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Davids letzter Film

Davids letzter Film

Titel: Davids letzter Film Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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regelmäßigen Abständen Türen
     abzweigten, zwischen denen die Plakate deutscher und internationaler Kinoproduktionen aus den letzten Jahren aufgehängt waren.
    »Die Büros der Firma, die meinen letzten Film produziert hat«, erläuterte David mit Blick auf die Türen, an denen sie vorbeikamen.
     »Du hast davon gehört, oder?«
    »Du meinst ›Tabu‹?«
    »Das ist der Arbeitstitel, ja.«
    »Deswegen hat Hölzemann mich ja losgeschickt. Der Regisseur des ›Corps‹, auf dessen neuen Film alle warten, ist spurlos verschwunden.
     Das war der Aufhänger.«
    David kicherte. »Na ja. Immerhin hast du angebissen.« Er blieb vor einer Tür stehen und schloss sie auf.
    »Zeigst du mir jetzt etwa ›Tabu‹?«, fragte Flo, nun doch neugierig.
    David nickte und stieß die Tür auf. »Nicht den ganzen Film, er ist noch nicht fertig. Aber ein Stück daraus.« Er betrat den
     noch dunklen Raum und knipste das Licht an. »Wenn ich mich nicht dauernd verstecken müsste, hätten wir die Arbeit längst abschließen
     können.«
    Flackernd erwachten die Neonröhren an der Decke zum Leben. Das fahle Kunstlicht erhellte zahlreiche technische Geräte: Bandmaschinen,
     Bildschirme, Computer, Tonmischer, Referenzmonitore, Oszillografen und Lautsprecher. Flo musste unwillkürlich an ein Flugzeugcockpit
     denken.
    »Willkommen in meinem Schneideraum«, erklärteDavid, während er begann, die Geräte einzuschalten, die sich zum Teil auch unterhalb des Tisches befanden, auf dem die Tastaturen
     standen.
    Nacheinander glommen die Leuchtanzeigen auf, und das elektrische Surren der erwachenden Apparaturen begann den fensterlosen
     Raum zu erfüllen. Verständnislos, aber beeindruckt beobachtete Flo die Anzeigen, die auf den Bildschirmen erschienen. Seit
     Jahren träumte er vom Filmen, einen richtigen Schneideraum aber hatte er noch nie gesehen.
    David richtete sich wieder auf und wies auf einen bequemen Sessel, der etwas hinter dem Schneidetisch stand und von dem aus
     man eine gute Sicht auf den großen Flachbildschirm hatte, der in der Mitte des Tischs eingelassen war.
    »Setz dich, ich bleib hier vorne, dann kann ich die Knöpfe bedienen.«
    Flo nickte, zog seinen Mantel aus, warf ihn über die Lehne des Sessels und ließ sich in das Polster sinken. »Jetzt bin ich
     aber gespannt.«
    David lächelte. »Ich hoffe, ich enttäusche dich nicht.« Er zog ebenfalls seinen Mantel aus und nahm auf dem Drehstuhl des
     Cutters Platz.
    »Außer dem ›Auge‹ hab ich ja noch keinen Film von dir richtig gesehen«, meinte Flo. »Und selbst den hab ich nicht bis zum
     Ende durchgehalten.«
    David klickte sich durch das Menü, das auf dem Flachbildschirm erschienen war. »Na, klasse.«
    Flo wurde unruhig. »Ist ›Tabu‹ eher was für Hartgesottene? Muss ich mir Sorgen machen? Nicht, dass du mich hier mit Bildern
     vergiftest.«
    David lachte, wandte den Blick von dem Bildschirm ab und sah zu Flo. »Vorab nur so viel. Wenn du eine Mega-Produktion im Stil
     vom ›Metafilm‹ erwartest, liegst du falsch. Damit hat ›Tabu‹ nichts zu tun.«
    »Schade. Ich dachte, jetzt gibt’s ’nen richtigen Kinoabend.«
    »Gibt es auch, aber vielleicht anders, als du dir das vorstellst. Diese Hochglanzproduktionen, sicher, das ist eine tolle
     Sache, das hat mich auch immer fasziniert. Mit dem ›Corps‹ und dem ›Metafilm‹ hab ich ja auch etwas in der Richtung versucht.«
     David wischte sich mit der Hand über den Nacken. »Bis ich begriffen habe, dass nicht die Bilder das sind, was bei einem Film
     wirklich zählt.«
    Die Bilder sind nicht das, was wirklich zählt? Das hätte man David mal vor ein paar Jahren sagen sollen, dachte Florian. Er
     hätte nur gelacht. Die Bilder waren es doch, was sie ursprünglich nach Filmen geradezu süchtig gemacht hatte.
    »Keine tollen Bilder?« Er sah David ein wenig skeptisch an.
    Der lächelte. »Nein, die sind schon okay, wirst du ja gleich sehen. Aber mir ging es in dem Film nicht darum, großartige Bildkompositionen
     zu gestalten, weißt du? Außergewöhnliche Kamerafahrten, atemberaubende Schnitte, fantastische Farben – all das nicht. Das
     lenkt doch nur ab von dem, worum es wirklich geht.«
    »Und worum geht es wirklich?«
    »Um die Geschichte.«
    »Aber die wird doch durch die Bilder transportiert.«
    »Ja, klar. Aber in dem Moment, in dem dem Zuschauer ein Bild regelrecht auffällt, weil es so besonders ist, wirder von der Geschichte, vom Inhalt, von der Handlung ja abgelenkt. Und das schadet letztlich der

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