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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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anzunehmen. Achtundvierzig Stunden bevor wir starten, wird man uns alle unter demselben Dach versammeln. Jedenfalls war das früher so. Aber es hat sich manches geändert.«
    Sie ging in das kleine Arbeitszimmer, das während der Monate ihrer Abwesenheit verschlossen geblieben war, und verbrachte den Rest des späten Nachmittags damit, Kopien ihrer letzten Berichte über Sasonow abzuheften, ihren Schreibtisch aufzuräumen und verschiedene Papiere durch den Aktenwolf laufen zu lassen. Der Kalender zeigte noch das Datum ihrer ersten Fahrt nach Halldale Manor. 7. November des vergangenen Jahres. Jetzt war Juni. Acht Monate. Ihr war, als habe sich ihr gesamtes Leben in dieser Zeit abgespielt. Sie rief Grants Büro an, um durchzugeben, daß sie in ihrer eigenen Wohnung erreichbar sei, und sie erhielt die Anweisung, sie solle am nächsten Vormittag ins Sprachenzentrum kommen, um sich über die neuesten Ausdrücke in der deutschen Umgangssprache unterrichten zu lassen. Im selben Gebäude waren auch die Fälscher und andere Sondereinheiten untergebracht. Vor ihr lagen noch arbeitsreiche Tage.
    Humphrey Grant telefonierte mit dem Brigadier.
    »Ich habe sie nach Hause gehen lassen«, sagte er. »Sie blieb bis etwa sieben Uhr in ihrem Arbeitszimmer, um aufzuräumen. Keine Telefonanrufe. Fuhr auf dem kürzesten Weg in ihre Wohnung. Harrington erschien dort um acht, und sie fuhren um 8.45 Uhr in ein Restaurant nach Chelsea. Harrington traf um 6.40 Uhr in seiner Wohnung ein; er führte drei Telefongespräche, die noch überprüft werden. Dann weiter nach Burton Court und anschließend zum Essen. Spencer-Barr blieb in seinem Büro, räumte auf, fuhr dann zum International Sportsman's Club und spielte Squash. Auch er fuhr nach Hause und ist wieder ausgegangen. Seine Telefongespräche werden noch geprüft. Seine Freundin ist bei ihm.«
    »Schön«, sagte James White, »dann bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten.« Er hatte es sich in einem großen Lehnsessel bequem gemacht; ein Glas Portwein stand neben ihm. Seine Frau saß lesend auf der anderen Seite des Kamins; der Raum war warm und in gedämpftes Lampenlicht getaucht. Ein schönes Raeburn-Porträt eines Offiziers in Scharlachrot und Weiß wurde durch eine besondere Lampe angestrahlt. In der Familie des Brigadiers herrschte eine langjährige militärische Tradition.
    »Ja«, stimmte ihm Grant zu. »Wenn irgend etwas unseren Freund, den Doppelagenten, ans Tageslicht fördern kann, dann ist es dies. Gute Nacht, Chef.«
    »Gute Nacht«, sagte der Brigadier, legte den Hörer auf und griff nach dem Portweinglas.
    »Ist das wahr! Haben Sie sich wirklich für diesen Einsatz gemeldet, nur um Iwan dem Schrecklichen zu beweisen, daß wir es ehrlich mit ihm meinen?«
    Davina setzte ihr Weinglas ab. Sie waren fertig mit dem Essen und unterhielten sich bei einer Tasse Kaffee. Harrington hatte nur Wasser getrunken.
    »Zum Teil«, sagte sie. »Und teilweise aus freien Stücken.«
    »Das begreife ich nicht«, sagte er. »Es ist eine höchst riskante Operation. Sie besitzen keine praktische Erfahrung in solchen Dingen. Ich weiß wirklich nicht, warum man Sie überhaupt ausgewählt hat.«
    »Weil ich es vorgeschlagen habe«, antwortete sie. »Ich habe darum gebeten, an dem Einsatz teilnehmen zu dürfen.«
    »Sie haben mir immer noch nicht gesagt, warum«, gab er zurück.
    Sie zögerte. Sie hatte bisher alle seine Fragen bezüglich Sasonow unbeantwortet gelassen. Jetzt hatte sie keinen Kontakt mehr mit dem Russen, und Harrington war ebenso Geheimnisträger wie sie selbst. Es würde für sie eine Erleichterung sein, mit jemandem sprechen zu können, der sie vielleicht verstand.
    »Ich habe mich da in etwas hineingeritten«, erklärte sie. »Dieser Einsatz schien mir der beste Ausweg zu sein.«
    »Kein Wunder, daß Sie zu dieser verdammten Abteilung gehören«, rief Peter. »Können Sie denn nicht eine klare Antwort geben? Hineingeritten – wieso?«
    »Ich habe mich mit ihm eingelassen«, sagte sie. »Genügt Ihnen das?«
    »Du lieber Himmel«, stöhnte er. »Jetzt geht mir ein Licht auf. Bett und so weiter. Sieht Ihnen nicht ähnlich.«
    »Nein, wohl nicht.« Ihre Stimme klang scharf. »Sieht der braven alten Davy, die nie einen Mann angesehen hat, wirklich nicht ähnlich. Und die Männer haben sich auch nicht nach ihr umgesehen. Aber er tat es zufällig.«
    Sie nahm eine Zigarette und zündete sie an, bevor er sein Feuerzeug finden konnte.
    »Und da war es um ihn geschehen«, meinte er.

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