Davidson, Mary Janice - Me(e)hr Mann fürs Herz
die gleiche Ausbildung. Aber er schreibt Liebesromane. Artur ist der Prinz vom Schwarzen Meer!“
„Ich weiß ja selbst“, sagte sie trocken, „was die beiden so treiben.“
„Also beeil dich und sag ihm schnell ja, bevor er es sich noch mal überlegt und sich eine andere Meerjungfrau aussucht. Davon gibt es nämlich viele hier im Meer, weißt du. Ehrlich gesagt, ich bin überrascht, dass er nicht schon während des vergangenen Jahres zur Vernunft gekommen ist.“
„Hau jetzt endlich ab! Ich brauche noch ein wenig Schlaf, bevor ich fünfhundert Leute, die mich hassen, davon überzeugen kann, was das Beste für sie ist.“
„He, Prinzessin Diana hat es auch nicht leicht gehabt“, sagte er und ging rückwärts durch die Tür. „Aber sie wurde zu einer Ikone! Fred, die Ikone! Ich sehe es ganz deutlich vor mir.“
„Toll, Jonas. Ganz toll.“
33
Ihr alle kennt unsere nächste Rednerin … oder habt zumindest von ihr gehört. Ihr Vater war Kortrim, von dem viele von uns nicht mehr sprechen. Ihre Mutter ist Dame Moon, die sie geliebt und aufgezogen hat wie eine der ihren, obwohl sie eine Landbewohnerin ist.
Was für ein schönes zweideutiges Kompliment, dachte Fred. Sarkasmus beruhigte ihre angespannten Nerven. Ich werde meiner Mutter sagen, wie seltsam es sei, dass sie mich nicht zu Sushi klein gehackt hat, obwohl sie doch ein psychopathischer Zweibeiner ist.
Sie ist ein Kind beider Welten … Sie hat ihr ganzes Leben unter den Landbewohnern verbracht, aber sie gehört auch zu unserem Volk.
Mit anderen Worten: nicht Fisch, nicht Fleisch.
Fred schwamm langsam zu Mekkam. Anders als in einem Gerichtssaal gab es hier nirgendwo einen besonderen Platz, von dem aus man seine Zeugenaussage zu machen hatte. Stattdessen wusste sie, dass Mekkam ihre Gedanken aufnehmen und den Meermenschen überall auf der Welt mitteilen würde.
Sie dachte, nicht zum ersten Mal, dass es kein Wunder war, dass er der König war.
Hallo. Ich danke Ihnen für die nette Begrüßung, König Mekkam. Ja, mein Name ist Fred. Dr. Fredrika Bimm, das heißt, ich habe viele Jahre lang Meeresbiologie studiert. Ich … ich habe eine Affinität dazu, könnte man wohl sagen.
Niemand lachte, aber sie spürte immerhin ein belustigtes Rauschen. Sie sah Tennian, die ganz in der Nähe saß, und nickte ihr zu. Die junge Meerjungfrau nickte zurück und lächelte. Wahrscheinlich hatte sie es aufmunternd gemeint, und so hätte es wohl auch gewirkt, wären nicht die vielen scharfen Zähne gewesen …
Ich habe sehr lange über eure Entscheidung nachgedacht. Unsere Entscheidung, meine ich. Und ich kann ehrlich sagen, dass ich beide Seiten verstehe.
Das ist wohl auch der Grund, warum ein Fremder heute hier sprechen darf, anlässlich einer so erhabenen Gelegenheit.
Ein ihr unbekannter Wassermann, der ungefähr ihre Größe hatte, schwebte zehn Meter zu ihrer Linken. Sein Haar war schneeweiß, ebenso wie seine Augen. Der Kontrast zu seinen Pupillen war so markant, dass es wirkte, als wäre er blind.
Möchtest du nicht hören, was sie zu sagen hat, Dessican?, fragte Artur, offenbar freundlich interessiert.
Es geht nicht um das, was ich möchte. Sondern darum, was richtig ist. Ihre Familie ist hier nicht mehr willkommen, seitdem ich geboren wurde.
Deswegen fühlt ihr euch auch alle so verdammt bedroht von mir, dachte Fred amüsiert. Sie kannte Dessicans Blick: Es war der eines jungen Rotzlöffels, der sich gerne überschätzte. Und der nicht vor der ganzen Versammlung einen Rückzieher machen wollte.
Glaubst du, wir wüssten nicht, aus welcher Familie sie stammt?, fragte Artur, immer noch etwas gelangweilt. Dass mein Vater es nicht weiß und es nicht bedacht hat?
Wenn alle bei einem Pelagial angehört werden können, dann darf auch ich sprechen. Und ich finde nicht, dass der König …
Was? Jetzt war Arturs Stimme fast zu einem trägen Schnurren geworden. Du findest nicht, dass der König … was?
Dessican schien zu begreifen, dass, obwohl vielleicht auch andere mit Freds Anwesenheit nicht einverstanden waren, dennoch niemand das Wort ergriff. Gerade weil jeder bei einem Pelagial angehört werden konnte, war auch Fred eingeladen worden zu sprechen.
Und zwar von dem König selbst.
Ich bin nicht der Einzige, der so denkt, begann Dessican lahm und ließ den Blick über die große Versammlung schweifen.
Tatsächlich. Nur der Einzige, der unhöflich genug ist, die Logik des Königs infrage zu stellen, ganz zu schweigen von dem Gast, der von ihm
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