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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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ausgerechnet ihn verwenden sie, um uns die Einzelheiten unserer Ausreise zu übermitteln! Warum setzen sie sich nicht direkt mit uns in Verbindung?«
    »Er hat dich also unterrichtet«, sagte Davina langsam.
    »Ja.« Harrington klang gereizt. »Wir nehmen den Ausflugsdampfer, fahren nach Sewastopol und werden dort an Bord eines Segelbootes genommen. Genauso, wie ich es heute früh vorausgesagt habe. Wir benutzen den Seeweg. Irgendwo wartet ein U-Boot, um uns an Bord zu nehmen. Ich persönlich halte das Ganze für ein höchst riskantes Unternehmen. Es enthält zu viele Fehlerquellen. Was hat sie dir gesagt?«
    »In etwa dasselbe«, antwortete Davina. »Ihr Deutsch ist sehr schlecht.« Sie wanderten langsam weiter. Es wurde sehr heiß, und der Sand schimmerte wie Diamantenstaub unter ihren Füßen. Der Strand füllte sich mit Sonnenbadenden, Kinder tobten am Ufer, eine Gruppe junger Leute spielte Ball – sie lachten und purzelten übereinander ins Wasser.
    Sie ging neben ihm her, und er sagte beiläufig: »Sie hätten nicht allein weggehen sollen. Wir müssen sie im Auge behalten, bis wir auf dem Schiff sind.«
    »Und das war alles?« Sie stellte die Frage, ohne ihn dabei anzusehen. »Ging es nur um die Fluchtplanung?«
    »Worum denn sonst?« gab er zurück. »Ich kann nur hoffen, daß er nichts durcheinandergebracht hat. Jetzt sollten wir aber lieber ins Café gehen. Ich will sie nicht verlieren.«
    »Wir werden sie nicht verlieren«, sagte sie. »Sie werden dort sein.«
    Er schob seine Hand unter ihren Arm. »Tut mir leid, daß ich zu laut geworden bin«, sagte er. »Ich kann nun einmal Überraschungen nicht leiden, wenn es, wie jetzt bei uns, auf Präzision ankommt.«
    »Mach dir nichts draus«, murmelte Davina. Sie gingen langsam weiter. »Tja« – er bemühte sich anscheinend, einen heiteren Ton anzuschlagen – »heute abend sind wir bereits unterwegs. Ich bin gespannt, wie viele Jachten unter polnischer Flagge wir entdecken werden.«
    »Du glaubst nicht, daß wir wegkommen, hab' ich recht?« fragte Davina plötzlich. Er will mir keine Angst einjagen, sagte sie zu sich selbst. Deshalb erzählt er mir auch nichts von dem KGB-Informanten; natürlich ist das der Grund.
    »Das einzige, was mir Sorgen macht, ist dieser Poliakow«, sagte er. »Warum sollten wir glauben, daß er echt ist? Wir haben schließlich nichts anderes in der Hand als seine eigene Aussage … Und Spencer-Barr, der sich wichtig tut. Ich habe dem Kerl nie getraut.«
    »Ich weiß«, erwiderte Davina. »Das hast du schon einmal gesagt. Peter, ich möchte etwas von dir wissen – aufrichtig: Hast du ihn im Verdacht, für die Russen zu arbeiten?«
    »Ich halte es nicht für ausgeschlossen«, antwortete er leise. »Ebenso wie dieser junge Mann. Wurde hierher geschickt, um ein Auge auf uns zu halten. Gibt dann das Signal zum Einschreiten, wenn wir im Begriff sind, das polnische Segelboot zu besteigen, und uns dadurch bloßstellen.«
    Sie gab keine Antwort; sie ging mit gesenktem Kopf weiter und wollte ihm ihren Arm entziehen.
    »Die Vorstellung ist beängstigend«, sagte sie langsam. »Könnte das passieren?«
    »So werden sie vorgehen«, antwortete er grimmig. »Sie stellen uns eine Falle und schnappen uns genau in dem Augenblick, wenn wir uns aus dem Staube machen wollen. Ich will dir keine Angst machen, aber es ist besser, den Tatsachen ins Auge zu sehen.«
    »Ja«, sagte sie, »du hast recht. Ich bin froh, daß du mit mir darüber gesprochen hast. Wieviel Uhr ist es?«
    Er blickte auf seine Armbanduhr. »Zehn Minuten nach zwölf«, antwortete er. »Wir sollten die Verabredung mit ihnen einhalten.«
    Es gelang ihr, sich von ihm zu lösen. Er hatte seinen Schritt beschleunigt, und sie konnte ihn von der Seite anschauen. Peter Harrington, Kollege aus fünfzehn Dienstjahren, die heitere, fast etwas bedauernswert wirkende Gestalt, die durch die Dienstzimmer wanderte und in der Kneipe an der Straßenecke einen Stammplatz hatte. Ein ulkiger Mann, wie ein ungezogener Junge, der sich wundert, plötzlich erwachsen zu sein; immer zu Scherzen aufgelegt und gleichzeitig in der Lage, Mitgefühl bei anderen zu erregen. Sympathisch und vertrauenswürdig; sogar seine halbherzigen Versuche, mit ihr zu schlafen, waren irgendwie rührend. Er hatte die Wahrheit nicht deshalb verschwiegen, weil er sie nicht ängstigen wollte. Er hatte sie statt dessen mit einer Lüge in Angst und Schrecken versetzt.
    Sie merkte, wie sie zu zittern begann. Panik überkam sie, wie

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