Dawning Sun (German Edition)
einen flexiblen Körper. Wie viel Energie ist dazu notwendig? Welche Kraft, berechnet in Kilonewton pro Quadratmillimeter, wirkt auf den getroffenen Körper ein? Und noch eine für die Bio-Fans: Welcher Knochen ist der härteste? Stirnbein, Schläfenbein oder Brustbein? Ab welcher Kraft ist ein Bruch zu erwarten und welche Konsequenzen hat dies jeweils?“
Alle glotzten ihn an, als wäre er von einem anderen Stern. Probehalber trat Josh zwei Schritte vor, den wurfbereiten Stein fest in der Hand. „Drei!“, brüllte er warnend.
Gero und Nico wichen zurück, während Jannik sich jammernd an die Mauer lehnte und seine Schulter hielt. Überraschend, welche Auswirkungen der Treffer hatte, obwohl Jannik eine gefütterte Jeansjacke trug …
Möglicherweise hätte Josh doch nicht mit dem gleichen Schwung werfen sollen, den er normalerweise für Siegtreffer in Handballtore reserviert hatte?
Josh hätte beinahe geschrien vor Freude, als Tom sich plötzlich aufrappelte und äußerst munter wirkend Gero am Kragen packte. Einen Moment später hing Gero hilflos im Schwitzkasten und wurde zur Seite gezerrt.
„Freies Wurffeld, Josh!“, rief Tom. „Du solltest jetzt abhauen, Nico. Sonst bist du derjenige, der heute stirbt.“
Erschrocken starrte Nico von Leon, der gekrümmt auf ihn zuwankte – Himmel, das musste ein Meistertreffer in die Kronjuwelen gewesen sein! – zu Jannik, der winselnd und mit tränennassem Gesicht versuchte, seinen Arm zu bewegen, hin zu Gero, der bewegungsunfähig ausgeschaltet war. Fassungslos schüttelte er den Kopf, er schien nicht zu begreifen, was da gerade geschehen war. Als Josh allerdings einen weiteren Schritt auf ihn zuging und laut „Zwei!“ rief, drehte er sich um und rannte davon. Leon folgte ihm, so schnell er konnte.
Mit einem angewiderten Schnauben stieß Tom seinen Gefangenen von sich, der sich seinen Freund schnappte und ebenfalls das Weite suchte, und eilte auf Josh zu.
„Alles in Ordnung?“, fragten sie beide gleichzeitig.
Keine tiefen Schnittwunden, bloß ein Kratzer am Hals, der kaum blutete. Tom war unverletzt. Vor Erleichterung wusste Josh nicht mehr, ob er Lachen, Schreien, oder in Ohnmacht fallen wollte, geschweige denn, was ihm sonst für Alternativen blieben.
Sehr behutsam nahm Tom ihm die Steine aus den Händen, warf sie beiseite und zog ihn in seine Arme.
„Mir geht es gut“, wisperte er mehrmals in Joshs Ohr. Vielleicht musste er sich selbst davon überzeugen?
Ihre Herzen jagten gemeinsam und sie brauchten lange, bis sie wieder einigermaßen ruhig atmen konnten. Einander umklammernd gaben sie sich gegenseitig Halt, tasteten sich fahrig ab, um sicher zu gehen, dass da wirklich keine verborgenen Verletzungen waren. Josh stammelte unsinnige Worte, um zugleich zu schwören, dass er heil war, Tom zu fragen, ob der durch die Tritte Knochenbrüche erlitten hatte, Nico zu verfluchen und darum zu betteln, niemals wieder so etwas erleben zu müssen. Ihm war bewusst, dass er Tom beinahe verloren hätte. Wie viel bei seinem Steinwurf hätte schief gehen können. Wie lächerlich sein Bluff gewesen war, mit dem er diese Dreckskerle verjagt hatte. Wie leicht er selbst zum Mörder geworden wäre, hätten sie ihm nicht geglaubt.
„Alles ist gut“, flüsterte Tom, den Kopf in Joshs Halsbeuge vergraben, eine Hand in Joshs Rücken, die andere in seine Haare gekrallt. Es war schmerzhaft, wofür Josh dankbar war, denn es bewies, dass sie beide noch lebten. Ja, in der Tat: Alles war gut. Jetzt, in diesem Moment. Alles, was später kam, musste sich noch entwickeln.
25.
Tom zog ihn mit entschlossen Schritten an der Hand mit sich.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Josh bewusst wurde, dass dies nicht der Weg zu seinem Haus war. Sein Verstand funktionierte sehr verlangsamt, ansonsten hatte er sich wieder einigermaßen im Griff.
„Wohin gehen wir?“, fragte er.
„Zur Polizei.“ Toms Mund war ein gerader Strich, seine Augen wirkten beinahe dunkel vor Zorn. „Ich weiß, dass du das nicht willst, Josh. Aber das nächste Mal wird Nico nicht zögern, bevor er zusticht. Ich will nicht dabei sein, wenn er alle Hemmungen verliert. Es muss jetzt beendet werden, solange es ohne Schwerverletzte oder Tote möglich ist.“
Josh blieb stehen. Er schwankte kurz, froh, sich an Tom festhalten zu können. Alle würden es erfahren. Es wäre nicht länger ein Gerücht, sondern eine feststehende Tatsache. Josh sah sich bereits in den Abendnachrichten. Reporter vor seinem Haus. Seine Mutter mit
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