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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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es um Liebesverhältnisse geht.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß Sie selbst eine Menge gehabt haben?« forderte er sie heraus.
    Sie nickte und lächelte ihn an. »Eine ganze Menge, ich liebe Männer und „habe es gern, wenn sie mich lieben. Ich hoffe immer, einen zu finden, von dem ich sagen kann, der oder keiner. Aber so einen habe ich noch nicht gefunden. Im übrigen macht mir das Leben Freude, und ich bereue nichts.«
    Dazu konnte er nichts sagen. Die Bezeichnung ›Schlampe‹ kam ihm kurz in den Sinn und verschwand ebenso schnell wieder.
    »Um noch mal auf Ihre Schwester zurückzukommen«, bohrte er. »Glauben Sie, daß sie miteinander geschlafen haben?«
    »Sie interessieren sich wohl schrecklich für sie?« sagte Charley leichthin. »Sie haben den größten Teil des Abends von ihr geredet.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Sehen Sie, mir fielen alle Einzelheiten wieder ein, nachdem ich Sie auf der Party kennen gelernt hatte. Ich wußte, daß der Name irgend etwas zu bedeuten hatte, und ich bin ihr natürlich nicht rein zufällig begegnet. Wir beide, sie und ich, hatten denselben Auftrag in Aussicht. Wir saßen einige Zeit beieinander, als wir auf die Besprechung warteten. Ich hielt sie für eine eingefleischte Junggesellin mit Haaren auf den Zähnen, wenn Sie mir diesen Ausdruck verzeihen wollen. Sie erzählte mir, sie wohne in einer Dienstunterkunft nicht weit von der Fulham Road entfernt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß sich Ihre Schwester mit diesem Polen einlassen könnte. Das ist das Faszinierende an dieser Sache. Insbesondere, weil sie den Auftrag bekam und nicht ich.« Er trank seinen Brandy aus. »Sie wäre nicht dafür ausgewählt worden, wenn man gewußt hätte, daß sie ein Verhältnis mit einem Mann unterhält«, sagte er.
    »Was für einen Auftrag?« fragte Charley. »Ich wußte gar nicht, daß sie befördert worden ist.«
    »Sie ist Whites Assistentin«, erklärte er, »auf diese Stelle war ich erpicht.«
    »Ach«, sagte Charley achselzuckend, »das habe ich gar nicht gewußt. Aber Sie werden doch nicht hingehen und sie in Schwierigkeiten bringen? Es ist nur meine persönliche Meinung – ich habe keinerlei Beweise.«
    »Keine Sorge, das würde jetzt sowieso nichts mehr ausmachen«, sagte er. »Man wird es so oder so herausbekommen. White hält alle, die für ihn tätig sind, unter ständiger Beobachtung.«
    »Aber ist denn eine Sekretärin oder eine Assistentin so schrecklich wichtig? Das ist doch so etwas wie eine Beamtenstelle, oder nicht? Ist denn Ihre Arbeit streng vertraulich? Das trifft für Davina bestimmt nicht zu.«
    »Für uns beide nicht«, sagte er entschieden. »Wir beide sind, was Sie Beamte nennen. Aber der Posten Ihrer Schwester bedeutet eine Beförderung, und ich hätte die Stelle sehr gern selbst bekommen. Das ist der Grund, warum ich mich für Ihre Schwester interessiere. Und jetzt möchte ich lieber Ihnen meine Aufmerksamkeit zuwenden. Ich kann leider keinen Drink bei ›Annabel's‹ vorschlagen, weil ich morgen früh um neun einen Termin habe und einen klaren Kopf behalten muß.«
    »Ich gehe nie zu ›Annabel's‹«, sagte sie leise. »Ich hasse das Lokal. Mir ist ›Tramp's‹ viel lieber. Oder ›Regine's‹. Sind Sie schon einmal dort gewesen?« Jeremy mußte zugeben, daß das nicht der Fall war. »Also schön, das nächste Mal lade ich Sie dorthin ein. Es ist wahnsinnig teuer, aber sehr elegant. Wollen wir jetzt zahlen? Ich will nicht, daß Sie morgen müde sind. Es muß etwas schrecklich Wichtiges sein, wenn Sie zehn Stunden schlafen müssen.«
    »Das ist es auch«, sagte er. »Ich trete einen Posten bei der UNO in New York an. Morgen beginnt meine Einweisung.« Er gab dem Kellner ein Zeichen und zahlte die Rechnung. Sie fuhren schweigend zu ihrer Wohnung zurück. Charley schaute aus dem Fenster und summte vor sich hin. Sie fühlte sich äußerst deprimiert. Abgewiesen zu werden, kam bei ihr so selten vor, daß sie auch Selbstzweifel und dieses Gefühl der Demütigung, die sie zu der nervösen kleinen Melodie motivierten, kaum kannte. Er war ein selbstgefälliger, aalglatter Bursche, der nur an sich selbst dachte, und es wäre lächerlich, daß sie sich ärgerte, weil sie bei ihm keinen Erfolg gehabt hatte. Lächerlich und kindisch. Ihr fiel unter den letzten zwanzig, die sie ausgeführt hatten, keiner ein, der einen gesunden Nachtschlaf einem Abend mit ihr und vielleicht auch einem Drink in ihrer Wohnung vorgezogen hätte. Er gab ihr auf der Straße die

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