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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Personal bestehe aus Polizeispitzeln, die alles meldeten, was Ausländer sagten oder taten. Touristen aus Ländern hinter dem Eisernen Vorhang würden ebenso rigoros überwacht, wie Besucher aus dem Westen, und niemand dürfe sich mit russischen Urlaubern anfreunden. Russen hatten es nicht gern, wenn man sie ansprach, denn sie fürchteten, in Gesellschaft von Ausländern gesehen zu werden. Die Angst war eine ebenso wirksame Abschreckung wie Stacheldraht. Der Intourist-Reisende bekam zu sehen, was er sehen durfte, und hatte keinen Kontakt mit gewöhnlichen Russen. Im übrigen aber konnte er seinen Urlaub genießen. Sie setzten sich in ein Straßencafe, und Harrington wählte einen am Rand stehenden Tisch, wo sie ungestört miteinander sprechen konnten. »Sie wird am 25. hier sein. Also in einer Woche. Wie soll ich bloß in diesem grauenhaften Bett noch sieben Nächte mit dir schlafen und meine rasende Begierde zügeln?« Er sah Davina grinsend an.
    »Sommersprossennase«, sagte er. »Warum färbst du dir deine Haare nicht rot? Das würde phantastisch aussehen.«
    »Warum hältst du nicht den Mund und läßt einen Augenblick ernsthaft mit dir reden«, gab sie zurück. »Noch sieben Tage. Und wie sollen wir sie herausbringen?«
    »Das erfahren wir erst durch die nächste Anweisung«, sagte Harrington. »Ich begreife im Augenblick noch nicht, wie wir sie noch am selben Tag wegbringen sollen. Aber das muß nicht unsere Sorge sein. Unser Auftrag ist, hier zu sein, sie in Empfang zu nehmen, sobald sie kommt. Und so schnell wie möglich zu verschwinden … Nervös?«
    »Ja«, gab Davina zu. »Ich bin jetzt ständig nervös. Kommt man jemals über dieses Kribbeln in der Magengrube hinweg – oder ist das nur beim ersten Mal so?«
    »Es ist immer wie beim ersten Mal«, sagte er, »denn jeder Einsatz ist anders. Ich bin jedes Mal und die ganze Zeit über aufgeregt. Wenn ich es nicht wäre, würde es mir wahrscheinlich keinen Spaß machen.«
    »Aber diese Sache macht dir keinen Spaß«, sagte sie.
    »Vielleicht kann ich mich für ein so hohes Risiko nicht mehr erwärmen«, sagte Harrington. »Ich war gern in New York, denn dort legte man sich die Spielregeln selbst zurecht. Ich hatte meine beiden Kontakte und freute mich darauf, gute Ergebnisse erzielen zu können. Aber hier geht es um Kopf und Kragen. Darauf bin ich nicht allzu scharf … Pardon.«
    Er brach ab. »Es war dumm von mir, so etwas zu sagen. Vergiß es.«
    »Macht nichts«, sagte Davina ruhig. »Ich weiß, was ich zu erwarten habe, wenn etwas schief geht. Es ist nur ein so merkwürdiges Gefühl, völlig abgeschnitten zu sein. Wir wissen jetzt, an welchem Tag das Mädchen kommen wird. Und daß wir noch am selben Tag abfahren sollen. Das ist aber auch alles. Wir wissen nicht, wie und wohin – es ist wie ein Herumtasten im Dunkeln. Das geht mir auf die Nerven. Ich werde mit allem fertig, wenn ich weiß, worum es sich handelt.«
    »Das kommt daher, daß du kein Profi bist«, sagte er. »Profis wollen die Einzelheiten gar nicht wissen. Wenn sie geschnappt werden, können sie nichts aussagen. Aber du hast dich prima gehalten. Das Dumme ist nur, daß du für eine Ostdeutsche zu hübsch bist. Selbst mit deiner roten Nase.«
    Er lächelte sie an und klopfte ihr unter dem Tisch aufs Knie.
    »Schon besser«, sagte er. »In den letzten Tagen hast du nur selten gelächelt. Ich bin gespannt, wie Iwan der Schreckliche mit den Leuten zu Hause zurechtkommt. Glaubst du, daß er aus seinem Herzen keine Mördergrube macht?«
    »Ich hoffe es«, antwortete Davina. »Ich bin überzeugt, daß er alles sagt. Er hält seine Versprechungen.«
    »Du hast ihm dazu einen ganz hübschen Anreiz geboten«, meinte Harrington, »du hast dich völlig auf ihn eingestellt.«
    »Ich muß immer an seine arme Frau denken«, sagte sie langsam. »Es ist schwer zu glauben, daß Menschen so gemein sein können – sie büßen zu lassen für etwas, was er getan hat. Sie ist völlig unschuldig.«
    »Damit wollen sie ihn treffen«, sagte Harrington. »Sag mir eines – was geschieht, wenn du wieder nach Hause kommst?«
    »Nichts«, antwortete Davina. »Es besteht kein Grund für mich, ihn wieder zu sehen. Und ich habe versprochen, es auch nicht zu versuchen.«
    »Angenommen, er will dich sehen«, meinte er beharrlich.
    »Das nehme ich nicht an.« Sie schaute an Harrington vorbei aufs Wasser.
    »Er weiß, daß unser Verhältnis keine Zukunft hat. Ich trat in sein Leben und er in das meinige; wir wußten

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