Davidson, Mary Janice - Unter Wasser liebt sich's besser
verstecken.
„Rika, dieser Mann ist …“
„Mein Vater. Den ich nie kennengelernt habe. Den ich nun kennenlernen werde. Der ein Gast in meinem Haus ist.“
„Ich glaube, du würdest ihn mögen“, meldete sich Moon zu Wort, „wenn du ihm eine Chance geben würdest, Artur.“
„Er hat versucht, meinen Vater umzubringen, gute Frau.“
„Oh. Nun, das ist natürlich schwer zu verzeihen“, musste Moon zugeben. „Aber er hat selbst gesagt, dass er noch ein Kind war, als …“
„… er Hochverrat begangen hat.“
„Ich werde gehen“, sagte Farrem.
„Du rührst dich nicht vom Fleck“, sagte Fred streng. Und dachte: Warum setze ich mich so für ihn ein? Weil es Artur ärgert? Damit meine Mutter meinen Vater kennenlernen kann? Oder ich? Warum nur? „Tennian hat sich sicher überschlagen, um dir die Neuigkeit zu erzählen.“
„Tennian hat ihre Pflicht getan.“
„Ja, sie ist auch gar nicht voreingenommen.“
„Fredrika“, sagte Farrem leise. „Die königliche Familie hat ja allen Grund, mir zu misstrauen.“
„Ja, ja, das habe ich verstanden. Artur, das alles ist dreißig Jahre her. Er war noch ein Kind. Dein Vater hat ihn verbannt. Verbannt! Drei Jahrzehnte lang hat er keinen Kontakt zu einem anderen Angehörigen des Unterseevolkes gehabt. Zählt das denn gar nicht?“
Der Prinz schwieg grimmig.
„Außerdem weiß ich nicht, ob ich deinen Heiratsantrag annehmen kann, wenn du dich weiterhin so selbstherrlich verhältst“, sagte sie in der Hoffnung, ein Scherz würde ihn lockerer machen.
Farrem riss die grünen Augen auf. „Heiratsantrag? Von dem Prinzen, natürlich!“ Er schlug sich an die Stirn … „Als du hereinkamst, hast du sie ‚die, die bald meine Gefährtin sein wird’ genannt. Aber ich habe so auf deine Hände geachtet, dass ich nicht … Dann wird sie also meine Prinzessin und eines Tages meine Königin sein?“ Er schüttelte so heftig den Kopf, dass seine grünen Haare flogen. „Erstaunlich! O Ironie des Schicksals, die uns alle zu ihren Sklaven macht.“
„Das hast du schön gesagt, Farrem“, hauchte Moon.
„Ich habe noch nicht Ja gesagt, also beruhige dich wieder. Und du!“ Sie wandte sich Artur zu, der beleidigt und wütend zugleich aussah. „Ich lese in dir wie in einem offenen Buch, Artur. Du denkst sicher, dass sich durch das Auftauchen meines Vaters noch mehr Meermenschen gegen mich stellen werden. Bisher haben sie alle gedacht, er sei tot. Aber nun … dadurch könnte es heikel sein, mich zu heiraten, vor allem, wenn die öffentliche Meinung nicht auf deiner Seite ist.“
„Ich möchte doch sehr hoffen“, sagte er steif, „dass ich nicht ganz so wankelmütig bin.“
„Nun, Artur, das hoffe ich auch.“
„Fred!“, sagte Moon erschrocken.
Sie drehte sich zu ihr um. „Meinst du nicht, du und Sam, ihr solltet …“
Und dann öffnete sich zum x-ten (und letzten) Mal die Tür, und Thomas stürmte herein. „Fred, Artur hat herausgefunden, dass dein Vater hier ist. Er ist auf dem Weg zu dir, um … Oh.“ Er bremste gerade noch rechtzeitig ab, um mit quietschenden Sohlen kurz vor dem Tisch zum Stehen zu kommen. „Oh, äh … anscheinend weißt du schon Bescheid.“
Fred ließ die Stirn auf die Tischplatte fallen. „Gebt mir alle den Hausschlüssel zurück“, stöhnte sie.
21
Eine Stunde später befanden sich ihre Eltern auf dem Weg zu ihrem Hotel, Artur war schmollend von dem Steg ins Wasser gesprungen, Farrem hatte sich in sein Zimmer zurückgezogen, und Fred und Thomas tranken das letzte Bier.
„Was für ein Tag“, seufzte sie. „Und er ist erst gerade mal zur Hälfte vorbei!“
Thomas lächelte sie an. „Eine Woche bei dir ist aufregender als ein Jahr sonst wo.“
„Rede keinen Unsinn“, sagte sie düster. „Ich bin nicht in der Stimmung für Schmeicheleien.“
„Wer sagt, dass es Schmeicheleien sind?“
„Schmeichler ist dein zweiter Vorname. Ich nehme an, dass es Tennian war, die dir gesteckt hat, dass Artur auf dem Weg zu mir war.“
„Tennian?“ Thomas sah verwirrt aus. „Die habe ich seit gestern Abend nicht mehr gesehen.“
„Wovon redest du? Wohnst du denn nicht bei ihr? Oder sie bei dir? Oder wo und wie auch immer? Im Unterwasserwohnmobil?“
„Und wovon redest du?“
„Weißt du was? Vergiss es. Vergiss es einfach. Ich will es gar nicht wissen.“
Thomas machte ein Gesicht, als verstehe er nur Bahnhof. „Fred, was redest du denn da für einen Blödsinn? Tennian und ich sind nur Freunde.“
„Ich
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