Davidson, Mary Janice - Unter Wasser liebt sich's besser
einen Landbewohner wäre. Das ist auch der Grund, warum sie ihren Regierungssitz dorthin gelegt haben. Dies hier …“, sie deutete mit einer unbestimmten Geste auf Sanibel Island, „das ist doch nur Theater. Es ist ein falsches Schloss, weil der König auf Nummer sicher gehen will. Das hast du mir selbst erklärt. Und das verstehe ich auch. Wirklich.“
„Es sieht aber gar nicht so aus, als würdest du es verstehen“, sagte Fred skeptisch.
„Aber wenn du heiratest – wenn du ein Mitglied der königlichen Familie wirst –, dann musst du umziehen. Ans andere Ende der Welt. Und ich will nicht … du bist meine einzige …“
„Mom, um Gottes willen.“ Fred konnte an einer Hand abzählen, wann sie ihre Mutter hatte weinen sehen. Der Anblick ängstigte sie und stimmte sie traurig und verwirrte sie gleichzeitig. „Das war es eigentlich gar nicht, was ich euch sagen wollte. Vielen Dank auch, Jonas.“
„Woher soll ich denn wissen, dass du nicht vorhattest, deiner Mutter zu erzählen, dass … ähem, ein Prinz um deine Hand angehalten hat?“
Moon schniefte und blinzelte hoch zu ihrer Tochter. „Soll das heißen, er hat dir gar keinen Heiratsantrag gemacht?“
„Oh doch. Ich habe mich nur noch nicht entschieden.“
Moon guckte entsetzt, während Jonas ihr fürsorglich die Wangen mit Kleenex trocken tupfte. „Aber dann habe ich ja alles verdorben! Jetzt wird dich meine Reaktion bei deiner Entscheidung beeinflussen!“
„Wann hat sie sich davon je beeinflussen lassen, Moon?“, fragte Sam milde, und damit sagte er genau das Richtige. Alle beruhigten sich ein wenig.
Moon zog noch einmal die Nase hoch. „Aber was gab es denn jetzt so ungeheuer Wichtiges?“
„Naja … das ist nämlich so. Mein Vater … mein leiblicher Wassermannvater – lebt.“
Moon und Sam starrten sie an.
„Blasen“, befahl Jonas, und Moon schnauzte sich in das Kleenex.
„Und er wohnt hier. Bei mir.“
Moon und Sam starrten weiter.
„Und er würde dich gerne wiedersehen. Wenn dein … äh, …“ Sie wandte sich an Jonas. „Wie hat er sich ausgedrückt?“
„.Wenn ihr Gefährte keine Einwände hat’“, half Jonas ihr auf die Sprünge. „Der Mann redet wie ein Buch. Wie ein gutes Buch“, ergänzte er eilig, „aber trotzdem. Ich habe immerhin einen Abschluss als Chemie-Ingenieur, aber nicht einmal ich rede so.“
„Wohl eher wie ein Comic. Wie dem auch sei, ‚ihr Gefährte’, das dürftest du wohl sein“, sagte sie zu Sam. „Er würde sie gerne wiedersehen, wenn du nichts dagegen hast.“
„Das habe ich nicht“, sagte Sam. „Ich würde ihn selbst gerne kennenlernen.“
„Ach, wie schön! Wie ein richtiges Familientreffen“, seufzte Jonas. „Eigentlich ist es ja ein echtes Familientreffen. Hier“, sagte er und hielt Moon noch ein paar Kleenex hin. „Nimm doch am besten die ganze Schachtel.“
Zwanzig.
Bevor sich alle wieder ganz beruhigt hatten, flog die Haustür auf, und Farrem kam herein. Humpelte herein, genauer gesagt. Außerdem sah man jetzt schon, dass er bald ein wunderschönes Veilchen haben würde.
Fred war auf den Beinen, bevor sie wusste, dass sie aufstehen würde. „Himmel! Was ist denn mit dir passiert?“
„Ich habe drei oder vier Vertreter der alten Garde getroffen“, sagte er trocken. „Sie haben mich daran erinnert, dass meine Jugendsünden nicht vergessen sind.“ Er belastete sein geschwollenes Auge und grinste, wobei er allen Anwesenden einen ausgezeichneten Blick auf die sehr scharfen Zähne der Meermenschen gewährte. Beinahe hätte sich Sam an seinem Bier verschluckt. Den Anblick war er nicht gewohnt, denn Fred hatte die Zähne ihrer Mutter geerbt. „Und zwar nachdrücklich. – Aber wen haben wir denn da? Doch nicht etwa Freds Frau Mutter und ihren Gefährten?“
„H … Hallo“, sagte Moon und rieb sich die Augen. Dann musterte sie Farrem genauer, während dieser auf sie zukam, und schnappte nach Luft. „Mein Gott! Du bist nicht einen Tag älter geworden!“
Er lachte und nahm ihre kleinen Hände in seine. „Wenn das doch nur wahr wäre, Madame Bimm.“
„Bitte.“ Sie lächelte trocken. „Ich glaube, du kannst mich ruhig Moon nennen.“
„Mit der Erlaubnis deines Gefährten“, sagte Farrem und verbeugte sich leicht in Sams Richtung. Sam sah für einen Augenblick verblüfft aus, dann nickte er zurück.
Moon räusperte sich. „Steckst du … steckst du in Schwierigkeiten? Weil du zurückgekommen bist, meine ich?“
„Selbstverständlich“, erwiderte
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