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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Er stellte die Frage wie nebenbei. »Weil ich kein Idiot bin«, knurrte Sasonow. »Ich kenne die Arbeitsweise meines Dienstes. Seit dem Brand in Halldale weiß ich, daß es dem KGB gelungen ist, in Ihren Dienst einzudringen. Sie haben ihn noch nicht gefunden, nicht wahr?«
    »Noch nicht«, gab der Brigadier zu. »Aber wir werden ihn finden.«
    »Wie denn?« fragte Sasonow. »Monatelange Ermittlungen, schriftliche Erklärungen, Kreuzverhöre aller Verdächtigen, dann läßt man sie wieder gehen und wartet auf stichhaltige Beweise – ich kenne Ihre Methoden, Brigadier, aber in diesem Fall werden sie versagen! Bis Sie so weit sind, den Agenten vor Gericht zu stellen, ist er bereits über alle Berge, wie Philby und die anderen. Deshalb müssen Sie mich in die Suche einschalten.«
    Er nahm eine Zigarette aus dem Kasten, der auf dem Tisch stand, und legte sie verächtlich wieder zurück.
    »Ich kann dieses Zeug nicht rauchen. Vina hat mir immer russische Zigaretten besorgt.«
    »Das hätte Kidson auch tun sollen«, sagte der Brigadier. »Was meinen Sie damit … in die Suche einschalten?«
    Er schien nur wenig interessiert zu sein. Er betrachtete einige Augenblicke seine sauber geputzten Schuhe, bevor er Sasonow ansah.
    »Zeigen Sie mir, was Sie bis jetzt ermittelt haben«, sagte der Russe. »Lassen Sie mich das Material analysieren. Ich habe keine Zeit zu verlieren, Brigadier. Dieser Agent könnte für die Freilassung meiner Frau wichtig sein. Denken Sie an die Gefahr, in der Vina und die anderen schweben! Lassen Sie mich mit Ihren Ermittlern zusammenarbeiten und den Mann finden.«
    »Ich fürchte, wir können die Befragung nicht unterbrechen«, sagte White. »Das könnte ich nicht rechtfertigen.«
    »Ich kann sie unterbrechen«, sagte Sasonow ungerührt. »Ich kann einfach nichts mehr aussagen!«
    »Wenn Sie das tun«, antwortete White in freundlichem Ton, »werde ich die Rettungsaktion abblasen und meine Leute aus der Sowjetunion zurückberufen. Versuchen Sie nicht, mich zu erpressen, Oberst. Dann werde ich sehr halsstarrig.«
    »Sie brauchen die Sitzungen mit Grant und seinen Leuten nicht zu unterbrechen«, gab Sasonow zurück. »Geben Sie mir lediglich Einsicht in die Ermittlungsakten Ihrer Leute. Ich kann sie mir allein ansehen. Das liegt nicht nur in meinem, sondern auch in Ihrem Interesse. Ich will die Freilassung meiner Frau erreichen. Sie haben ein Team in der Sowjetunion und einen Sowjetagenten hier in Ihrem Dienst. Ich weiß besser als jeder andere, wie und wo ich ihn ausfindig machen kann.«
    Der Brigadier betrachtete wieder seinen Schuh.
    Nach einer Pause sagte er: »Also gut. Wir nehmen Ihre Hilfe dankend an. Solange Sie mit Grant und seinen Leuten weiterhin offen zusammenarbeiten … Da sind Sie bereits. Guten Tag, meine Herren. Setzen wir uns.«
    Er blickte die sechs Männer an und lächelte auf seine verbindliche Art, als sei er im Begriff, eine Vorstandssitzung in einer Handelsgesellschaft zu eröffnen, die befriedigende Gewinne abwirft. Er sah, daß Kidson zu Sasonow trat und ihm etwas ins Ohr flüsterte, worauf der Russe zustimmend nickte.
    Sie ließen sich an dem großen Mahagonitisch nieder. Grant, der Profi, der die Koordination übernommen hatte; Kidson, der Psychologe; ein Experte für Fragen der sowjetischen Außenpolitik mit Namen Franks; Holmes vom Wirtschaftsministerium; Longman vom Verteidigungsministerium mit seinem Assistenten; und schließlich der Vertreter des Foreign Office, Arthur Warburton ein Diplomat, der früher in Moskau und viele Jahre im Ostblock tätig gewesen war. Ein Stenograf hielt jedes gesprochene Wort fest. Grant räusperte sich auf seine pedantische Art und Weise und klopfte mit dem Kugelschreiber auf die Tischplatte, als wäre er ein Lehrer, der seine Klasse zur Ordnung ruft. Der Brigadier merkte, wie sein hochintelligenter Vertreter die anderen verärgerte.
    »Wir wollen das Ergebnis der gestrigen Besprechung noch einmal rekapitulieren«, sagte Grant. »An Hand der Protokolle. Hat jeder ein Exemplar? Gut. Lesen Sie sich den Text noch einmal durch, und dann kann Longman vielleicht den Anfang machen.«
    White beobachtete Sasonow. Er sah nicht in die vor ihm liegenden Papiere. Der Text war ins Russische übersetzt worden, damit es ihm leichter fiel, den Inhalt schnell zu erfassen. Er war innerlich abwesend, wenn man von seinem Gesichtsausdruck ausging. Sein kantiges Gesicht schien regungslos, die Augen waren von den Lidern halb überdeckt, und er schien die Zähne

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