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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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einzuschleusen, obwohl Grant nicht viel davon hielt. In Ostberlin würden Davina und Harrington kontaktiert und mit neuen Personalausweisen und Pässen einschließlich der Einreisevisa für die Sowjetunion, ausgestattet werden. Sie würden als Ehepaar mit einer Intourist-Gruppe nach Livadia auf der Krim Weiterreisen. Das war ein sehr beliebter Urlaubsort für ausländische Touristen und für Russen. Zu den Sehenswürdigkeiten gehörte das alte Zarenschloß, wo die Romanows die Sommermonate zu verbringen pflegten. Spencer-Barr sollte allein reisen; sein Bestimmungsort war Moskau. Sein Deckauftrag war, einen der Handelssekretäre der britischen Botschaft in Moskau abzulösen. Er sollte vor Harrington und Davina in Moskau sein und dort die Vorbereitungen für die Flucht von Irina Sasonowa übernehmen. Grant erläuterte diesen Plan und hielt dann inne.
    »Bis hierher irgendwelche Fragen?«
    »Ist es nicht ziemlich riskant, einen neuen Mann als Kontaktperson für die Tochter einzusetzen?« Peter Harrington verwendete absichtlich den Decknamen für Irina. »Nichts gegen Spencer-Barr«, fuhr er fort, »aber reichen die bestehenden Kontakte nicht aus? Mir scheint, das Risiko wird größer, wenn wir einen neuen V-Mann hinschicken. Jeremy wird bei seiner Ankunft bestimmt Aufsehen erregen; das KGB läßt Neuankömmlinge mindestens sechs Monate lang besonders sorgfältig beschatten.«
    Grant sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen missbilligend an. »Ich wußte gar nicht, daß Sie Moskau-Experte sind«, sagte er.
    »Das bin ich auch nicht«, antwortete Harrington. »Aber nach meiner langen Dienstzeit kenne ich eine ganze Anzahl von Mitarbeitern, die es waren. Und Sie haben ja schließlich gefragt, ob wir noch Fragen haben.«
    »Gewiß«, sagte Grant zurück. »Solange sie für Ihre eigene Mitwirkung an der Operation von Bedeutung sind. Ich schlage vor, daß Spencer-Barr den Moskauer Teil der Operation übernimmt.«
    Harrington zuckte mit den Achseln. »Meinetwegen. Dann habe ich noch eine Frage: Wenn Davina und ich auf die Krim fahren – welche Rückendeckung haben wir, um herauszukommen, falls in Moskau etwas schief geht?«
    »Überhaupt keine«, erwiderte Grant. »Wenn in Moskau etwas passiert, haben Sie keine andere Chance, als schwimmend das rettende Ufer zu erreichen. Wenn Sie Glück haben, werden Sie von dem Boot aufgefischt, das eigentlich für die Tochter bestimmt ist. Miß Graham? Noch irgendwelche Fragen?«
    »Haben wir neue Nachrichten von Fedja Sasonowa?«
    Ein kurzes Schweigen trat ein; alle sahen sie an.
    »Ich weiß nicht, was das mit der Operation zu tun hat«, wandte Grant ein.
    »Es könnte die Einstellung der Tochter beeinflussen.«
    Peter kam ihr zu Hilfe. »Falls sie entlassen worden ist, zum Beispiel. Dann würde das Mädchen vielleicht nicht mehr in den Westen kommen wollen.«
    Hier schaltete sich der Brigadier ein. »Ich glaube nicht, daß wir damit rechnen können«, meinte er. »Nach der letzten Nachricht aus Moskau ist sie noch immer in der Lubjanka. Es ist noch zu früh, um sagen zu können, ob sie dort verhört oder einfach nur festgehalten wird, bis man weiß, wohin sie geschickt wird. Sie wird bestimmt nicht freigelassen.«
    »Diese Agenten aus Ostdeutschland«, fragte Davina, »deren Papiere wir haben – sind sie wirklich Flüchtlinge oder sind sie westliche Agenten? Wenn sie Flüchtlinge sind, ist es dann nicht sehr riskant, ihnen zu trauen?«
    »Miß Graham.« Grant sprach in beißendem Ton. »Es ist uns durchaus bekannt, daß dies Ihr erster Einsatz im Ausland ist. Aber versuchen Sie bitte, Fragen zu stellen, die in irgendeiner Weise sinnvoll sind. Die Sicherheitsüberlegungen können Sie ruhig uns überlassen.« Er wandte sich von ihr ab. Hinter seinem Rücken formte Harrington mit dem Mund das Wort ›Schuft‹ und lächelte Davina ermutigend an.
    »Mr. Spencer-Barr?« Aus Grants verändertem Tonfall ging klar hervor, daß er erleichtert war, sich mit einem Profi unterhalten zu können.
    »Ich fliege nach Moskau, um dort einen Diplomaten abzulösen«, sagte Jeremy. »Ich werde als Neuankömmling unter Beobachtung stehen. Alle meine Kontakte werden vermerkt und meine Aktionen festgehalten werden. Wird dies nicht, wie Harrington gesagt hat, meine Bewegungsfreiheit auf einige Monate einschränken?«
    »Das glaube ich nicht«, antwortete Grant. »Die Umstände, unter denen Sie Ihren neuen Posten übernehmen, werden jeden Verdacht der Zugehörigkeit zu uns ausräumen. Außerdem beabsichtigen

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