Dawning Sun (German Edition)
Erstaunen nichts ausmachte. „Ich fahr jetzt besser. Es dauert vermutlich ein wenig, bis ich die Sachen bringen kann.“
„Kein Problem.“ Tom brachte ihn zur Tür. Er mochte Sascha. Und er liebte Josh. Warum konnte das Leben nicht einfach und schön sein?
Er zog einen seiner Zeichenblöcke heran und zeichnete Josh, wie er da lag und friedlich schlief. Es lenkte von den Schmerzen ab und half ihm, alles das auszudrücken, was er wirklich fühlte: Sehnsucht, glühendes Verlangen, erbärmliche Angst.
27.
„Schläft er noch?“
„Schau selbst.“
„Ist besser so. Zuhause läuft das Telefon heiß. Ich glaube, es wird dringend Zeit, dass ich ausziehe.“
„Dank dir noch mal, ohne deine Hilfe …“
„Das war selbstverständlich.“
Josh wurde klar, dass er nicht träumte. Er hörte Sascha und Tom. Mühsam stemmte er sich hoch, auch wenn seine Lider noch zu schwer waren und sich einfach nicht öffnen lassen wollten. So erschlagen hatte er sich zuletzt vor acht Jahren gefühlt, als er drei Tage lang über vierzig Grad Fieber gehabt hatte.
„Hey, da ist ja tatsächlich Leben drin!“
Josh landete an Toms Brust, der plötzlich neben ihm saß, und fand sich Auge in Auge mit Sascha, der vor ihm hockte.
„Wie spät?“, murmelte er.
„Kurz nach sieben. Sorry, hat ewig gedauert, unsere Eltern davon zu überzeugen, dass ich dich nicht bei einem Vergewaltiger oder psychopathischen Massenmörder ausgesetzt habe.“
„Welches Argument hat gezogen?“
„Das Übliche. Josh ist volljährig und kann selbst entscheiden, wo er übernachten will.“
„Hab dich lieb, Bruder.“ Josh grinste trunken. Er fühlte sich tatsächlich ein wenig, als hätte er ein paar Glas Bier zu viel gekippt.
„Hier, iss was! Als ich Mama versprochen hatte, dass ich dir dein Mittagessen nachbringen würde, ging es ihr sofort ein bisschen besser. Ich werde schwören, dass du den letzten Krümel vom Teller geleckt und bedauert hast, dass es nur so wenig war, dann übersteht sie womöglich die Nacht.“
Josh wurde nach hinten gezogen. Er brauchte einen Moment, bis er begriff, dass Tom sich an die Wand gelehnt und ihn, Josh, zwischen seinen Beinen platziert hatte.
Das fühlte sich gut an. Hier war er sicher. Das Essen interessierte ihn überhaupt nicht, zumal Schweinefilets in Pilz-Sahne-Sauce mit Bandnudeln lauwarm nicht mehr allzu verlockend schmeckten. Tom hingegen stand wie üblich kurz vor dem Hungertod, darum hielt Josh die Schale und ließ Tom essen, der es irgendwie schaffte, dabei nicht zu kleckern. Zwischendurch wurde er gefüttert, was anstrengend und lustig zugleich war und trotz der umständlichen Hampelei sehr romantisch. Sascha verstaute die anderen Lebensmittelvorräte in einer Ecke und nötigte Josh, noch ein Glas Wasser zu trinken.
„Du bist wie Mama, Hauptsache, das Kind ist satt und still“, brummte Josh halb im Scherz.
„Es hilft ihr.“ Tom kratzte den letzten Tropfen Sauce zusammen, fuhr dann mit dem Zeigefinger über den Boden der Schale und hielt ihn Josh zum Ablecken hin. Sie lachten beide, während Sascha verlegen hüstelte.
„Was meinst du damit, dass es ihr hilft?“, hakte Josh mit Verspätung nach. Er war satt und müde und fühlte sich, als würde er schweben – offenbar wirkte das Valium noch.
„Eurer Mutter, meine ich. Es hilft ihr, wenn sie kocht und weiß, dass du es isst. Es gibt ihr das Gefühl, etwas für dich tun zu können, was gut für dich ist. Sie weiß nicht, wie sie dir sonst helfen könnte.“
„Es würde reichen, wenn sie nicht ständig zusammenbricht“, murmelte Josh unwillig.
„Du bist nun mal ihr Baby.“ Sascha grinste unbehaglich und knuffte ihn leicht gegen den Arm. „Lass sie einfach.“
Er packte die leere Schale weg und stand auf.
„Okay Jungs, ich lass euch mal allein. Macht keinen Unfug und wenn was ist, ruf auf mein Handy an.“
„Dank dir, Bruder.“ Josh lächelte ihm müde zu, es war wunderbar angenehm, an Tom angelehnt zu liegen und von ihm gewärmt und gehalten zu werden.
„Pass auf ihn auf“, sagte Sascha zu Tom, in einem sehr ernsten Ton.
„Das werde ich.“
Als sich die Tür hinter Sascha geschlossen hatte, rappelte sich Josh auf und schnappte sich den Rucksack mit seinen Klamotten.
„Ich geh mal Zähne putzen und so. Bin müde, sorry.“
Tom lächelte nur und nickte.
Das Bad war winzig, die Dusche so schmal, dass ein Übergewichtiger stecken bleiben würde. Josh wusch sich nachlässig. Auf der Suche nach seinem Schlafanzug stieß er auf ein schmales
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