Davidson, Mary Janice - Traummann an der Angel
gerannt.
„Hallo“, keuchte er, „was habe ich verpasst?“
Die kleine Runde verstummte mitten im Streit und drehte sich zu ihm um.
„Nun, der Prinz vom Schwarzen Meer glaubt nicht an wissenschaftliche Methoden“, begann Fred und wischte sich gereizt eine Haarlocke aus den Augen. „Lieber möchte er sofort in den Hafen springen und richtig durchgreifen. Als wenn es so einfach wäre.“
„Das habe ich nicht …“
„Und Thomas findet, dass wir noch ein paar Nachforschungen mehr anstellen sollten, bevor wir eine gerichtliche Verfügung beantragen, und als Artur erfahren hat, dass eine gerichtliche Verfügung im Wesentlichen ein eindringlich formuliertes beschriebenes Blatt Papier ist …“
Er winkte ab, um ihr weitere Erklärungen zu ersparen. „Ist gut. Ich verstehe schon.“ Er streckte die Hand aus, und der verständnislos dreinschauende Postdoc schüttelte sie. „Hi, Jonas Carrey. Freds bester Freund. Ihr ältester, bester, liebster Freund. Der“, sagte er, um den Neuen zu testen, „vor dem sie keine Geheimnisse hat.“
„Ich weiß, dass sie Wasserwesen sind, wenn es das ist, worauf Sie anspielen.“
„Oh gut, dann sind wir ja alle auf demselben Informationsstand.“
„Ich fürchte, das stimmt nicht“, grummelte Fred. Sie sah zerknittert und mitgenommen aus in ihrem „Nantucket“-T-Shirt, den abgeschnittenen Hosen (die Beine in unterschiedlicher Länge, wie er innerlich stöhnend feststellte) und Sandalen. Mit Grauen sah er, in welchem Zustand sich ihre Sandalen befanden, aber wie gewöhnlich konnte Fred auch so etwas tragen. Oder besser gesagt, niemand sah auf ihre Kleider, sondern nur auf sie.
Diese Herren zumindest interessierte es nicht die Bohne, ob Fred unordentlich gekleidet war, und seitdem der erste Teil von Fluch der Karibik auf DVD erschienen war keine Pediküre mehr genossen hatte. Stattdessen sahen sie sie an, wie Jonas einen Teller frisch gekochte, mit Meersalz bestreute Edamame.
Er machte den Versuch dazwischen zugehen. „Komm schon, Artur, so etwas dauert länger als einen halben Tag. Der einzige Grund, warum Dr. Pearson …“
„Thomas.“
„… Tom …“
„Thomas.“
„Herrgott, du bist erst einen Tag mit Fred zusammen und sieh, was aus dir geworden ist! Okay, okay. Thomas ist mit dabei, damit er den langweiligen Papierkram erledigen kann. Das ist der einzige Grund.“
„Vielen Dank. Du weißt wirklich, wie man jemanden willkommen heißt.
Warum bist du denn mit dabei?“
„Weil wir ihn umbringen müssten, um ihn loszuwerden“, murmelte Fred. Sie sah furchtbar aus, selbst für ihre Verhältnisse. Jetzt, aus der Nähe, sah er die dunklen Ränder unter ihren Augen, beinahe wie blaue Flecken. Er hatte eine Ahnung, was sie die ganze Nacht wachgehalten hatte. „Unterschätze ihn nicht, Thomas. Er kann uns Sandwiches holen und Besorgungen machen. Er kennt alle Kellnerinnen von hier bis zur Commonwealth Avenue.“
„Das stimmt“, sagte er bescheiden und insgeheim gekränkt, dass man ihn auf den Sandwich-Boy reduziert hatte.
„Dieses endlose Geschwätz ist unerträglich.“
„Das meine ich aus deinem Gejammere herausgehört zu haben.“
„Königssöhne jammern nicht.“
Thomas und Fred schnaubten gleichzeitig verächtlich.
„Artur, gib uns nur noch ein paar Tage. Wir …“ Fred sah sich um, zog Jonas näher zu sich, und sie steckten die Köpfe zusammen wie zu einer seltsamen, gattungsübergreifenden Spielzugbesprechung beim Football. „Thomas hat schon einige Infos zusammengetragen. Wir müssen die Quelle ausfindig machen. Dazu können wir nicht einfach in den Hafen latschen und uns jeden x-Beliebigen vorknöpfen.“
„Das stimmt“, sagte Jonas, „x-beliebig ist nie gut. Obwohl da gab es mal dieses Mädchen in Revere, das …“
„Und was mache ich in der Zwischenzeit?“ Zuerst hatte Artur erschrocken ausgesehen, als Fred und Jonas ihm den Arm um die Schultern gelegt und ihn zu sich herangezogen hatten, aber jetzt war er ganz eindeutig frustriert – mehr als eindeutig in dieser merkwürdigen, gebückten Stellung. Einen Moment lang hatte Jonas Mitleid mit diesem Kerl, der wahrscheinlich sonst in seiner Freizeit mit großen weißen Haien rang. Und wahrscheinlich wollte er sich Thomas gegenüber keine Blöße geben, auch wenn es der Sache dienlich gewesen wäre. „Wir verschwenden nur Zeit und das …“
„Ja, das haben wir verstanden.“ Fred schnitt ihm das Wort ab. „Die ganze Situation ist doch schon schräg genug, du musst doch
Weitere Kostenlose Bücher