Dawning Sun (German Edition)
lachend, mit einem ekelerregend hohen Falsett. Ein Schlag traf Josh unvorbereitet, es klatschte, heftiges Brennen breitete sich …
„Wach auf, Josh!“
Er schreckte hoch. Jemand hielt seine Arme umklammert, eine schwarze Gestalt, in der Dunkelheit des Raumes nicht zu erkennen. Josh wollte schreien, verschluckte sich und hustete, bis er keine Luft mehr übrig hatte. Die kräftigen Schläge auf den Rücken hätten seine Panik erhöht, wäre das noch möglich gewesen. Als er sich irgendwann japsend auf dem Bauch liegend wiederfand, setzte sein Verstand endlich ein. Er war zuhause in seinem Bett, und wer immer dort neben ihm saß und ihn festhielt, wollte ihm bloß helfen.
Sascha, erkannte er.
Josh gab jeden Widerstand auf. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie sehr er sich angespannt hatte. Und wie unangenehm es ihm war, von Sascha berührt zu werden. Zu lebhaft war die Erinnerung an die Attacke im Bad.
Ohne es kontrollieren zu können, begann er zu zittern.
„Josh?“
„Lass mich bitte los“, flüsterte er. Sobald die Hände von seinem Körper verschwanden, rückte er ein ganzes Stück ab. Es stimmte ihn selbst traurig, wie beruhigend jeder Millimeter Abstand zu Sascha war.
„Du hast geschrien“, sagte Sascha. Er beugte sich vor und schaltete die Nachttischlampe ein. „Du hast immer wieder ‚bitte nicht, nein’ gerufen.“
Josh bemerkte die Blicke seines Bruders auf die Blutergüsse, die vom kurzärmligen Schlafanzug nicht verdeckt wurden.
Seufzend kramte er ein Taschentuch aus der Nachttischschublade, wischte sich die Tränen ab und putzte die Nase. Er wollte nicht reden, es würde ihn zwingen zu lügen.
„Haben Mama und Papa etwas mitbekommen?“, fragte er, um Zeit zu gewinnen.
„Natürlich nicht. Sie wären sonst längst da, oder?“
Ihre Eltern schliefen im Erdgeschoss. Um 3.00 Uhr morgens musste schon viel geschehen, damit sie von irgendetwas hier oben geweckt wurden.
Sascha beobachtete ihn voller Sorge. Josh war ihm dankbar dafür, trotzdem konnte er ihm nicht vergeben. Wagen, ihm zu vertrauen …
„War es jemand, den du kennst?“, fragte Sascha leise.
„Was?“
„Derjenige, der dich …“
„Ich wurde nicht vergewaltigt.“ Josh wollte schlafen. In drei Stunden musste er bereits wieder aufstehen, jetzt war schlicht nicht der Zeitpunkt für solche Gespräche.
„Was dann? Ich habe deine Verletzungen gesehen. Ich habe dich mindestens zehn Minuten lang durchrütteln müssen, bevor du aus deinem Albtraum aufgewacht bist. Selbst das ist mir schwer gefallen, weil du so dermaßen um Gnade gebettelt hast. Ich hätte aufgehört zu atmen, hätte ich gewusst, dass es dir hilft! Sag mir nicht, dass da nichts passiert ist!“
Josh konnte nichts erwidern. Alles in ihm schrie danach, zu weinen, bis dieses Unheil wirklich vorbei war. Bis er in seinem alten Leben erwachte, in dem sein Geheimnis wohlgehütet, Leon sein bester Freund und Sascha ein Bilderbuchbruder gewesen waren. Das hier war nicht das erste Mal, dass er im Traum zurück in die Sporthalle gewandert war und noch einmal das Grauen durchlebt hatte. Nur, dass er sonst nicht gebrüllt hatte, bis Sascha davon aufwachte.
„Du erträgst es nicht, dass ich dich berühre. Du bist von Kopf bis Fuß grün und blau geprügelt. Was also ist passiert?“
„Lass mich.“ Josh erschrak vor seiner eigenen Stimme. Er hasste das winselnde Häufchen Elend, das er geworden war.
„Hat es etwas mit diesem Thomas zu tun? Du warst heute bei ihm. Zwingt er dich zu irgendetwas? Erpresst er dich?“
Mit einem Schlag saß er aufrecht im Bett und starrte Sascha an, der noch nicht einmal den Anstand besaß, rot zu werden.
„Du bist mir gefolgt?“, presste Josh zwischen den Zähnen hervor.
„Was erwartest du denn? Du isst nichts, sprichst kaum ein Wort, sitzt nur noch da wie ein Gespenst und läufst dann noch weg, ohne zu sagen, wohin. Mama und Papa waren außer sich vor Sorge, dass du dich von der nächsten Brücke stürzen könntest!“
Josh zwang sich, tief durchzuatmen und seine fassungslose Bestürzung zu kontrollieren.
„Ich bin volljährig, verdammt! Ich muss mich nicht wie ein Kleinkind abmelden, wenn ich einen Klassenkameraden zum Lernen besuche!“
„Du hattest keine Bücher dabei, und dass du volljährig bist, ist der einzige Grund, warum ich dich nicht schon am Freitag mit Gewalt ins nächste Krankenhaus verschleppt habe, um dich untersuchen zu lassen.“
Sascha war sichtlich wütend, er schaffte es kaum, seine Stimme leise zu halten.
„Wir sind deine Familie,
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