio noch mal ordentlich drauflegen müssen. Da haben sie kalte Füße bekommen.« Er gluckste. »Scheiß
     drauf, irgendwie war das Projekt falsch aufgezogen, Thea hatte es immer gesagt. Ich hätte auf sie hören sollen.«
    David hob eine Hand und zeigte dem Barkeeper zwei Finger. »Andererseits«, er warf Flo einen Blick zu,»wenn man es nicht ausprobiert, wird man nie schlauer, oder?«
    Flo schwieg.
    »Es ist ein Jammer«, fuhr David fort, »ich komm von den Achtzigern nicht los. Die unendliche Verschiebung des Signifikanten
     ersetzt das Signifikat – so war das doch, oder? Wer soll da geradeaus denken?« Er grinste. »Manch mal glaube ich, dass mir das endgültig den Verstand vernebelt hat.«
    Flo starrte

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