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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Schwester nur sehr selten zusammenkomme. Ich nannte ihm auch den Grund dafür – meine erste Ehe. Sie hat Ihnen wahrscheinlich davon erzählt.«
    Kidson sah den abweisenden Ausdruck auf seinem Gesicht. Sasonow nickte und sagte: »Ja, sie hat mir davon erzählt. Was wollte der Mann Ihrer Meinung nach von Ihnen in Erfahrung bringen?«
    Charley zögerte. Sasonow half ihr auf die Sprünge.
    »Etwa, wo Vina tätig sei, wenn nicht im Verteidigungsministerium? Wollte er wissen, ob wir zusammenlebten? Hat er jemals versucht, eine Adresse zu erhalten – irgend etwas Derartiges?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. Das Licht schimmerte in den aufgesteckten, seidigen rotblonden Haaren. »Er stellte nur allgemeine Fragen. Ich hatte das Gefühl, als wollte er etwas herausfinden, was er gegen sie verwenden könnte. Er sagte, sie dürfe eigentlich kein Verhältnis zu einem Mann unterhalten, wenn sie schon diesen Posten erhalten habe.« Sie wandte sich Kidson zu. »Das hat mich hauptsächlich erschreckt. Meiner Meinung nach wollte er Davys Karriere in irgendeiner Weise schaden.«
    Sasonow sagte beiläufig. »Sie haben ihm gesagt, ich sei Pole, als Sie ihn kennen lernten, nicht wahr?«
    Er sah sie leicht erröten.
    »Ja«, sagte sie. »Ja, ich glaube sogar, daß dies sein Interesse erweckte. Ich konnte ihm keine Einzelheiten erzählen, denn ich wußte selbst nichts, außer daß Sie mit Vornamen Pawel hießen.«
    »Und er nahm es Ihnen ab?« fragte Sasonow. »Und Sie waren auch zufrieden damit, oder?«
    »Doch.« Sie machte ein erstauntes Gesicht. »Warum denn nicht?«
    »Sie hätten auch keinen Grund gehabt«, sagte er.
    Er gab Kidson ein Zeichen, worauf dieser aufstand.
    »Vielen Dank, Mrs. Ransom. Es war sehr freundlich von Ihnen, uns zu empfangen, und Sie waren eine große Hilfe. Hoffentlich haben wir Sie nicht zu lange von Ihrer Einladung abgehalten.«
    Sie gab ihm die Hand und lächelte ihn an.
    »Keineswegs. Hoffentlich habe ich Ihnen nützen können.« Dann überraschte sie ihn völlig. Sie sah Sasonow an und sagte:
    »Pawel, hätten Sie etwas dagegen, wenn ich einen Augenblick mit Mr. Kidson allein spreche?«
    »Nein, ich warte draußen auf dem Gang.« Sasonow ging hinaus.
    Charley ließ Kidsons Hand los, und ihr Lächeln verschwand. »Er ist doch Russe, nicht wahr – ich meine, ihn auf den Zeitungsfotos erkannt zu haben. Worin ist Davina verwickelt?«
    Kidson fiel auf, daß Charley in ihren hübschen Gesichtszügen ihrer Mutter sehr ähnlich sah.
    »Mrs. Ransom«, sagte er ruhig, »ich kann diese Frage nicht beantworten … Tut mir leid.«
    »Davina und ich waren nie eng miteinander befreundet«, sagte sie. »Aber sie ist nun einmal meine Schwester. Und ich habe sie einmal tief verletzt. Sie ist nicht nur Sekretärin, habe ich recht? Sie tut etwas Gefährliches – ich spüre es förmlich. Was macht sie, Mr. Kidson? Ich habe ein Recht darauf, es zu wissen.«
    Kidson faßte einen raschen Entschluß. Charlotte Ransom war keine Närrin, denn sonst hätte sie Spencer-Barr nicht durchschaut. Oder Sasonow wieder erkannt. Das einzige, was sie jetzt tun mußte, war, den Mund zu halten.
    »Sie ist in Russland«, sagte er. Er sah sie erbleichen. »Ein Wort davon, nur ein einziger Hinweis auf Pawel oder auf Ihre Schwester, und sie könnte in allergrößte Gefahr geraten. Ich weiß, wir können uns auf Sie verlassen, Mrs. Ransom. Kein Wort, auch nicht im Familienkreis.«
    »Das verspreche ich Ihnen«, sagte sie. Ihre Augen füllten sich plötzlich mit Tränen.
    Kidson hätte sie am liebsten in den Arm genommen und getröstet, und diese Erkenntnis erstaunte ihn selbst.
    »Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihr etwas zustößt«, sagte sie. Sie wischte sich die Tränen ab, und der entschlossene Ausdruck kehrte zurück. »Keine Angst, niemand wird etwas erfahren. Verständigen Sie mich bitte, wenn sie zurückkommt?«
    »Bestimmt«, sagte Kidson mit ehrlicher Überzeugung. »Auf Wiedersehen. Und vielen Dank.«
    Er ging hinaus und fuhr mit Sasonow im Lift hinunter. Sasonow zog sich den Hut ins Gesicht. Sie überquerten die mit dicken Teppichen ausgelegte Halle, passierten den Hausmeister, der in seinem kleinen Gehäuse saß, und stiegen in den wartenden Wagen. Während das Fahrzeug durch den Park in Richtung auf Marylebone fuhr, sagte Kidson zu Sasonow: »Es sieht nicht gut aus für Spencer-Barr, nicht wahr?«
    »Was hält der Chef davon?« fragte der Russe.
    »Er war entsetzt«, lautete die Antwort.
    »Und was ist Ihre Ansicht?«

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