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Dawning Sun (German Edition)

Dawning Sun (German Edition)

Titel: Dawning Sun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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bereit zu akzeptieren, dass auch dieses Detail ein Geheimnis bleiben würde, als Tom endlich weitersprach: „Das heute Morgen, mit Nico. Ich würde dir gerne helfen, dass du lernst, dich zu verteidigen. Wenn du möchtest.“ Es klang widerstrebend, wie er das sagte. So, als hätte er jede Silbe einzeln formen und über seine Lippen schubsen müssen. Er starrte an Josh vorbei aus dem Fenster. An seinen Wangen zuckte ein Muskel, es war spürbar, wie angespannt er war.
Ob er Angst vor mir hat? Angst, dass ich in sein einsames Leben eindringe?
„Ich weiß nicht recht“, erwiderte Josh. Er wollte es. Er wollte Tom näher kennen lernen. Seine Geheimnisse ergründen. Sich an ihm festhalten. Er wollte noch einmal so umarmt werden, dass keine Ängste mehr an ihn herankamen. In Toms Nähe hatte er sich sicher gefühlt. Er wollte herausfinden, ob Tom tatsächlich körperlich an ihm interessiert war. Und wenn er auch nur ansatzweise lernen könnte, sich Angeber wie Nico vom Leib zu halten, wäre das unvergleichlich gut.
Auf keinen Fall wollte er allerdings, dass Tom sich jemals wieder genötigt sehen könnte, vor ihm weglaufen zu müssen. Er wollte ihn nicht stören. Er wollte nicht falsche Hoffnungen hegen auf etwas, was es vermutlich bloß in seinem Kopf gab.
„Keine Material Arts oder so was“, murmelte Tom. „Jeder kann Selbstverteidigung erlernen.“
„Wenn du es wirklich möchtest“, begann Josh, brach aber sofort ab. Er wusste nicht, wie er seine Empfindungen in Worte packen sollte. Oder ob sie überhaupt ausgesprochen werden sollten.
Tom sah ihn an, sehr ernst und intensiv. Er schien zu spüren, in welche Richtung Joshs Gedanken liefen, denn er sagte langsam:
„Ich will dir nicht wehtun. Egal auf welche Weise.“
„Das haben die anderen schon geschafft. Ausnahmslos. Ich verkrafte noch einen mehr, wenn es sein muss.“
Tom nahm ihm die leere Teetasse ab und räumte alles mit drei Griffen beiseite. Dann streckte er ihm die Hand hin.
„Komm.“
Josh wurde fast schwindelig, als er sich Toms Stärke anvertraute und in die Höhe ziehen ließ. Diese schlichte Berührung fühlte sich elektrisierend an. An der Art, wie Toms Blick flackerte glaubte er zu erkennen, dass es ihm ähnlich erging. Sie standen dicht voreinander, sahen sich in die Augen. Er spürte Toms Atem auf seinem Gesicht, die Wärme, die er ausstrahlte. Fasziniert wagte Josh nicht, sich zu bewegen. Er wollte es nicht zerstören, diese Magie, die zwischen ihnen knisterte und funkte.
„Leg dich hin“, flüsterte Tom und wies mit dem Kinn in Richtung Matratze. Er schob ihn mit sanftem Druck hinüber. Josh wehrte ihn nicht ab, obwohl in seinem Inneren ein Sturm tobte – was würde geschehen? Wie weit würde Tom gehen? War das ein Spiel? Ging es um Sex oder etwas ganz anderes? Würde er aufhören, wenn Josh ihn darum bat? Wollte er das hier?
„Hab keine Angst“, sagte Tom und trat hinter ihn, als Josh vor der Matratze verharrte. Seine Hände legten sich leicht auf Joshs Schultern. „Du bist zu stark beeinträchtigt, um körperliche Übungen mitmachen zu können. Du musst zuerst Vertrauen lernen. Mir als deinem Lehrmeister, vor allem aber dir selbst. Dein Körper darf dir nicht feindlich erscheinen, sonst wird er dir nicht gehorchen, wenn du ihn brauchst. Wenn du dir selbst nicht vertraust, empfindest du dich als wertlos und überhöhst damit alle anderen. Du gibst ihnen unbewusst das Recht dazu, dich zu verletzen.“
Josh nickte langsam, als Zeichen, dass er ihn verstanden hatte.
„Setz dich, zieh Schuhe und Socken aus, und dein Shirt.“
Tom ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. Verunsichert folgte Josh den Anweisungen, blieb danach steif sitzen. Der Raum war angenehm warm, trotzdem prickelte eine Gänsehaut über seinen halb entblößten Körper. Er hatte sich noch nie gerne vor anderen ausgezogen, auch wenn er dank des Handballtrainings gut geformt war. Im Moment waren ihm all die Hämatome auf Brust, Armen und Rücken bewusst, genauso wie Toms Blicke, der ihn sehr genau musterte.
„Leg dich hin, fürs erste auf den Bauch.“
Er gehorchte sofort, froh, sich auf diese Weise entziehen zu können.
„Meckere wie eine Ziege.“
„Hm?“ Josh starrte ihn verwirrt an.
„Nun los! Tu, was ich dir gesagt habe!“ Der Befehl hatte einen harschen Unterton. Noch verwirrter wollte Josh folgen und wurde in letzter Sekunde mit einer Berührung an der Schulter aufgehalten. Tom seufzte, was resignierend klang.
„Genau hier werden wir ansetzen müssen“,

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