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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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schöne farbige Bettdecke aus.
    »Sieh dir das an«, meinte sie herausfordernd, »wie kannst du sagen, daß du hier ersticken würdest!«
    Er sah ihr Lächeln, und ganz allmählich lächelte auch er.
    »Das würdest du erst verstehen, wenn ich dir Russland zeigen könnte«, sagte er. »Eines Tages fährst du vielleicht hin. Dann wirst du an mich denken.«
    Sie gingen am Feldrain entlang. Der Wind, der ständig über die Ebene wehte, zerrte an Davinas Haaren und blies ihnen ins Gesicht.
    »Angenommen, deine Familie will nicht herüberkommen«, fragte sie, »was tust du dann?«
    »Du mußt ihnen eine Nachricht zukommen lassen – von mir. Ich weiß, daß sie dann kommen.«
    »Aber du mußt dich auch auf die andere Möglichkeit einstellen«, beharrte sie. »Was willst du tun, wenn sie sich weigern? Oder wenn es uns nicht gelingt –«
    »Wenn sie sich weigern«, sagte er, »dann gehe ich zurück.«
    »Das kannst du nicht tun!« Davina drehte sich zu ihm um und hielt sich mit beiden Händen die flatternden Haare aus dem Gesicht. Der Wind wurde plötzlich stärker.
    Sie wiederholte: »Das kannst du nicht tun – man würde dich umbringen! Wenn das schon Belezky passiert ist – was glaubst du wohl, was mit dir geschieht?«
    Er ergriff ihre Hand, und sie liefen, den Wind im Rücken, den Hang hinunter, bis sie den schützenden Waldrand erreichten. Er schrie ihr seine Antwort zu.
    »Ich kann mich mit ihnen arrangieren. Für Jacob und die anderen bestand diese Möglichkeit nicht. Einem Mann, der in den Westen geht und dann wiederkehrt, verzeiht man immer.«
    »Ich kann dich nicht richtig verstehen«, sagte sie, »ach, dieser verdammte Wind …«
    Rasch waren sie wieder unter den schützenden Baumkronen. Die Sonne schien von einem leuchtendblauen Himmel, über ihnen zogen kleine Wölkchen nach Westen.
    »Ich kann mich schützen«, sagte er, »ich kann offiziell rehabilitiert werden. Und vielleicht kann ich von innen heraus gegen diese Leute arbeiten.«
    »Du willst also ohne deine Familie nicht hier bleiben?«
    »Nein.«
    »Na schön.« Sie nickte. »Dann müssen wir die beiden für dich herausholen. Hast du Lust, ins Dorf hinunterzugehen? Es ist sehr hübsch. Du warst sicher noch nie in einem Pub.«
    »Bist du sicher, dein Brigadier erlaubt das?« fragte er sie. »Ich glaube nicht, daß er dir diesen Ausflug gestattet hat, ohne einige Sicherheitsvorkehrungen zu treffen.«
    »Das kann er ganz sicher«, sagte sie, »aber wir werden die Beschatter nicht sehen. Es sei denn, du machst dich selbständig.«
    »Also gut, gehen wir in deinen Pub«, erklärte Sasonow. »Aber bitte, zwing mich nicht, euer Bier zu trinken!«
    Sie lachte und sagte: »Abgemacht.«
    Sie hatte jetzt eine ganz frische Gesichtsfarbe. Die Augenringe von der schlaflosen Nacht waren verschwunden, ihre strenge Frisur war völlig zerzaust, und sie sah jünger, lebensfroher aus. Als sie auf dem Feldweg zu der kleinen Dorfkneipe hinuntergingen, nahm sie besitzergreifend seinen Arm.
    Sasonow wußte, was in ihr vorging. Die langen Monate der Geduld hatten endlich zum Erfolg geführt. Als Profi war sie natürlich überglücklich. Und sie hatte jene Grenze überschritten, die ihr bester Schutz gewesen war. Er war ein Mann und nicht mehr bloß ein Gegner. Ein Mann, der sie ihrer Schwester vorzog, die ihr Selbstvertrauen untergraben hatte und die sie aus irgendeinem Grunde hasste. Er fragte sich belustigt, welche der auf der Dorfstraße parkenden Wagen den Beschattern des Brigadiers gehören mochten. Und ob schon einige von ihnen an der Theke im Pub standen. Er dachte an die Ansichtspostkarte, die sie ihm bei Stonehenge gekauft hatte. Er hatte kein Geld.
    »Leih mir was«, flüsterte er ihr zu, »ich möchte gern unsere Drinks bezahlen.«
    »Den meisten Männern macht es heutzutage nichts aus, sich von einer Frau einladen zu lassen«, sagte Davina.
    »Aber mir macht es etwas aus«, gab Sasonow zurück. »Leih mir das Geld.«
    »Ich bin überrascht, daß ihr Russen so altmodisch seid«, sagte sie leise. »Hier sind fünf Pfund. Ich möchte ein Glas Weißwein.«
    Er nahm das Geld und bahnte sich den Weg zur Theke.
    Davina sah, wie ein Mann, der auf einem Eckplatz den ›Mirror‹ las, die Zeitung gerade so weit senkte, daß er Sasonow sehen konnte. Spezialeinheit, sagte sie zu sich. Oder der eigene Überwachungsapparat des Sicherheitsdienstes. Er redet so zuversichtlich von der Rückkehr in die Sowjetunion, falls es mit seiner Familie nicht klappt … Sie faltete die

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