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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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zusammenzubeißen. Er wollte den Doppelagenten des KGB entlarven. White war aufgefallen, daß Sasonow offenbar gar nicht in Betracht gezogen hatte, es könne sich bei dem gesuchten Mann um einen einheimischen Verräter handeln. Er hörte, wie Longman vom Verteidigungsministerium die Besprechung eröffnete. Er war ein sportlicher Typ, etwa Mitte Vierzig, der als Kapitän zur See in die Geheimabteilung des Ministeriums abgeordnet worden war, die mit dem Secret Intelligence Service zusammenarbeitete.
    »Falls die Staatsstreiche in den Vereinigten Emiraten am Golf, die Sie uns gestern geschildert haben, gelingen, übernimmt die sowjetische Marine die Herrschaft über die Straße von Hormuz«, sagte er.
    Sasonow antwortete langsam in seinem ausgezeichneten Englisch. Auch das war, abgesehen von allem anderen, ein Erfolg von Davina Graham. »Nach dem Zeitplan finden die Staatsstreiche in Abständen von sechs Wochen nacheinander statt. Den Anfang macht die Palastrevolution in Dubai. Nach der Ermordung des Herrschers übernimmt der Minister die Macht.« Der Brigadier hatte die Protokolle in der Nacht zuvor durchgelesen. Die von dem Russen dargelegte Planung war einfach, aber in ihrer Konzeption außerordentlich raffiniert. Der Herrscher von Dubai war ein strenger, aber allgemein beliebter Autokrat, ein überzeugter Moslem, der im Vergleich mit seinen Söhnen und Beratern ein relativ spartanisches Leben führte. Er würde beim Flug mit einem Hubschrauber, den einer seiner jüngeren Söhne, ein Prinz Mohammed, der häufig als Pilot seines Vaters diente, steuerte, ums Leben kommen. Der Prinz war als Draufgänger und als machthungriger junger Mann bekannt, der sich insgeheim von seinen älteren Brüdern abgesetzt hatte. Der Hubschrauberabsturz würde den Minister in die Lage versetzen, die älteren Söhne für den Tod ihres Vaters und ihres Bruders verantwortlich zu machen, sie zu verhaften und die Macht im Staate zu übernehmen. Er würde auf die Unterstützung durch die Armee rechnen können, die sich in Loyalität an den toten Prinzen Mohammed gebunden fühlte. Westliche Beobachter würden in der Machtübernahme durch den Minister keine Gefahr erblicken; er hatte nie im Verdacht gestanden, prosowjetische Sympathien zu hegen. Im Gegenteil, seine Vorliebe für Luxus und westliche Lebensart war durch Großbritannien und die Vereinigten Staaten seit langem gefördert worden.
    Der Tod des Scheichs von Kuwait würde durch Gift verursacht werden, das ihm eine Frau seines Harems verabreichen würde. Die Frau war eine von der PLO eingeschleuste Agentin. Sie war für diesen Auftrag wegen ihrer beachtlichen Schönheit und ihres tänzerischen Talents ausgewählt worden. Sie war dem Scheich bereits angenehm aufgefallen und von ihm auf Reisen mitgenommen worden. Sein Erbe stand bereits unter dem Einfluß einer Lieblingsfrau mit Verbindungen zu den Sowjets. Der Sultan von Oman würde durch eine Revolution zu Fall gebracht werden; die Militärdiktatur würde unter der Führung moslemischer Extremisten stehen. Der Sturz Saudi-Arabiens würde automatisch von innen heraus erfolgen. Die Vorbereitungen für einen Aufstand gegen den König und die königliche Familie waren bereits seit vier Jahren im Gange. Der Aufstand würde mit einem zweiten Überfall auf die Große Moschee von Mekka beginnen. Bis die Vereinigten Staaten und der Westen sich im klaren waren, was eigentlich geschah, wären der ganze Persische Golf und die Straße von Hormuz von den sowjetischen Sympathisanten besetzt, und der Roten Flotte wären Tür und Tor geöffnet.
    »Die Folge davon«, fuhr Sasonow fort, »wird eine militärische Konfrontation mit den Vereinigten Staaten sein.«
    »Mit anderen Worten, Krieg«, warf Captain Longman ein.
    »Aus einer Konfrontation muß sich nicht unbedingt schon in dieser Phase ein Krieg entwickeln«, antwortete der Russe. »Unsere Experten glauben, daß sich eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion vermeiden läßt. Bei einem entsprechenden Gesichtsverlust für Amerika. Aber das ist Zukunftsmusik. Wir müssen zunächst die Auswirkung subversiver Gewalttaten an den Ölscheichtümern am Persischen Golf untersuchen.«
    Kidson machte sich Bleistiftnotizen. Sie waren in Wirklichkeit bloßes Gekritzel – merkwürdige Formen, die hier und da durch Zickzacklinien untereinander verbunden waren. Ab und zu schaute er auf und beobachtete Sasonow. Der war aufgestanden und sprach zu den Männern, die an dem

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