Davidson, Mary Janice - Traummann an der Angel
meinem Vater, dem Großkönig, zu Ohren kam, hat er mich mit der Aufgabe einer Nachforschung betraut.“
„Dann ist der königliche Palast oder das Korallenriff oder was auch immer im Schwarzen Meer?“
„Ja.“
„Ich frage mich, warum es so lange gedauert hat, bis die Nachricht …“
„Von uns gibt es nur ungefähr eine Million auf der Erde.“ „Oh. Aha. Hm. Und da die Erde größtenteils mit Wasser bedeckt ist …“ „Genau.“
Genau, das war das richtige Wort. Das erklärte, warum Fred nie auf einen ihrer Art getroffen war, obwohl sie einmal die gesamte Ostküste entlang geschwommen war. Telepathie wirkte wohl auch nur über eine gewisse Distanz hinweg, überlegte sie.
„Aber wie …“
„Wisst ihr, diese Frage habe ich gerade vor einer halben Stunde mit Jonas durchgekaut“, schnitt Fred ihm das Wort ab. „Warum lasst ihr mich nicht einfach allein und lernt euch näher kennen?“
Beide sahen sie verblüfft an. „Was soll das heißen?“ „Die Frage meiner Unterkunft ist noch nicht geklärt.“ „Mag sein, aber jetzt hast du jemand anderen, mit dem du sie klären kannst.“
Stirnrunzelnd betrachteten sie einander, um sie dann wieder mit saurer Miene anzusehen. Sie erklärte es ihnen. „Ihr passt zusammen wie Nick Nolte und Eddie Murphy. Oder Owen Wilson und jeder andere. Löst den Fall. Und ich …“ Widme mich wieder meinem Alltag, dachte sie. Ihrem netten, langweiligen, geordneten, unkomplizierten Alltag.
Warum bloß war der Gedanke nicht halb so verlockend wie noch heute Morgen?
„Aber du musst uns helfen“, sagte Thomas genau in dem Moment, als Artur polterte: „Es steht dir nicht zu, deine Pflichten zu missachten.“
Und dann hielten sie ihr beide gleichzeitig einen Vortrag über die Unantastbarkeit der Meere und ihre Pflicht sowohl als Wissenschaftlerin als auch als Meerjungfrau und dass drei Köpfe besser seien als zwei und dass sie es ihrem Prinzen und ihrer Karriere schuldete, blablabla, bis sie schließlich schrie: „Ist ja gut, ich helfe euch, aber seid endlich still.“
Thomas lehnte sich zurück und lächelte. „Alles klaro.“
Doch als auch Artur lächelte, verging ihm das Lächeln. „Wohl gesprochen.“
„Dann ist es also beschlossen.“
„In der Tat. Und wohl gesprochen.“
Flüchtig spielte Fred mit dem Gedanken, in das Hafenwasser zu springen, zum Horizont zu schwimmen und nicht zurückzuschauen. Nicht ein einziges Mal.
„Da wären wir“, verkündete Thomas, zog seine Schlüsselkarte durch das Türschloss und stieß die Tür zur Präsidentensuite auf. „Groß, aber nicht mein“, sagte er fröhlich.
Fred, die in weitaus bescheideneren Verhältnissen aufgewachsen war, und Artur, der königliche Sohn, waren beeindruckt und sagten das auch.
Thomas zuckte die Achseln. „Nun, wie ich an meinem ersten Tag bereits sagte … du erinnerst dich vielleicht“, sagte er zu Fred, „schreibe ich Liebesromane.“
„Natürlich erinnere ich mich“, sagte sie. „Das war“, sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, „vorgestern.“
„Richtig. Das ist wirklich erst zwei Tage her!“
„Wem sagst du das“, murmelte sie.
„Naja, wenn ich herumreise und meine Forschungen betreibe, versuche ich immer, selbst für die Kosten meiner Unterkunft aufzukommen. Für mich ist das eine Kleinigkeit, aber für sie bedeutet es viel. Du weißt ja selbst, wie diese Wasserforschungsprojekte …“
Fred nickte. Als Artur sie verwirrt ansah, erklärte sie: „Vielen der Postdoktoranden-Projekte wurden die staatlichen Zuschüsse gekürzt. Oder ihnen stand von Anfang an nicht viel zur Verfügung. Und das betrifft nicht nur diese speziellen Projekte. Fast alle Aquarien im Land sind auf private Spenden angewiesen.“
Arturs Lippen wurden schmal. „Das war mir nicht bekannt, aber es ist auch keine Überraschung für mich.“ Und einstimmig sagten sie: „Zweibeiner.“
„Hört ihr wohl damit auf“, sagte Thomas und warf die Schlüsselkarte auf den zwei Meter fünfzig langen Esstisch aus Mahagoni. „Wir sind nicht alle so. Ich bin derjenige, der versucht, dieses Problem mit den Toxinen aufzuklären, muss ich euch daran erinnern?“
„Herzlichen Glückwunsch“, sagte Artur, während er durch die Suite schlenderte. „Einer von tausend Zweibeinern ist sich bewusst darüber, dass dieser Planet nicht dazu da ist, damit ihr ihn zerstören könnt.“ Fred schnaubte, und Thomas sagte: „Jetzt bist du einfach nur gemein, lieber Freund. Ah, das zweite Schlafzimmer ist
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