Davidson, Mary Janice - Unter Wasser liebt sich's besser
Gelegenheit, mit dir unter vier Augen zu sprechen. Darf ich?“
„Natürlich. Ich kann ein wenig Ablenkung brauchen, glaub mir. Setz dich. Ich hoffe, du hast reichlich Off! mitgebracht.“
Er lachte leise. „Du armes Ding. Moskitos mögen keine Meermenschen. Das hast du von deiner Mutter geerbt.“
„Gott sei Dank!“, rief Fred. „Endlich ein Meermensch, der einen Landbewohner versteht. Normalerweise ernte ich nur verständnislose Blicke.“
Farrem hörte abrupt auf zu lachen. „Natürlich weiß ich, dass Off! ein Anti-Moskito-Mittel ist. Ich weiß sehr viel über die Welt an Land, denn ich habe viel Zeit hier verbracht.“
„Äh … ja. Tut mir leid. Ich wollte dich wirklich nicht beleidigen.“
Er setzte sich auf einen Gartenstuhl neben sie. „Das hast du nicht. Ich werde den Rest meines Lebens mit der Schande leben müssen. Zu Recht. Nichts, was du sagen könntest, ändert etwas an dem, was ich getan habe. Aber meine Verbannung hatte auch etwas Gutes. Zum Beispiel, dass ich jetzt neben dir sitze.“
„Oh“, sagte Fred. „Ich werde rot.“
„Es ist zu dunkel. Ich kann es nicht sehen“, erwiderte er.
„Fairem, kann ich dich etwas fragen?“
„Weil ich arrogant war und dachte, meine Wünsche seien wichtiger, als das Leben anderer zu verschonen. Weil ich grausam und dumm war.“
„Hm. Äh, ich wollte eigentlich fragen, wo du die ganze Zeit über gelebt hast.“
„Nein, wie peinlich!“, sagte er spöttisch, und Fred lachte wieder. Es war wunderbar, mit jemandem zu reden, der sich nicht gestelzt ausdrückte. Oder (als wäre er eine andere Art) als käme er aus einem anderen Land.
„Ich habe viel von der Welt gesehen. In meiner Verzweiflung bin ich während des ersten Jahrzehnts meiner Verbannung um die ganze Welt gereist. Gestartet bin ich natürlich an der Ostküste dieses Landes. Massachusetts, um genau zu sein.“
„Cape Cod, um noch genauer zu sein“, sagte Fred trocken, weil sie an einem der dortigen Strände gezeugt worden war.
„Genau! Meine Begegnung mit deiner Frau Mutter hat mich vor der Verzweiflung bewahrt. Ich hatte etwas sehr Wichtiges vergessen, nämlich dass es immer noch viele Menschen gab, die nichts von meiner Schande wussten, auch wenn mein eigenes Volk nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Sie war so lieb. Sie … hat mich gerettet.“
Fred sagte nichts, aber ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Sie und Jonas waren eigentlich übereingekommen, Moon nicht zu sagen, dass Farrem nur aus Verzweiflung mit ihr geschlafen hatte, weil er sonst niemanden gehabt hatte, zu dem er hätte gehen können. Doch jetzt kamen ihr Zweifel.
Sie … hat mich gerettet.
Moon verdiente es zu erfahren, dass sie für einen völlig Fremden etwas Wunderbares getan hatte.
Wie oft, dachte Fred, hatte sie die Großzügigkeit ihrer Mutter als etwas Selbstverständliches betrachtet. Vom ersten Tag ihres Lebens an. Wer wusste schon seine Mutter wirklich zu schätzen?
Während sie in Gedanken versunken war, hatte Farrem geschwiegen. Jetzt ergriff er mit leiser Stimme wieder das Wort. „Ich wollte mich selbst töten. Ich hatte geplant, an Land zu gehen, mich so weit wie möglich vom Wasser zu entfernen und dann an Dehydrierung zu sterben.“
„Himmel!“
„Für unsere Art ist es sehr schwierig“, sagte er, „sich selbst zu töten. Vielleicht hätte ich mich auch einfach von einem weißen Hai fressen lassen können. Aber das wäre recht blutig gewesen und auch schmerzhaft. Aber …“ Nun klang er wieder munterer, Gott sei Dank! „… deine Frau Mutter hat mich dazu gebracht, mein Vorhaben noch einmal zu überdenken. Also bin ich auf Reisen gegangen und habe viel gesehen.“
„Wie hast du … gelebt? Geld verdient?“
„Zuerst habe ich Fisch gefangen und ihn auf den Märkten der Küste verkauft. In Tokio später wurde mir klar, wie teuer Sushi-Qualität war – Thunfisch, Heilbutt, Tintenfisch…“
„Hör auf, mir wird schlecht.“
„Wie bitte?“
„Ich bin allergisch.“
„Das kann nicht sein. Du machst Scherze.“
„Nein. Ich vertrage keinen Fisch.“
Als ihr Vater das hörte, brach er in schallendes Gelächter aus. Wie die meisten Meermenschen fand auch er ihr Leiden urkomisch. „Oh! Oh, im Namen des Königs! Mein Kind … allergisch!“
„Ich freue mich, dass du dich darüber so amüsieren kannst.“
„Ich bitte um Verzeihung, Fredrika. Aber das ist wirklich lustig. Ich habe bemerkt, dass du die Zähne deiner Mutter hast. Eigentlich ist es gar nicht so
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