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Davids letzter Film

Davids letzter Film

Titel: Davids letzter Film Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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nur ein paar Lappalien
     hatte zuschulden kommen lassen? Was war Davids Beziehung zu Tegtmeyer, zu Walter, zu Hölzemann? Was hatte er vorhin gesagt:
     Hölzemann ist ein Freund »von uns«? Wer uns? Mit wem hatte David sich eingelassen?
    Aber das Grübeln hatte zu nichts geführt. Und so warFlo über den Fragen schließlich in einen unruhigen Schlaf gesunken, aus dem ihn der Weckruf der Rezeption um Punkt sieben
     Uhr unsanft gerissen hatte.
     
    Für die U-Bahn -Fahrt von Zoo zum Platz der Luftbrücke brauchte er eine gute halbe Stunde. Kurz vor neun schritt Florian die steinernen Stufen
     des alten Flughafengebäudes empor, in dem das Landeskriminalamt untergebracht war. Er musste daran denken, was Davids Vater
     ihm einmal gesagt hatte, dass man ein Polizeigebäude immer unglücklicher verlässt, als man es betreten hat.
    Nachdem er sich vom Pförtner den Weg hatte erklären lassen, marschierte er durch die schmutzig-grünen Gänge und hoffte, so
     schnell wie möglich aus diesem Labyrinth wieder heraus zu sein. Immer wieder kamen ihm Beamte entgegen, Schutzpolizisten,
     aber auch Männer in Zivil, die so aussahen, als ob man lieber keinen Ärger mit ihnen bekommen sollte.
    Endlich fand er Riemschneiders Büro, klopfte und trat, ohne zu warten, ein. Der Beamte saß allein an seinem Schreibtisch und
     stand auf.
    »Haben sich
Ihre
Leute gestern Nacht im Garten der Villa von Frau Harloff herumgetrieben?« fragte Flo zur Begrüßung. Er hatte entschieden,
     dass Angriff noch immer die beste Verteidigung war.
    »Wir haben das Haus im Auge, das stimmt. Aber ich glaube nicht, dass Sie unsere Leute bemerkt hätten. Dafür ist die Technik
     heute zu ausgefeilt. Aber setzen Sie sich doch.«
    Riemschneider deutete auf den Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand.
    Doch Florian zog es vor, stehen zu bleiben. »Sie wollen mich sprechen? Schießen Sie los.«
    Riemschneider warf ihm einen kurzen Blick zu. »Ich nehme fast an, Sie können sich denken, warum ich Sie hergebeten habe.«
     Er setzte sich wieder. »Es geht um Hannes Marin, Mosbachs Kameramann.«
    Ein kaltes Gefühl floss durch Florians Körper. Hannes. Natürlich!
    »Die beiden haben eine ganze Reihe von Filmen zusammen gemacht«, fuhr Riemschneider fort. »Marin wurde gestern Nachmittag
     getötet.«
    Getötet? Flo zuckte zusammen. Er spürte, wie der Beamte ihn beobachtete.
    Riemschneider lehnte sich zurück. »Der Mord war als Autounfall inszeniert. Der Fahrer ist flüchtig, von dem Wagen fehlt jede
     Spur. Aber ich bin sicher, es war kein Zufall, dass es Herrn Marin ausgerechnet jetzt erwischt hat. Außerdem haben wir die
     Aussage der Tochter   –«
    »Der Tochter?«, fiel Florian ihm ins Wort. »Die Kleine ist keine drei Jahre alt.«
    »Das stimmt. Was sie ihrer Mutter erzählt hat, war in der Tat ziemlich konfus. Andererseits: So etwas denkt ein Kind sich
     nicht aus.«
    »Was denn?«
    »Mit uns hat die Mutter die Kleine nicht sprechen lassen. Aber sie sagte, Maja habe ihr erzählt, dass sie ins Wohnzimmer gelaufen
     sei, um andere Stifte zu holen – da habe plötzlich ein Mann die Glastür geöffnet, die in den Garten führt   …«
    »Die lässt sich von außen öffnen?«
    Riemschneider nickte und fuhr unbeirrt fort: »…   seihereingekommen, habe sie ergriffen und hochgehoben.«
    »Ohne dass sie einen Mucks gemacht hat.«
    »Sie hat wohl Angst gehabt. Der Mann habe die Kleine in ein Auto gebracht, sagt die Mutter, dort festgehalten und etwas später
     wieder zurück in den Garten getragen. Dann sei er verschwunden.«
    »Ach ja?«
    Riemschneider ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Wir gehen davon aus, dass Maja keine zehn Minuten in seiner Gewalt war.
     So lange hat es in etwa gedauert, bis Frau Marin ihre Tochter wiedergefunden hat.«
    »Und während sie sie gesucht hat   …«
    »Hat sie ihren Mann angerufen. Genau. Der ist natürlich in höchster Aufregung nach Hause gerast. Als er den Wagen geparkt
     hatte und die Straße überqueren wollte, ist er von einem Lieferwagen überfahren worden, der mit überhöhter Geschwindigkeit
     auf der Straße unterwegs war. Aber es war kein Unfall. Er war sorgfältig eingefädelt.«
    Flo wurde schwindlig. »Hören Sie, das   … Niemand konnte doch sicher sein, dass Hannes die Straße überqueren würde – er hätte doch auch auf der
anderen
Straßenseite parken   –«
    »Hätte er nicht«, unterbrach ihn Riemschneider trocken. »Es ist eine Einbahnstraße, und auf der Seite von Marins Bungalow
    

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