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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Er wußte nicht, ob sie wütend oder nur verärgert war. Das Blut war ihr in die Wangen gestiegen. »Gut gemacht. Sie sind eine sehr attraktive Frau.«
    »Warum sind Sie denn so erstaunt?« gab sie zurück. »Ich bin keine sehr attraktive Frau, Peter, und das wissen Sie auch. Aber ich habe ihm gefallen, und ich glaube, es war für mich das erste Mal, daß mich jemand haben wollte. Nicht, daß er mich geliebt hätte – er wollte mich einfach. Es muß Ihnen lächerlich erscheinen, aber so war es.«
    »Sie haben sich also in ihn verliebt«, sagte er leise. »Ich verstehe.«
    »Nein, Sie verstehen gar nichts.« Sie drückte die halb gerauchte Zigarette aus.
    »Ich habe mich nicht wie eine alte Jungfer Hals über Kopf in ihn verliebt. Ich fand ihn zuerst ganz sympathisch. Er gefiel mir im Bett, und ich mochte ihn als Mensch. Und dann, nach einiger Zeit entstand Zuneigung. Er bekam böse Depressionen, weil er sich große Sorgen wegen Frau und Tochter machte. Sie bedeuteten ihm soviel, und er konnte sich in das Leben in England oder überhaupt im Westen nicht hineinfinden. Er mußte sie bei sich haben, um das Dasein als Flüchtling überhaupt meistern zu können. Und ich habe ihm fest zugesagt, daß sich seine Familie in Sicherheit befindet und daß wir die beiden herausholen würden, falls sie herüberkommen wollen. Ich mußte seine Hoffnung lebendig halten. Man kommt einem Menschen sehr nahe, wenn man so etwas tut. Ich habe diesen Gedanken immer bewußt mit mir herumgetragen – daß ich mein Wort halten muß, und wenn ich selbst hinüberfahren und sie herbringen muß. Ich weiß nicht, warum eigentlich, denn damals waren wir uns noch nicht so nahe. Oder vielleicht habe ich es nur noch nicht gewußt.«
    »Komisch«, sagte Harrington. »Wenn Sie ihn lieben, müßten Sie doch eigentlich alles andere wünschen, als daß seine Frau und seine Tochter herüberkommen, oder? Kein Funken Eifersucht?«
    »Nein«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Ich wollte ihn nur glücklich machen.«
    Er sah sie verwundert an. »Er bedeutet Ihnen wohl sehr viel?«
    »Ja«, sagte sie. »Aber das ist es ja gerade. Wir haben keine Zukunft; er braucht jemand anderen. Und ich muß mich innerlich von ihm lösen. Dies ist der beste Weg.«
    »Wissen der Chef und Grant davon?« fragte er.
    »Nicht alles«, sagte sie. »Ich habe ihnen nicht gesagt, daß wir miteinander schlafen, und als die den Brand von Halldale untersuchten, schnüffelten sie überall herum, auch bei mir. So sind sie darauf gekommen. Der Chef war nicht besonders begeistert, weil ich in meiner Berichterstattung nichts davon erwähnt hatte.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Harrington sah, daß sie wieder eine Zigarette nahm, und diesmal war er rechtzeitig zur Stelle, um Feuer zu geben. Man merkte ihr beim Reden die innere Spannung an; er sah, daß ihre Hand etwas zitterte, und sie zog nervös an der Zigarette.
    »Ich habe ihm wegen Sasonows Tochter ganz klar meine Meinung gesagt. Ich erklärte ihm, wir hätten versprochen, seine Familie herauszuholen und daß er, wenn wir diese Zusage nicht einhielten, wahrscheinlich zurückgehen und sich den Behörden stellen würde.« Ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen. »In diesem Augenblick sagte er mir, wir könnten Sasonow nicht zurückgehen lassen. So viel sind Versprechen wert.«
    »Das muß Sie erschüttert haben«, sagte er. »Ihre erste Erfahrung mit dem perfiden Albion am St. James's Place?«
    »Ich war empört«, sprach sie, »und ich habe es ihnen auch gezeigt.«
    »Das glaube ich Ihnen gern«, sagte er leise. »Und dann haben Sie sich freiwillig gemeldet wie eine Johanna von Orleans, um nach Russland zu fahren und die Tochter herauszuholen? Ich wünschte, ich hätte ihre Gesichter sehen können.«
    »Das einzige Mal, wo sie ein bißchen erstaunt aussahen, war, als ich vorschlug, Sie mitzunehmen«, gab sie zurück.
    Harrington grinste. »Touché. Dann fuhren Sie zurück und erzählten Iwan die Neuigkeit. Wie reagierte er darauf?«
    Sie zögerte einen Augenblick und drehte die Zigarette zwischen ihren Fingern.
    »Er wollte nicht, daß ich fahre«, sagte sie.
    Harrington beugte sich vor und schenkte ihr Wein ein.
    »Das klingt, als hätte auch er an Ihnen einen Narren gefressen«, meinte er.
    »Möglich, aber das spielt jetzt keine Rolle mehr«, antwortete Davina. »Er ist bei Grants Leuten, und ich werde ihn nie wieder sehen, was sicher richtig ist. Wollen wir zahlen? Es war ein langer Tag.«
    Sie gingen hinaus und warteten

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