Davidson, Mary Janice - Unter Wasser liebt sich's besser
mit dieser Auffassung stehst du nicht alleine da. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Und jetzt denkst du anders darüber?“
Er lachte. „Schließlich war mein Staatsstreich ja erfolglos. Das allein beweist schon, dass ich im Unrecht war. Aber ich brauchte dreißig Jahre, um zu verstehen -ja, ich weiß, ich bin ein bisschen begriffsstutzig –, dass Arturs Familie regiert, eben weil ihre starken telepathischen Fälligkeiten erblich sind. Nur weil er diese Fähigkeiten hat, ist der König in der Lage, für die Sicherheit seines Volkes zu sorgen. Ich hatte kein Recht dazu, ihn stürzen zu wollen.“
„Ich habe gehört, dass auch du nicht schlecht bist. Was deine telepathischen Fälligkeiten angeht, meine ich.“
„Ja, das war Segen und Fluch zugleich.“
Sie verstand. Ohne diese Macht hätte er den Putsch nie versucht. Und dann wäre er nie verbannt worden.
„Das muss toll sein. Ich kann das Unterwasservolk und die Fische nur unter Wasser hören, in Fischgestalt.“
Er legte die Stirn in Falten und den Kopf schräg. „Wie bitte?“
„An Land bin ich nicht in der Lage, wie Reinrassige mit den Angehörigen unseres Volkes zu sprechen. Und ich kann keine Fische hören oder sie spüren … nichts dergleichen.“
„Du … du beherrschst diese Sinne also nicht, wenn du Reine hast?“ Er versuchte, sich sein Entsetzen nicht anmerken zu lassen, doch ohne Erfolg.
„Schon gut, Farrem, das ist nicht schlimm. Ich wusste schon immer (dass ich anormal bin), dass ich anders bin, weil ich Fische sprechen hören kann. Bis ich Artur traf, wusste ich nichts von der Telepathie des Unterseevolkes. Also wusste ich auch nicht, was mir entging. Es macht mir nichts aus.“
Er war … Warum sah er sie so seltsam an?
„Fredrika“, er ging neben dem Pool in die Hocke, tauchte den Finger ins Wasser und zeichnete ein seltsames, kompliziertes Symbol auf den trockenen Beckenrand, „kannst du mir sagen, was das für ein Wort ist?“
Sie starrte auf die Schnörkel und Linien. „Ist das ein Wort? Für mich sieht es eher wie eine abstrakte Zeichnung aus.“
Er ließ sich auf die Knie sinken und betrachtete sie traurig.
„Was ist los?“ fragte sie. Auf einmal fiel es ihr schwer zu atmen. „Du siehst aus, als … stimme etwas nicht mit mir.“
„Das ist dein Name in unserer Sprache“, sagte er ruhig und freundlich. „Unsere Sprache kann man nur in Gedanken sprechen, unter Wasser.“
„Ich kann überhaupt nicht eure Sprache sprechen! Wenn ich mit den Fischen spreche und mit Artur und Tennian und den anderen, dann sprechen wir Englisch miteinander.“
„Nein, das stimmt nicht. Du sprichst die alte Sprache der Meere, die schon lange gesprochen wurde, bevor ein Fisch ein Mensch sein wollte und an Land kroch, wo ihm Lungen wuchsen. Wir – das Unterseevolk – sprechen sie durch vererbte Erinnerungen. Wir werden mit dieser Sprache geboren. Wenn du mit uns telepathisch kommunizierst, dann in unserer alten Sprache. Man kann sie nicht erlernen; man muss die Erinnerung an sie in sich tragen, die Erinnerung unserer Vorfahren. Aber das Erbgut deiner Mutter ist stark in dir – du hast nicht nur ihre Zähne, meine Tochter.“
„W … was?“
„Du wirst nie unsere Legenden lesen können. Du wirst nie mit uns an Land in unserer Sprache kommunizieren können. Wir können Englisch oder Französisch oder Italienisch lernen. Diese Sprachen sind lächerlich einfach, verglichen mit der viel älteren Sprache des Meeres. Deswegen können wir mit dir an Land sprechen. Aber du wirst unsere Sprache nie sprechen, unsere Gedanken hören, unsere Geschichten, unsere Legenden lesen können. Und vielleicht wirst du dieses … dieses Merkmal deiner Abstammung von den Landbewohnern“ – wie diplomatisch er sich ausdrückte! – „an die Kinder weitergeben, die du mit dem Prinzen haben wirst.“
Fred saß wie erstarrt und versuchte zu begreifen, was er ihr gesagt hatte. „Warum … warum hat Tennian mir nichts davon gesagt? Oder Artur?“
„Sie“, sagte er sanft, „brachten es wohl nicht übers Herz.“
„Tja …“ Sie brauchte ein paar Minuten, um sich von ihrem Schock zu erholen. „Das erklärt, warum Artur immer so komisch ist, wenn ich etwas wenig Meerjungfrauenhaftes tue.“
„Mit allem Respekt für den Prinzen, deine, äh …, genetisch bedingte Unfähigkeit, unsere Sprache zu verstehen, ist ein großes Problem.“ Farrem fuhr nach einer Pause fort: „Er muss dich sehr lieben, wenn er dich zu seiner Königin machen
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