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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Hand, versprach, sie anzurufen, bevor er abreiste, und fuhr weiter, ohne zu bemerken, daß ihr die Tränen in den Augen standen.
    Sobald er die Kupplung eingelegt hatte, war Charley aus seinen Gedanken verschwunden … Groß, kräftig, angegraute Haare. Ein typischer Slawe. So etwas gab es eigentlich gar nicht, aber sie hatte eine recht gute Personenbeschreibung von Sasonow abgegeben. Und wo Davina Graham war, mußte auch der abgängige Überläufer sein.
    Wieder in ihrer Wohnung, trank Charley Ransom eine Tasse heißer Milch und nahm eine Schlaftablette. Sie weinte leise vor sich hin, bevor sie einschlief.
    »Lass das«, protestierte Davina, »wenn ich fahre!«
    Sie hörte Sasonow neben sich lachen. »Warum denn? Du hast doch sonst nichts dagegen.« Er sah sie an; sie hatte sich mit Entschiedenheit von ihm abgewandt und konzentrierte sich ganz auf den Verkehr. Aber sie hatte die Lippen zu einem Lächeln hochgezogen. Er nahm seine Hand von ihrem Knie.
    »Du bist eine schlechte Fahrerin«, sagte er. »Du kannst deine Gedanken nicht auf die anderen Autos konzentrieren.«
    »Natürlich nicht, wenn du mich daran hinderst«, gab sie zurück. Sie nahm die Hand vom Steuerrad und schlug ihm leicht auf die Finger. »Ich weiß, du bist guter Stimmung, weil du dich unmöglich benimmst. Aber du bist auch unmöglich, wenn deine Laune miserabel ist. Ich kann einfach nicht gewinnen.«
    »Du hast gewonnen«, sagte er. »Du hast mich für die Briten gewonnen. Das ist für dich ein großer Sieg. Aber ich bin heute glücklich. Ich sehe für mich und meine Familie eine Zukunft vor mir. Weißt du übrigens, daß der Brigadier so begierig auf meine Informationen war, daß er anbot, persönlich nach Moskau zu reisen und meine Familie herauszuholen?«
    »Was du nicht sagst!« antwortete Davina. »Er steckt seinen Kopf nicht in die Schlinge. Er wird für den kleinen Trip schon jemand anderen finden, keine Sorge.«
    »Warum bist du so widerborstig?« beklagte sich Sasonow. »Du solltest dich freuen, daß alles so gut gelaufen ist. Statt dessen benimmst du dich wie eine nörgelnde Lehrerin. Ich warne dich, wenn wir in diesen Käfig zurückkehren, werde ich mich sehr schlecht benehmen!«
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. »Also nicht anders als sonst«, sagte sie.
    Er machte es sich in seinem Sitz bequem. Er fühlte sich gleichzeitig zufrieden und erregt. Er verstand sie sehr gut. Natürlich freute sie sich über den Erfolg des Gespräches. Es gehörte zu dem Spiel, das sie manchmal miteinander spielten – so zu tun, als seien sie böse aufeinander. Dann dachte er an Halldale Manor, an Roberts und die elektronische Beeinträchtigung ihrer Privatsphäre, und er seufzte.
    Sie hörte den Seufzer und sagte rasch: »Was ist los – fehlt dir etwas?«
    »Mir ist nach Feiern zumute«, sagte er verdrossen, »statt dessen fahren wir zu den alten Irren und in den Käfig zurück. Das macht mich noch krank.«
    Sie fuhr einige Minuten weiter, ohne zu antworten. Sie näherten sich der Ausfallstraße in Richtung Südost. Der Verkehr wurde stärker, und zwischen den Verkehrsampeln kamen sie nur noch langsam voran. »Ich will nicht, daß du dich ärgerst. Wir müssen nach Halldale zurück, aber wir können unterwegs eine Pause einlegen. Wäre dir das recht?«
    »Was meinst du mit Pause einlegen?« fragte er.
    »Ich meine damit, irgendwo anhalten und zu Abend essen. Uns unterhalten, feiern. Ich kann über Funk die Genehmigung einholen. Wärst du damit einverstanden?«
    Er nickte ihr im Rückspiegel zu.
    »Ja, Vina, das würde mir gefallen. Es wäre mir noch lieber, wenn wir irgendwo übernachten könnten. Ich hasse stumme Liebe.«
    Wieder fuhr sie eine Zeitlang weiter, ohne zu antworten. Dann, bei einem weiteren Halt, eingeklemmt im Verkehr, drehte sie ihm ihr Gesicht zu und sagte: »Ich werde mir auch dafür die Erlaubnis geben lassen, wenn du es unbedingt willst.«
    »Ja, das will ich unbedingt«, sagte Sasonow. Er lehnte sich auf seinem Sitz zurück und schloß die Augen. Sie wußte nicht, ob er wirklich eingeschlafen war, aber er rührte sich auch nicht, als sie das Telefon benutzte, das sie mit einer Spezialvermittlung verband.
    Die Besuchszeit im Pflegeheim Halldale Manor lag zwischen 14 und 16 Uhr und zwischen 17.30 und 19 Uhr. In der Seniorenstation lagen ein Dutzend alte Frauen im Endstadium senilen Irreseins in ihren Betten, bewegten ohne Ziel und Zweck den Mund oder dösten in einem Trancezustand vor sich hin. Nur wenige bekamen Besuch; sie

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