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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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er ihr an den Wochenenden den Kaffee ans Bett brachte. Er liebte sie auf seine Weise, und sie verlangte von ihm nicht mehr, als er ihr geben konnte. Sie würde ihn sehr vermissen. Aber nach New York war es ja schließlich nicht so weit. Sie konnte ihn gelegentlich besuchen. Er würde keine andere Frau finden, die ihn so gut verstand wie sie. Zwei Jahre waren keine allzu lange Zeit. Jeremy wußte es zwar nicht, aber sie war eine sehr zielstrebige Person – und sie wollte heiraten. Die schlechteste Methode, ihr Ziel zu erreichen, war, ihn mit zuviel Sex zu behelligen. Als Teenager war sie Springreiterin gewesen, und sie erinnerte sich an die Faustregel, daß eine gute Note beim letzten Durchgang besonders wichtig war. Die letzte Nacht war ihr besonders gut gelungen. Sie wollte es dabei belassen. Sie stieg aus dem Bett, zog sich den Seidenpyjama an, bürstete ihre Haare, setzte die Brille auf und las den ›Telegraph‹, als er zurückkam. Sie tranken ihren Kaffee und besprachen die neuesten Nachrichten in ausgesprochen entspannter Stimmung. Er hatte eine Fahrt aufs Land geplant, mit Lunch in einem bekannten Hotel am Themseufer. Sie unternahmen beide sehr gern etwas an den Wochenenden. Tage, an denen er nichts vorhatte, waren für ihn unerträglich. Abends würden sie auf ein paar Drinks zu einer Freundin von ihr in Chelsea gehen. Sie freuten sich beide auf den Tag, den sie zusammen verbringen konnten.
    »Charley, Liebes«, fragte Mrs. Graham besorgt, »hast du Davina heute morgen schon gesehen – sie sieht wie der leibhaftige Tod aus!«
    »Sie scheint sehr abgespannt zu sein«, meinte ihre Tochter, »vielleicht hat sie nicht gut geschlafen.«
    »Ich glaube, sie ist überarbeitet«, sagte Mrs. Graham. Charley hatte verschlafen, sie kam erst herunter, als Davina schon hinausging. Sie bestrich eine Scheibe Toast mit Butter und Orangenmarmelade. Sie hatte die dunklen Ringe unter ihren Augen bemerkt. Bei jeder anderen Frau außer Davina wäre ihr eine sehr eindeutige Erklärung dafür in den Sinn gekommen. Der Pole war bei ihr gewesen. Charley hatte ihn strahlend angelächelt. Sie hatte gestern abend eigentlich erwartet, daß er an ihre Schlafzimmertür kommen würde. Als er ausblieb, legte sie sich statt dessen schlafen.
    »Ich habe sie mit Pawel hinausgehen sehen«, sagte sie zu ihrer Mutter. »Wohin wollten die beiden denn?«
    »Sie sagte, sie wollten einen Waldspaziergang unternehmen«, antwortete Mrs. Graham.
    »Weißt du, Mutter – ich glaube ihr nicht. Zwischen ihr und Pawel bahnt sich etwas an. Wer geht denn, um alles in der Welt, zu dieser frühen Stunde spazieren? Ich glaube, sie will ihn mir ausspannen.«
    »Ach, Liebling, sei doch nicht albern. Das paßt nicht zu Davina. Du warst es immer, die händchenhaltend im Wald verschwunden ist – und wenn du zurückkamst, wirkte der arme Mann wie ein Hund, der einem Knochen nachläuft!«
    Charley brach in lautes Lachen aus. »Das klingt nicht sehr romantisch, findest du nicht auch? Du bist ein Scheusal, Mutter, solche Vergleiche anzustellen. Außerdem bin ich immer zu einer zivilisierten Zeit spazierengegangen und nicht schon morgens um halb zehn – ein entsetzlicher Gedanke! Erinnerst du dich noch an den netten Tony French? An den jungen Mann, der Brians Trauzeuge war?«
    »Gewiß«, sagte ihre Mutter, »gib mir noch etwas Tee, bitte.«
    »Er hat mir einen Heiratsantrag gemacht«, kicherte Charley.
    »Nach seiner Scheidung, natürlich.« Sie lachte weiter und verschüttete Tee in die Untertasse. »Sind sie nicht komisch, die Männer? Und Brian war wütend und schnappte vor lauter Eifersucht fast über. Warum mußte er sich nach der Hochzeit so verändern – ein Jammer. Wir hätten wirklich Spaß haben können. Aber nach dem ersten Jahr war nur noch der blöde Beruf für ihn wichtig. Aber lassen wir das … Was die beiden wohl da draußen machen?«
    »Davina und Pawel? Ich weiß es nicht. Vermutlich gehen sie spazieren.«
    »Durch den Tau und die Brennnesseln«, sagte Charley. »Wovon sie wohl reden? Hohe Politik – oder Handelsbeziehungen hinter dem Eisernen Vorhang. Ich würde jetzt liebend gerne Mäuschen spielen!«
    »Iß dein Frühstück, Liebling, und zieh dich dann an«, sagte ihre Mutter. »Und mach bitte keine hämischen Bemerkungen, wenn sie zurückkommen! Davina läßt sich nicht gern necken.«
    »Das war bei ihr immer so«, sagte Charley. »Sie hat mir die Sache mit Richard nie verziehen. Das weißt du doch, oder?«
    »Das kommt schon noch«,

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