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Dawning Sun (German Edition)

Dawning Sun (German Edition)

Titel: Dawning Sun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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hellen Augen.
„Herr Winkels, wann immer es Ihnen möglich ist, wir sind bereit“, sagte sie behutsam. Ihr Tonfall ließ Sorge durchklingen. Tom war erleichtert, dass sie nun ernst genommen wurden.
Stockend, mit leiser Stimme erzählte Josh alles. Jede Einzelheit, die an jenem Abend vorgefallen war. Wie Tom ihn gefunden und nach Hause gebracht hatte. Er sprach von Mobbing, von sich steigernder Spannung und Angst, zur Schule zu gehen. Von Leons Warnung und Nicos wiederholten Versuchen, ihn allein zu erwischen. Von seiner Panik, als sie überfallen wurden. Wie Nico das Messer gezückt hatte und den Drohungen von Vergewaltigung und Mord. Von seinen Gründen, die Sache aussitzen zu wollen wie auch dem Grund, warum sie nun doch hier saßen.
Die Beamten ließen ihn reden, stellten nur selten Fragen, wenn er nicht mehr weiterkam. Josh liefen die Tränen über das Gesicht, aber er weinte nicht wirklich, schluchzte kein einziges Mal auf. Erst als er fertig war, hakte Frau Fenger nach. Sie und ihre Kollegen fragten nach genauen Uhrzeiten, ließen sich die Stelle genauso wie den Ablauf des Überfalls minutiös beschreiben. Tom spürte, wie Josh die Kraft ausging, er wurde fahrig, wiederholte und verhaspelte sich immer wieder. Die Fragen zerrten auch an seinen Nerven, sodass er schließlich die Hand hob und leise sagte:
„Geben Sie mir bitte ein Blatt und einen Stift, ich kann es aufzeichnen.“
Dankbar lehnte sich Josh an ihn, schloss die Augen und kämpfte um seine Fassung. Der Polizist, der sie als Erster empfangen hatte, kramte stillschweigend mehrere Kopierblätter und einen Kuli hervor. Alle schienen ein wenig skeptisch, stellten Tom und seine Fähigkeiten allerdings nicht in Frage.
Noch während Tom mit den ersten groben Strichen beschäftigt war, klopfte es.
„Die Ärztin ist da.“
„Danke.“ Frau Fenger erhob sich.
„Herr Winkels, wir würden Sie gerne untersuchen lassen, um Ihre Angaben zu bestätigen. Es mag schon einige Tage her sein, aber die Spuren des Angriffs müssten teilweise noch …“
Josh stand auf, bevor die Kripobeamtin den Satz beenden konnte.
„Soll ich mitgehen?“, bot Tom sofort an.
„Nein, ich … nein.“ Josh lächelte müde. „Ich pack das.“
Er wirkte wacklig, als er der Frau folgte, doch er zögerte nicht. Tom beeilte sich, zeichnete den Angriff so nach, dass eindeutig wurde, wer in welcher Position gestanden hatte, mit Nummerierungen, die den zeitlichen Ablauf verdeutlichten. Das Staunen der Polizisten, als er das erste Blatt offen hinlegte, störte ihn, wie stets, wenn es um seine Zeichnungen ging. Er versuchte es auszublenden, hielt den Kopf gesenkt und die Gedanken auf den Überfall konzentriert.
„Hm, so hat Josh den Typen gedroht, hier hab ich den Gero geschnappt, dann sind sie weg“, brummte Tom, als er das sechste und letzte Bild hinlegte.
„Das ist unglaublich … Wie fotografiert.“ Die Bilder wanderten von einer Hand zur nächsten.
„Konnten Sie das Messer genau sehen? Das könnte helfen, die Anklage zu untermauern, falls die vier sich einig sein sollten, dass da ganz bestimmt keine Waffe im Spiel war“, sagte einer der Beamten. Tom wollte auffahren, wurde jedoch sofort beschwichtigt.
„Ist kaum wahrscheinlich, zumal Leon Winterberg vermutlich gegen die anderen aussagen wird, wenn er wirklich versucht haben sollte, Herrn Winkels aus dem Gefahrenfeld zu bringen. Die anderen beiden werden sich vielleicht von dem Nico einschüchtern lassen und erst einmal mitziehen, bevor sie sich in Widersprüche verstricken. Das ist so unsere Erfahrung.“
Tom zuckte die Schultern und begann, das Messer zu zeichnen, das er aus allernächster Nähe hatte betrachten müssen. Deutlich näher und sehr viel länger, als es ihm lieb gewesen war.
Er war noch mittendrin, als aus Joshs Rucksack lautes Brummen ertönte.
„Das ist sein Handy“, murmelte Tom. Der Ton verstummte, um nach dreißig Sekunden wieder einzusetzen. Keiner rührte sich, niemand wollte im fremden Eigentum wühlen. Tom weigerte sich auch auf bedeutungsvolle Blicke der Beamten hin, die unliebsame Aufgabe zu übernehmen. Er konnte sich denken, dass es Joshs Mutter sein musste, die mit dem Mittagessen wartete.
Das Signal wiederholte sich noch vier Mal, bevor Josh zurückkehrte. Er hielt einen Arm an den Bauch gepresst, wirkte aber lediglich erschöpft, nicht verängstigt. Tom hielt ihm den Rucksack entgegen.
„Jemand macht sich anscheinend große Sorgen“, sagte er. Wie auf Stichwort ertönte der brummende

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