Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dawning Sun (German Edition)

Dawning Sun (German Edition)

Titel: Dawning Sun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
Vom Netzwerk:
Polizei! Warum hast du denn nichts gesagt? Gott im Himmel!“
„Von – Wem – Hast – Du – Das?“ Josh bemerkte, dass er Sascha am Kragen gepackt hatte, ihn durchschüttelte und anbrüllte. Seltsam. Eigentlich fühlte er sich wirklich ruhig und gefasst, warum schrie er herum?
„E-Mail. Eine Mail. Jemand hat das geschickt und gefragt, ob ich den Jungen kenne, beziehungsweise, ob das unsere Schule ist.“ Mit bebenden Händen fuhr sich Sascha über das Gesicht, bevor er die Arme vor der Brust verschränkte, als wollte er sich an sich selbst festhalten.
Stirnrunzelnd schaute Josh auf den Bildschirm. Der Titel des Videos lautete: „Homo-Bashing am Alex“. Es gab keinen echten Hinweis, dass damit wirklich ihre Alexander-von-Humboldt-Gesamtschule gemeint war. Wie viele es davon in ganz Deutschland gab, wollte Josh gar nicht wissen. Der Nickname desjenigen, der das Video hochgeladen hatte, sagte ihm nichts.
„Danny hatte die Umkleide erkannt, oder glaubte es zumindest, obwohl die irgendwo alle gleich aussehen. Er hat Recht. Ich sag ihm – nein, ich antworte ihm gar nicht.“
Wie ein Schlafwandler stand Sascha auf, schnappte sich das Netbook und ging Richtung Tür.
„Was machst du?“, rief Josh alarmiert.
„Papa. Ich zeig das Papa. Oh Gott, Josh!“ Das Gerät landete unsanft auf dem Bett. Sascha zerrte ihn in seine Arme, er bebte von Kopf bis Fuß. Wie erstarrt hielt Josh still. Es war nicht richtig, dass sein großer Bruder weinte. Große Brüder hatten tapfer zu sein und die heulenden kleinen Geschwister zu trösten und zu beschützen. Das war alles so verdammt falsch!
„Es tut mir so leid. Es tut mir so leid. So leid. Ich hätte dich niemals auf diese Weise anpacken dürfen. Im Bad, du weißt … Vergib mir, es tut mir leid!“
Ruckartig wurde er losgelassen. Sascha suchte orientierungslos sein Netbook und steuerte dann wie ein Roboter durch die Tür hinaus.
Josh legte sich derweil hin und wartete. Worauf, das wollte er eigentlich gar nicht wissen. Wer hatte den Überfall wohl gefilmt? Wahrscheinlich dieser Gero. Dessen Kumpel, Josh hatte seinen Namen vergessen, hatte grüne Schuhe getragen, und er meinte, die im Video gesehen zu haben. Nico hatte er zweifelsfrei erkannt, und Leon hatte ihm bei der Gürtelattacke die Arme festgehalten.
Über zweitausend Zugriffe hatte das Video bereits gehabt.
Bis Montag hat es die ganze Schule gesehen.
Es war schwer sich darauf zu konzentrieren, was das alles mit ihm zu tun hatte. Seltsam, eben war er gar nicht müde gewesen, jetzt aber wollte er dringend schlafen.
Was wird Tom dazu sagen?
Das Geschrei aus der unteren Etage störte Josh. Konnte Sascha das nicht leiser erledigen? Und überhaupt, es war rücksichtslos von Sascha, Mama mit solchen Dingen zu belästigen. Die hatte sich schon den ganzen Tag über ihn aufregen müssen, musste er ihr wirklich Joshs nackten, blutenden Hintern zeigen, der der Nation präsentiert wurde?
Die Tür öffnete sich.
Wie am Bahnhof ist das hier, hey, ich will schlafen!
„Josh?“
Das klang nach seinem Vater. Der hatte ihn bereits genug ausgeschimpft. Josh beschloss, die Augen geschlossen zu halten. Er lag recht bequem auf der Seite eingerollt, mit dem Gesicht zur Wand und hatte nicht vor, sich in nächster Zeit zu bewegen.
Ich hab die Arme überm Kopf, dachte er zusammenhanglos. Tatsächlich, er befand sich in embryonaler Schutzhaltung. So wie auf dem Video. Da hatte es ihn recht effektiv geschützt. Wenn er jetzt noch seine Decke hätte, wäre alles perfekt.
Irgendwie bin ich daneben, glaub ich … Alles fühlte sich so irreal an. Lag er wirklich auf seinem Bett? Verlor er gerade den Verstand?
„Josh, ist das – bist das wirklich du?“
Guck aufs Video. Ist unscharf, aber an den Haaren erkennt man’s. Find ich.
„Wir sollten den Notarzt rufen.“
Das war Mama. Sie hatte geweint. Oder weinte immer noch.
Es gibt zahllose toughe Mütter da draußen. Warum muss ausgerechnet meine ständig heulen und auf mir glucken? Die 50er sind vorbei, Mama!
„Das ist über eine Woche alt, er ist damit zur Schule gegangen.“
„Maria im Himmel, Günther, sieh doch, er steht unter Schock, er braucht einen Arzt! Gütiger Herrgott, er hat so furchtbar geschrien … Ich ertrag das nicht.“
„Mama, ich glaube nicht, dass du jemandem hilfst, wenn du jetzt durchdrehst.“
„Sprich nicht so mit deiner Mutter, Sascha!“
„Er hat so geschrien … Günther, irgendwas müssen wir tun!“
„Die Polizei brauchen wir, keinen Arzt!“
„Mir geht es gut“,

Weitere Kostenlose Bücher