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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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der Klinke fest. »Der Vorschlag stammt aus London, nicht wahr?« Er war so nahe herangekommen, daß er sie hätte berühren können.
    »Ja. Versuchen Sie, es zu vergessen, bitte!«
    »Ich will niemanden dieser Art«, meinte Sasonow. »Und wenn es so wäre, dann möchte ich nicht, daß Sie es arrangieren.«
    Er legte seine Hand auf die Tür, als wollte er sie zumachen. »Verstehen Sie das nicht? Es gibt Männer, die nicht mit jeder beliebigen Frau ins Bett gehen möchten.«
    Sie hielt die Tür gegen seinen Druck offen. »Das verstehe ich. Ich sollte jetzt lieber schlafen gehen.« Sie hörte die Nervosität in ihrer eigenen Stimme. »Ich bin müde, es war ein langer Tag.« Der Druck gegen die Tür ließ nach. Er trat zurück. »Gute Nacht«, verabschiedete sie sich.
    »Gute Nacht.« Sasonow hörte, wie ihre Schritte auf dem Korridor verhallten und ihre Schlafzimmertür leise ins Schloß fiel. Er zündete sich eine Zigarette an und setzte sich auf den Bettrand. Er war nicht mehr wütend. Er hatte noch nie erlebt, daß sie mit ihrer kühlen Beherrschung aus dem Gleichgewicht geraten war. Die Verlegenheit stand ihr gut. Sie war errötet, als er sagte, er habe sie vermisst, und dann war sie richtig rot geworden, als sie in sein Zimmer kam. Er war nicht mehr wütend, weil er ihr glaubte. London hatte vorgeschlagen, sie solle ihm eine käufliche Frau besorgen. Sie hatte nicht den Auftrag erhalten, sich selbst anzubieten. Er war froh darüber. Er rauchte still vor sich hin und dachte über sie nach. Lange Zeit war sie für ihn ein Rätsel gewesen. Er wußte genau, wie ihr offizieller Auftrag lautete, aber Davina Graham war ein menschliches Rätsel. Sie war außerordentlich clever und hatte einen scharfen, intuitiven Verstand, sie war eine Frau, die es in der geistigen Auseinandersetzung mit jedem Mann aufnehmen konnte. Eine Herausforderung für einen Menschen wie ihn selbst: Die Leute in London waren gut beraten gewesen, einem Mann, der gern Schach spielte, ein menschliches Rätsel an die Seite zu geben. Trotzdem war sie empfindsam und auf eine schüchterne Art sehr weiblich. Die Schüchternheit gefiel ihm, und ihre sexuelle Reserve machte ihn neugierig. Im Laufe der letzten fünf Monate war er ihr näher gekommen. Und statt des Gegners, der ihn ins westliche Lager hinüberziehen wollte, sah er sie jetzt auch als Frau. Die Gedanken an sie waren verworren, er fürchtete die Nachtstunden, wenn er vor den wesentlichen Problemen seines Lebens stand, und er war vor seinen eigenen Zweifeln wehrlos.
    Als er die Sowjetunion verließ, schien ihm alles klar zu sein. Er hatte Heimat und Familie verlassen, weil ihm der Tod seines Freundes Jacob Belezky das Herz gebrochen hatte und er sich nicht mehr an sein eigenes politisches System gebunden fühlte. Wie Davina es ausgedrückt hatte – er hatte den Glauben an das Sowjetsystem und seine Rolle bei dessen Aufrechterhaltung verloren. Jacobs Tod hatte seinen Zweifel auf den Höhepunkt getrieben und einen Widerwillen in ihm erzeugt, der seinen Ehrgeiz untergraben und sein Leben in den letzten vier Jahren vergiftet hatte. Er hatte seine einflussreiche Stellung dazu benutzt, seine eigene Flucht vorzubereiten. Die Monate vor seiner Reise nach London waren erträglich gewesen, denn ein Ende war in Sicht.
    Aber er war einer der besten Nachrichtenoffiziere in der vielschichtigen Hierarchie des KGB gewesen. Er war nicht bereit, seinen ehemaligen Feinden alle Wünsche zu erfüllen, solange er nicht genügend Zeit gehabt hatte, Pläne für sich selbst und seine Familie zu entwerfen. Seine Familie war das Faustpfand, das er für die Informationen, auf die Brigadier White wartete, einzutauschen beabsichtigte. Kein zweitrangiges Agentennetz in Holland oder ein paar Spione, die am Rande der NATO herumgeisterten: Die hatten ihm lediglich Zeit zum Nachdenken verschafft. Sondern die detaillierte Planung der Sowjets für Operationen gegen die Ölscheichtümer im Mittleren Osten. Je länger er den Brigadier und seine Leute warten ließ, desto stärker wurde seine Stellung. Und dennoch fragte er sich jetzt, ob er das wirklich wollte. Ein Leben in der kapitalistischen Welt: Gesichtschirurgie, ein gesichertes Einkommen auf Lebenszeit, eine künstlich hergestellte Identität unter lauter Fremden, ein Haus in einem Land, das so ganz anders als seine Heimat war. Er konnte noch immer zurück. Wenn er, enttäuscht vom Westen, zurückginge, würde der Propagandawert dieses Schrittes die bedeutungslosen

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