Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
Vom Netzwerk:
auf ein Taxi.
    »Wo haben Sie denn Ihren Wagen?« fragte er.
    »Steht in der Dienstgarage. Nach Halldale konnte ich keinen mehr benutzen.«
    »Dann haben Sie Iwan doch versteckt«, folgerte er. »Sie beide haben verdammtes Glück gehabt, nicht bei lebendigem Leibe gebraten zu werden.«
    »Allerdings.« Sie zupfte ihn am Ärmel. »Dort kommt ein Taxi!«
    »Wie sind Sie denn dort herausgekommen?«
    »Wir waren gar nicht da«, sagte sie.
    Das Taxi hielt am Rinnstein, und er öffnete die Tür. »Ich setze Sie zuerst ab, Davina … Wo waren Sie denn?«
    Sie wußte nicht, wie triumphierend sie klang.
    »Wir stiegen in einem Motel ab. Er wollte mit mir schlafen.«
    Harrington sah sie an, und dann erschien wieder das alte vertraute Grinsen auf seinem Gesicht. Er schob seine Hand unter ihren Arm und drückte ihn.
    »Sie sind nicht ohne, meine Liebe. Ich muß mich anstrengen, wenn ich mit Ihnen Schritt halten will, sobald wir in Russland sind.«
    Das Haus in Hampshire war vom Verteidigungsministerium als Offiziersakademie erworben worden. Es war ein hässliches Bauwerk aus der viktorianischen Zeit, das selbsterrichtete Denkmal eines erfolgreichen Geschäftsmannes aus der City, dessen Nachfahren nur allzu froh waren, es nach dem Krieg loswerden zu können. Es bot zwei Vorteile: einerseits konnten angehende junge Offiziere dort in den verschiedenen Zweigen der Kriegskunst unterwiesen werden, und andererseits bot es einem Expertenteam genügend Raum, in völliger Abgeschiedenheit zu arbeiten. Es wirkte alles andere als anheimelnd. Die gebohnerten Fußböden und die kahlen Treppen verliehen ihm die Atmosphäre einer Volksschule und riefen bei seinen Bewohnern nostalgische Erinnerungen an die Jugendzeit wach. Die für Sasonow und Grants Team bereitgestellten Unterkünfte lagen im Südflügel; sie hatten Zentralheizung, waren mit Teppichen ausgelegt und verfügten über spezielles Personal und eine eigene Küche.
    Sasonow schaute durch das Fenster auf die Parklandschaft hinaus. Das Fenster stand offen, und aus der Ferne drangen Geräusche vom Geländetraining durch die warme Sommerluft herüber.
    Der ihm anstelle von Davina zugeteilte Mann stellte ein Schachbrett im Zimmer auf. Es war John Kidson, der ihn aus der Etagenwohnung abgeholt hatte. Er warf von Zeit zu Zeit einen Blick auf den breiten Rücken des Russen. Der stand dort wie ein Baum und verdunkelte das Zimmer. Kidson sprach russisch, polnisch und ungarisch; er war zehn Jahre älter als Sasonow. Er hatte während des Krieges auf dem Balkan im Dienst der Abteilung eine lange und anstrengende Zeit erlebt. Seine Fähigkeit, das Vertrauen anderer Menschen zu gewinnen, hatte ihn im Umgang mit den Partisanen zu einem unschätzbaren Mitarbeiter gemacht.
    Er war jetzt seit drei Tagen Sasonows ständiger Begleiter. Grant war einmal kurz erschienen, hatte dem Russen die Hand gedrückt und ihm gesagt, noch vor Ende der Woche werde alles für ihn vorbereitet sein. In der Zwischenzeit solle er sich entspannen und nicht versuchen, sein Erinnerungsvermögen zu strapazieren. Das Gedächtnis funktioniere besser ohne Druck. Er hoffe, daß sich Kidson gut um ihn kümmern werde.
    Kidson ging sehr behutsam vor. Er drängte sich Sasonow nicht auf.
    »Wenn Sie allein sein wollen«, sagte er am ersten Tag, »dann sagen Sie es bitte. Ich gehe dann spazieren. Wenn Sie Schach spielen oder nur plaudern wollen, bin ich hier. Aber ich will Ihnen nicht auf die Nerven fallen.«
    Sasonow war mürrisch, aber er bat Kidson nicht, ihn allein zu lassen. Er wollte nicht sich selbst überlassen bleiben. Es schien ihm zu genügen, die Zeitungen zu lesen oder einfach nur aus dem Fenster zu schauen. Am zweiten Abend spielten sie eine Partie Schach, und zu Sasonows Erstaunen schlug ihn Kidson. Danach spielten sie weiter bis in die frühen Morgenstunden.
    »Das Brett ist bereit«, sagte Kidson. »Sollen wir ein Spiel machen?«
    Sasonow drehte sich langsam herum. »Was bedeuten die Geräusche da draußen?«
    »Geländeausbildung für Offiziersanwärter. Es geht dort ziemlich hart zu. Die Leute sind besonders ausgesucht und gehören zur Elite. Ich möchte diese Ausbildung hier nicht mitmachen.«
    Sasonow machte ein spöttisches Gesicht.
    »Der nächste Krieg wird nicht mehr mit Armeen geführt. Ihr vergeudet nur eure Zeit, wenn ihr den Männern die konventionelle Kriegsführung beibringt. Der Krieg ist in zwölf Stunden vorbei.«
    »Wenn es ein Atomkrieg ist, natürlich«, stimmte Kidson zu. »Aber vielleicht kommt es

Weitere Kostenlose Bücher