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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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wegen Davina. Die Schwester kam nach Hause und erzählte ihm, jemand habe ihr Fragen über Davina und Sie gestellt. Oder, besser gesagt, über den polnischen Diplomaten, als den Sie sich ausgaben. Der Chef meinte, es wäre eine gute Idee, wenn Sie selbst einmal mit Mrs. Ransom sprechen würden, wo Sie doch so darauf erpicht sind, den Doppelagenten zu finden. Sind Sie mit den Akten ein Stück weitergekommen?«
    »Ich habe einige Fragen«, sagte Sasonow. »Neue Fragen; über gewisse Probleme geben die Akten keinen Aufschluss. Wann kann ich mit der Schwester sprechen? Warum nicht heute abend? Wir haben keine Zeit mehr, bedächtig, nach britischer Art, vorzugehen. Meine Tochter und drei Ihrer Mitarbeiter sind in Russland – sie sind Wolkow ausgeliefert, wie Mäuse in der Falle.«
    »Ich rufe in London an«, sagte Kidson. »Ich werde mit Ihnen hinfahren. Sie kann nicht herkommen.«
    Die Wohnung am Portman Place lag im Erdgeschoß. Charley machte Kidson die Tür auf, und zuerst erkannte sie Sasonow nicht, weil dieser einen Hut trug. Als er eintrat und den Hut abnahm, stieß sie einen unterdrückten Schrei aus.
    »Um Gottes willen – Sie sind es!«
    »Guten Abend«, sagte er.
    Kidson ergriff sanft ihren Arm.
    »Es tut mir leid, daß ich Ihnen nicht gesagt habe, daß der Freund Ihrer Schwester mitkommen wird«, sagte er. »Ich werde Ihnen alles erklären.«
    Charley hatte eine Einladung zum Abendessen. Der Anrufer vom Büro des Brigadiers White hatte liebenswürdig, aber doch sehr entschieden geklungen. Ihr Vater habe den Brigadier aufgesucht, und auch dieser mache sich jetzt Sorgen um Davina. Er habe nicht gesagt, weshalb. Er sei überzeugt, daß sie ein paar Fragen beantworten könne, wenn er nach halb sieben jemanden bei ihr vorbeischicke. Das Gespräch endete, und sie hatte kaum Zeit gehabt, etwas anderes zu sagen als »ja, gewiß, selbstverständlich.« Sie hatte sich rechtzeitig umgezogen und fand, eigentlich bestehe gar kein Grund zur Nervosität, und außerdem könnte es ganz amüsant sein, einen Herrn aus dem Verteidigungsministerium kennen zu lernen. Wallender schwarzer Chiffon und das mit Perlen und Brillanten besetzte Halsband – ein Geschenk ihres Exgatten – verliehen ihr ein romantisches Aussehen. Kidson sah sie bewundernd an. Sie bot den beiden Herren Drinks an und bewegte sich anmutig zwischen ihnen und dem Servierwagen hin und her. Dann ließ sie sich mit einem gewinnenden, auf Kidson gerichteten Lächeln auf dem Sofa nieder. Sie wollte sich ihre Nervosität auf gar keinen Fall anmerken lassen. Der Pole wirkte mürrisch und humorlos, als wollte er damit sagen, daß ihre entgegenkommende Art bei ihm verlorene Liebesmüh sei. Und ja – ganz bestimmt – er sah genau wie das Foto des toten Russen aus.
    »Mrs. Ransom«, begann Kidson. »Würden Sie uns, bitte, etwas über den Bekannten von Ihnen erzählen, der sich ständig nach Ihrer Schwester erkundigt hat? Er hieß Spencer-Barr, nicht wahr?«
    Sie nickte. »Ja, seine Fragerei kam mir merkwürdig vor. Ich habe meinem Vater davon erzählt.« Sie drehte sich zu Sasonow um, als dieser das Wort ergriff.
    »Sagen Sie mir, wann Sie diesen Mann kennen lernten«, sagte er. »Versuchen Sie sich an alles zu erinnern, was er sagte, und an Ihre Antworten. Können Sie das?«
    »Ich glaube, ja«, sagte sie. »Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis. Es war an demselben Abend, als ich aus Marchwood abfuhr – an dem Wochenende, als Sie dort waren.«
    Sasonow hörte aufmerksam zu. Nach kurzer Pause begann er mit seinen Fragen. »Warum glaubten Sie, er interessiere sich für Ihre Schwester und für mich?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Es kam mir zuerst so merkwürdig vor. Ich hatte das Gefühl, daß es ihm gar nicht darum ging, mit mir auszugehen. Das fiel mir auf. Und die ganze Zeit stellte er mir Fragen nach Davy und nach Ihnen.«
    »Was für Fragen? Was wollte er über sie wissen?«
    »Ob ich sie kürzlich getroffen hätte. Ob sie noch im Verteidigungsministerium tätig sei … Er erwähnte, sie habe einen Posten erhalten, den er selber angestrebt habe. Er schien sich darüber zu ärgern. Er brachte diese Tatsache mit Ihnen in Verbindung und versuchte herauszufinden, ob Sie mit ihr ein Verhältnis hätten. Ich sagte, ich hätte keine Ahnung. Ich dachte, er könne Davy vielleicht in Schwierigkeiten bringen.«
    »Und was wollte er über mich wissen?« fragte Sasonow.
    »Ob ich Sie wieder getroffen hätte. Ich sagte, nein. Ich erzählte ihm, daß ich mit meiner

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