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"Davon haben wir nichts gewusst!"

"Davon haben wir nichts gewusst!"

Titel: "Davon haben wir nichts gewusst!" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Longerich
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liegen nur wenige einschlägige Berichte vor. Die NSDAP Kreisleitung Augsburg-Stadt schrieb in ihrem Bericht für April 1939 (K/J 2887, o.D., StA Abg, NSDAP Gaultg. Schwaben 1/19), es sei die »Rassenfrage … heute in Bezug auf den Juden allgemein verständlich«, doch scheine »man hier über die allgemeine Auswirkung für das eigene Volk noch nicht die notwendige Erkenntnis aufzubringen«. Es müsse immer wieder festgestellt werden, dass »gerade die Grundprobleme der nationalsozialistischen Weltanschauung zu wenig verstanden und auch nicht immer leicht verständlich gebracht werden«. Die Gendarmerie im bayerischen Schmidmühlen schrieb in ihrem Bericht für Juli 1939 (K/J 2984, 25.7.1939, StA Am, BA Burglengenfeld 18047), die Bevölkerung habe angesichts des offenkundig bevorstehenden Krieges gegen Polen »eine ziemliche Angst«; es herrsche die Auffassung, dass man »doch die Juden endlich in Ruhe lassen sollte, weil diese das ganze Kapital besitzen und den Krieg gegen Deutschland finanzieren könnten«.
    121 Die Deutschland-Berichte der Sopade enthielten im Februar 1939 noch einmal einen größeren Abschnitt zum Thema Judenverfolgung (S. 202ff). Durchgehend wurde hier die Ablehnung des Novemberpogroms und der antisemitischen Politik des Regimes betont. Die »fortgesetzte Hasspropaganda«, so die Einschätzung, sei der Versuch, die bisher nicht erzielte antisemitische Massenstimmung »doch noch zu erzeugen« (ebenda, S. 211). Weitere Abschnitte vom März und Juli befassten sich mit der Judenverfolgung in den annektierten Gebieten.
    122 So etwa Kershaw, »Antisemitimus und Volksmeinung«, S. 337 (zusammenfassend).
Die »Judenfrage« nach Beginn des Zweiten Weltkrieges
    1 Zur Judenpolitik des Regimes nach Kriegsausbruch siehe Christopher Browning, Die Entfesselung der »Endlösung«. Nationalsozialistische Judenpolitik 1939 – 1943 Berlin 2003, sowie Longerich, Politik der Vernichtung, S. 27ff.
    2 Hitler, Reden und Proklamationen 1932 – 1945, Bd. 2, S. 1047ff., S. 1055.
    3 Siehe Pressekonferenz vom 19.2.40 (BAK, ZSg. 109/18), in der die Presse eher beiläufig darauf hingewiesen wurde, dass Hitler in seiner Rede zum 30.1.1940 an seine Prophezeiung erinnert hatte. In der veröffentlichten Propaganda sollte dies jedoch keine große Rolle spielen.
    4 So durfte beispielsweise die Polizeiverordnung vom 4.7.40, die am 7.8.40 im Amtsblatt des Landespolizeibezirks Berlin veröffentlicht wurde und in der die Einkaufszeiten für Juden geregelt wurden, nicht in der Presse veröffentlicht werden; siehe Vertrauliche Information vom 7.8.40 (BAK, ZSg. 109/14).
    5 Kriegspropaganda 1939 – 1941, 18.9.40.
    6 Eine Ausnahme bildete die von der deutschen Presse stark beachtete Rede, die Alfred Rosenberg im März 1941 anlässlich der Eröffnung des Instituts zur Erforschung der Judenfrage in Frankfurt am Main hielt. Rosenberg erklärte hier in aller Deutlichkeit, eine europäische Lösung der »Judenfrage« könne nicht durch einen »Judenstaat«, sondern nur durch ein »jüdisches Reservat« erfolgen. Wo dieses Reservat liegen sollte, ließ er offen; dem Kontext der Rede konnte man entnehmen, dass jedenfalls nicht an Europa gedacht wurde. Tatsächlich hatte das RSHA zu diesem Zeitpunkt bereits damit begonnen, die Deportationen der europäischen Juden in die zu erobernden sowjetischen Gebiete zu planen, und Hitler hatte Rosenberg die politische Verwaltung dieser Gebiete zugesagt; zu Einzelheiten siehe Longerich, Politik der Vernichtung , S. 283ff. Zur Rosenberg-Rede siehe die Berichterstattung im VB , 22.3., 27.3., 28.3. und 30.3.41 (Text der Rede). Auch die nichtnationalsozialistische Presse berichtete auf Aufforderung des Propagandaministeriums ausführlich über die Instituts-Eröffnung: BAK, ZSg. 109/19, 25.3.41, Tagesparole; DAZ , 28.3.41, FZ , 27.3.41.
    7 Pressekonferenz, 20.10.39 (BAK, BA, ZSg. 102/19), siehe auch 24.10.39, ebenda.
    8 In den Ministerkonferenzen im Propagandaministerium wurde das Problem der polnischen Juden wie in den Anweisungen an die Presse buchstäblich totgeschwiegen.
    9 In der Propaganda der Wehrmacht spielten diese Berichte eine größere Rolle; siehe beispielsweise die Sammlung von »Ghettoberichten«, die Kriegsberichterstatter der Wehrmacht im Juni 1941 anfertigten (BAM, RL 15/67).
    10 15.8.40, Meldung über die »Judengesetzgebung im Generalgouvernement«, sowie eine große Reportage über Lodz am 5.1.41.
    11 Kriegspropaganda 1939 – 1941 , 6.7.40.
    12 Ebenda , 23.8.40.
    13 Vertrauliche

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