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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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empfinden. Ich dachte, Sie fühlten sich dort ganz behaglich. Das hätte mir Miß Graham berichten sollen.«
    »Es fehlt mir an nichts«, sagte Sasonow, »aber ich kann diesen ewig selben kleinen Käfig nicht mehr ertragen – nach acht Monaten, Tag für Tag. Und ich kann mich nie zurückziehen.«
    »Natürlich, wenn Ihnen Miß Graham auf die Nerven geht –«
    »Nicht Miß Graham. Roberts und die anderen. Ich möchte eine sichere Bleibe, keinen Käfig. Keine Mikrofone, keine Trick-Spiegel. Ich muß Ihnen trauen, deshalb müssen auch Sie mir trauen.«
    »Das ist nicht mehr als recht und billig«, betonte der Brigadier. »Wir haben eine Unterkunft, die Ihnen meines Erachtens gefallen dürfte, während wir uns auf diesen Einsatz vorbereiten. Ein völliger Wechsel wäre für Sie nur gut. Ich habe einen ausgezeichneten Mitarbeiter, der übrigens auch ein erstklassiger Schachspieler ist …«
    Er sah, wie Sasonows Gesicht plötzlich von einem mürrischen Ausdruck überzogen wurde. »Ich will keinen Schachspieler. Miß Graham gefällt mir sehr gut. Ich will niemand anderen.«
    »Sehr gut«, sagte James White lächelnd. »Ganz, wie Sie wollen, Oberst. Wir gehen jetzt gemeinsam hinunter, und Sie verlassen als erster den Klub. Sie parkt draußen und wartet auf Sie, glaube ich.«
    Er sah, wie Sasonow durch die Eingangstür das Haus verließ, während er gemächlich seinen leichten Mantel anzog und seine Melone aufsetzte. Davina Graham hatte in der Tat sehr gute Arbeit geleistet, wenn er sich auf die Reaktion des Russen verlassen konnte. Eine bessere Arbeit vielleicht, als sie ihm gegenüber zugegeben hatte. Er ging die Stufen hinunter und trat durch die Eingangshalle ins Freie hinaus. Vor dem Eingang standen keine Wagen; nur ein Polizeibeamter näherte sich einem Lieferauto, das auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt war. Sasonow war abgefahren.
    Der Brigadier ging gern zu Fuß, und er wanderte durch das aufdringliche Niemandsland von Piccadilly auf den St. James's-Park zu. Er verfügte über eine Anzahl gut getarnter kleiner Hauser und Etagen in der Stadt. Er hielt eine solche Unterkunft als geeignet für Sasonow. Ein kleines Liebesnest für ihn und die gestrenge Miß Graham? Der Gedanke belustigte ihn, und er mußte lächeln, während er weiterging. Aber sie hätte ihm sagen müssen, wie abhängig Sasonow von ihr war. Ihre Zurückhaltung war ein Fehler. Das kleine Lächeln lag noch auf seinen Lippen, aber es spiegelte sich nicht in seinen Augen.
    James Spencer-Barr bestellte einen Tisch im Restaurant des Connaught-Hotels. Es war eines der teuersten Restaurants von ganz London, aber unbestreitbar auch eines der allerbesten. Das Essen und der Service rechtfertigten die Kosten, und außerdem würde er die Ausgaben als Spesen abrechnen. Er holte Charley Ransom um halb acht ab und nahm noch einen Drink in ihrer Wohnung, die ihn interessierte, weil er sich die Menschen gern in ihrer gewohnten Umgebung ansah. Charleys Umgebung überraschte ihn; sie hatte einen guten Geschmack. Die Möbel und die modernen Bilder waren von ausnehmender Qualität. Er mußte zugeben, daß sie eine Schönheit war, und er bemühte sich instinktiv, ihren Reizen zu widerstehen. Eine Frau mit ihrem Sexappeal würde von ihm sicherlich mehr erwarten, als er ihr geben konnte. Aber abgesehen von dem lachenden Mund und den großen, verführerischen grauen Augen, konnte er nicht umhin, das schlicht-elegante schwarze Seidenkleid und die dichten, schimmernden Haare zu bewundern, deren Rot im künstlichen Licht weniger stark hervortrat. Sie redeten über Belanglosigkeiten und sprachen von ihren Bildern.
    »Geschenke von meinem letzten Fehler«, sagte sie fröhlich. »Ich habe sie ausgesucht, er hat sie bezahlt. Er verabscheute moderne Kunst. Ich hatte alle Mühe, seine neapolitanischen Blumenmädchen und diese grässlichen Kardinale loszuwerden!« Sie lachten beide. Als sie schließlich an ihrem Tisch im Connaught saßen, kam er zu dem Schluß, daß sie eigentlich recht amüsant war.
    »Ich komme gern hierher«, sagte sie und sah sich um. Die Art und Weise, wie der Oberkellner sie begrüßt hatte, zeigte, daß sie Stammgast hier war. »Dieses Restaurant hat eine so ruhige Atmosphäre – und wie man hier verwöhnt wird! Ich lasse mich gern verwöhnen.«
    Das nahm ihr Jeremy ohne weiteres ab, aber er lächelte nur und sagte: »Ich bin überzeugt, daß viele Menschen Sie gern verwöhnen«, was sie mit einem reizenden Lächeln quittierte.
    Sie saßen

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