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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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beide, daß es nicht von Dauer sein würde. Es kommt jetzt nur darauf an, daß es ein gutes Ende nimmt. Ich bereue keinen Augenblick, und ich hoffe, daß er auch so denkt. Und dann kann ich zu meiner Arbeit zurückkehren und mein normales Leben wieder aufnehmen.« Sie schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln.
    »Du glaubst mir nicht, nicht wahr?«
    Er zündete eine Zigarette an und gab sie ihr.
    »Kein Wort«, sagte er. »Aber wir wollen uns nicht darüber streiten. Noch sieben Tage, dann geht der Spaß los. Wenn es einer wird. Komm, das Essen sieht hier miserabel aus. Wir wollen mal sehen, ob wir das Fischrestaurant finden, das uns die alte Vogelscheuche empfohlen hat. Intourist – zwei Sterne, Genosse.«
    Er bezahlte seinen Drink, und sie verließen das Café. Er nahm Davinas Arm, als sie über die lange Promenade davongingen. In ihrer altmodischen Feriengarderobe – er in einer ausgebeulten, grauen Hose und offenem Hemd, sie in einem Baumwollkleid und Sandalen – sahen sie aus, als gehörten auch sie zu einer lange vergangenen Zeit, zu einer von Geistern bevölkerten Welt.
    Wolkow klopfte mit der flachen Hand auf den Sitz neben sich. Er verbrachte jede Woche einen oder zwei Abende bei Irina in ihrer Wohnung. An den Wochenenden waren sie in seiner Datscha. Er hatte sie ins Bolschoitheater und anschließend in ein Restaurant geführt. Es schien ihm gleichgültig zu sein, daß ihr Verhältnis allgemein bekannt geworden war. Sie hatte den Eindruck, daß er sich über das Gerede geradezu freute und stolz darauf war, sich die Tochter Iwan Sasonows gefügig gemacht zu haben.
    »Setz dich hierher, neben mich«, sagte er. Sie tat, wie er ihr hieß. Er nahm ihre Hand und tätschelte sie.
    »Warum willst du denn nach Livadia? Eine so weite Reise. Willst du dich von mir trennen, Duschenka?« Er nannte sie immer Liebling, wenn er sie ängstigen wollte.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Irina. »Ich bin einfach abgespannt. Am nächsten Dienstag beginnen die Sommerferien an der Universität. Ich möchte Ferien in der Sonne machen.« Sie faßte sich ein Herz und setzte hinzu: »Ich dachte, du könntest mir einen Ausweis besorgen.«
    »Gewiß«, meinte er. »Ich kann für dich fast alles erreichen. Aber ich wüsste gern, warum du diesen Urlaub so rasch brauchst. Mußt du so viel lernen? Sag mir bloß nicht, daß ich an deiner Erschöpfung schuld bin. Liebe ist gut für junge Mädchen.«
    »Ich arbeite viel«, gab sie zu. »Aber ich glaube, die Sorge um meine Mutter hat mich so erschöpft. Es war ein schweres Jahr für mich, Antoni.«
    »Du siehst wirklich etwas blaß aus«, sagte er. »Vielleicht tut die Sonne dir gut. Würde es dir besser gehen, wenn ich dir sage, daß deine Mutter noch nicht in Kolyma ist?«
    Sie drehte sich abrupt zu ihm um und ergriff seine Hand.
    »Oh, Antoni! Soll das heißen, daß du – daß sie sich anders entschlossen haben? Wo ist sie jetzt?«
    »In einem Zwischenlager, rund vierhundert Kilometer von hier. Es ist mir gelungen, den Weitertransport zu verzögern … ich habe dem Leiter unseres Sicherheitsdienstes erklärt, daß du bereit bist, uns zu helfen, uns dabei zu helfen, deinen Vater zur Rückkehr zu bewegen. Das ist dir doch klar, nicht wahr? Du mußt ihn überreden, nach Russland zurückzukommen.«
    Sie dankte Gott, daß er ihre Brust jetzt nicht streichelte, wie er es oft tat, wenn sie nebeneinander saßen. Sonst hätte er womöglich das Entsetzen gespürt, das sie gepackt hatte. Sie ließ den Kopf hängen, um die Angst in ihren Augen zu verbergen. Ihre Stimme klang unsicher, als sie sagte:
    »Ich habe darüber nachgedacht, Tag und Nacht. Aber wie? Wie soll ich das anstellen?«
    »Indem du zu ihm fährst«, sagte er ruhig. »Indem du auf die Krim fährst, wie es deine Freunde arrangiert haben.«
    Er sah sie nicht an; er zündete sich eine Zigarette an und ließ sich Zeit. Er blies den Rauch in die Luft und ließ das Feuerzeug zuschnappen. Er brauchte sie nicht zu beobachten; er hörte, wie sie plötzlich den Atem anhielt, und merkte, daß sie vom Sofa aufsprang. Als er aufblickte, stand sie am Fenster.
    »Was hast du denn?« fragte er leichthin. »Hast du etwa geglaubt, ich wüsste von der ganzen Sache nichts? Von deinem Dozenten an der Universität – ich kenne jeden Schritt, den du gemacht hast, und alle deine Gedanken. Ich kenne die Lügen, die du mir erzählt hast. Aber ich habe nichts unternommen. Ich habe versucht, deiner Mutter zu helfen, und ich habe dich schon vor langer Zeit

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