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Davids letzter Film

Davids letzter Film

Titel: Davids letzter Film Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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Männer, die wie Flo ihr Bier tranken. Sie waren älter als er, dick und unbeweglich, eingehüllt
     in abgewetzteLederjacken. Ihre Hände waren die von Arbeitern, ihre Gesichter aufgequollen, ihre Augen verrieten, dass sie sich damit abgefunden
     hatten, zu trinken. Das Leben hatte ihnen nichts mehr zu bieten.
    Sein Handy klingelte, und er ging ran.
    »Wo steckst du?«
    Es war David. Flo musste grinsen. Davids Stimme hatte sich nicht verändert. Sie klang noch immer so, als hätten sie gerade
     nichts anderes vor, als eine ganz wunderbare Idee in die Tat umzusetzen. Flo nannte ihm den Namen der Kneipe.
    »Ich hol dich ab.« David hängte auf.
     
    Zwanzig Minuten später kam er durch die Tür spaziert. Die anderen Kneipenbesucher sahen kurz auf. David passte nicht hierher,
     sein Mantel war zu elegant, sein Gang zu federnd, seine Augen zu wach.
    Als er Florian sah, runzelte er die Stirn. »Was gibt’s denn, Flo, hast du es dir überlegt?«
    Florian hatte inzwischen noch ein Bier und einen Korn hinter sich gebracht und wirkte ein wenig zerknautscht. Aber der Alkohol
     tat ihm gut, nahm die Spannung aus seinen Schultern. Und er freute sich, David zu sehen. »Ich hab drüber nachgedacht, ja.«
    Ein Anflug von Spott glitt über Davids Gesicht. Jedoch kein verletzender Spott, eher der, mit dem zwei Freunde sich aufziehen.
    »Und? Bist du dabei?«
    Da fiel Flo wieder ein, dass er David zur Rede stellen wollte. Dass er nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen, sondern
     dass er wissen wollte, was dran war andem, was Riemschneider ihm erzählt hatte. Für einen Augenblick hatte er das regelrecht vergessen gehabt, zu sehr hatten sich
     seine Gedanken, während er auf David gewartet hatte, in den Erinnerungen verloren.
    Aber jetzt sah er wieder klar. Er musste Bescheid wissen. »Lass uns ein paar Schritte gehen«, krächzte er, legte dem Wirt
     Geld auf die Theke und trat aus der Kneipe.
    Draußen wurde es bereits dunkel. Die Menschen kamen von der Arbeit, die Straßen waren von Autos verstopft. Sie liefen ein
     Stück schweigend nebeneinander, Flo suchte nach Worten. Ich hätte vielleicht doch ein Bier weniger trinken sollen, dachte
     er.
    Davids Ausdruck verhärtete sich. »Was ist, Flo?«, fragte er schließlich. »Du siehst schlecht aus. Bekommt dir Berlin nicht?«
     Er schlug den Mantelkragen hoch. »Kann ich verstehen. Der Winter hier ist fürchterlich, ich werde mich nie daran gewöhnen.
     Kein Wunder, dass du nach Spanien abgehauen bist.«
    Flo blieb stehen. »Ich war heute früh bei Riemschneider.«
    David blieb ebenfalls stehen. »Ich weiß. Und? Haben sie schlecht über mich gesprochen?« Wieder tanzte der Spott in seinen
     Augen. »Ich hab’s dir doch gleich gesagt.«
    Doch Flo konnte nicht mitgrinsen. »Was ist dran an der Geschichte?« Fast duckte er sich ein wenig. Er hatte Angst vor der
     Antwort.
    David wurde ernst. »Hannes?«
    Flo nickte.
    David stöhnte auf. »Ich wusste es! Was wollen die von mir?« Jetzt war es ehrlicher Ärger und Wut. »Scheiße!« Er sah Flo an.
     »Ich hab dich gewarnt, sie werden dir irgendeinenDreck erzählen. Und? Sie haben’s gemacht. Ich hab keine Ahnung, was mit Hannes passiert ist. Trotzdem wollen sie mich da reinziehen.
     Es ist echt zum Kotzen!« Er fing wieder an zu laufen, Flo hielt mit. »Aber sie werden mich nicht damit kriegen, nicht mit
     so einem Scheißdreck.«
    Flo berührte ihn am Arm, damit er stehen blieb. »Du hast nichts mit Hannes’ Tod zu tun?«
    David sah ihn an. »Natürlich nicht, Flo. Was denkst du denn? Haben sie dir jetzt vollkommen den Kopf verdreht?«
    Flo sah ihm in die Augen. Er kannte David. Sicher, sie hatten sich länger nicht gesehen. Aber er traute ihm.
    David packte seinen Arm. »Hör zu, Flo. Okay, ich habe bei ein paar Filmen mitgemacht, die vielleicht nicht ganz so schön sind.
     Aber das hab ich nur fürs Geld gemacht, Tegtmeyer hat immer gut gezahlt. Und es hat mich nie wirklich interessiert. Woran
     ich wirklich arbeite, ist etwas ganz anderes!« Er starrte Flo mit leuchtenden Augen an.
    Florian schwankte ein wenig. »Riemschneider hat mir eine Aufnahme aus einem Bergwerk in China gezeigt. Heftiges Zeug. Er hat
     auch ein Polizeivideo erwähnt. ›Cop-Clip‹, ›Doc-Clip‹, wie sie alle heißen. Ist es das, was dich wirklich interessiert? Wovon
     du gestern gesprochen hast?«
    David nickte. »Zum Teil. Hast du ein bisschen Zeit? Dann könnte ich dir was zeigen.«
    Flo zögerte. Wollte er das wirklich? Jetzt, wo sein Ziel zum

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