Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
eigentlich anhören musste, wenn ich das meiner Mom erzählen würde. Es war doch ein ganz normaler Tag, mit kleinen seltsamen Ereignissen und ich fing an zu heulen.
Oh, Mann, war ich etwa ein Kind?
Nein, das war ich nicht mehr.
Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und stand auf. Sam miaute vor der Haustür und ich ließ den nassen Kater herein. Danach ging auch ich nach oben.
Ich durfte meiner kranken Schwester nicht zeigen, wie aufgebracht ich war und noch weniger meiner Mom, die wollte immer schnell eine Erklärung zu hören bekommen. Aber diesmal konnte ich es ihr nicht erzählen.
Also setzte ich mein bestes Lächeln auf und trat in unser Wohnzimmer. Durch meine Beine hindurch huschte Sam, der sich sofort neben Lil zusammenrollte und sich hinlegte.
Lil jedoch, bekam von alldem nichts mit, da sie fest schlief. Ihr Kopf war auf die Brust gesunken und schnarchte. Niedlich sah sie aus. Ich schlich mich zum Fernseher und schaltete ihn aus. Die unerwartete Stille dröhnte in meinen Ohren.
Plötzlich zerschellte etwas am Boden und der hohe Ton schmerzte.
"Verflixt.", meine Mutter weinte.
Ich hörte es an ihrer Stimme. Ich ging zu ihr in die Küche. Kate beugte sich gerade vor, um die Scherben aufzuheben. Dunkelbraune Strähnen fielen ihr dabei in das Gesicht. Allein ihre Haltung bestätigte, was ich gerade vermutet hatte.
"Mom, lass das. Ich hole den Besen."
Mit einem Ruck fuhr sie hoch. Ihre verweinten Augen blickten mich überrascht an. Ich nickte und drehte mich um, um den Besen zu holen. Als ich wieder in die Küche kam, klopfte ich ihr sanft auf die rechte Schulter.
"Du weißt doch. Scherben bringen Glück."
Sie nickte knapp und ich hoffte es würde wirklich so sein. So, als hätte sie mich jetzt erst bemerkt, lächelte sie mich an. Aber lange hielt die etwas verschobene Grimasse nicht und ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen.
Ich machte mich an das Zusammenkehren.
"San, ich brauche einen Job. Lange halte ich das nicht aus. Die Steuern wurden erhöht und die Preise steigen stark. Der Staat sollte mir mehr Kindergeld für euch zahlen."
Ich nickte wissend, obwohl mich dieses Thema überhaupt nicht interessierte. Wie sollte ich sie auch trösten, ich konnte doch nicht abermals zu ihr sagen: Das bekommst du schon hin, Mom . Dies sagte ich schon allzu oft.
Schweigend kehrte ich zusammen und Kate ging neben mir auf und ab, blieb stehen und trank etwa ihren vierten Kaffee. Ich hielt es nicht mehr aus.
"Mom, wo ist das Buch?"
Sie drehte sich fragend zu mir um.
"Welches Buch?"
"Unser Erbstück."
"Ach, dieses Buch. Ich schätze mal, dass es noch immer im Wohnzimmerregal steht. Aber was willst du damit anfangen? Liest du wieder Kindermärchen?"
"Nein."
Sie ging mir auf die Nerven. Ich drückte ihr den Besen in die Hand und ging ins Wohnzimmer. Um Lil nicht zu wecken, zog ich es leise aus dem Regal und lief hinunter in mein Zimmer.
Ich ließ mich auf mein Bett fallen und schloss die Tür. Es passiert mir öfter, dass ich laut zu denken anfing und ich wollte nicht, dass irgendjemand meine Selbstgespräche hörte.
Vorsichtig strich ich über den verstaubten Umschlag. Dieses Buch war in echtem dunklen Leder gebunden und uralt. Mich würde interessieren, wer dieses Buch geschrieben hatte. Vielleicht stand ja innen ein Name.
Ich öffnete den dicken Umschlag und bemerkte, dass die Seiten aus altem Pergament bestanden. Ich hatte total vergessen, wie es aussah. Mich wunderte es wirklich, das Mom mir dieses kostbare Stück freiwillig gegeben hatte. Es gab einmal eine Zeit, da hatte sie mich und meine Schwester nicht einmal in die Nähe des Buches gelassen. Aber früher war Mom auch noch ganz normal gewesen.
Der Text fing in dünner feiner Handschritt an und ich begann vor Neugierde zu lesen.
Kapitel 3
Gefährliches neues Leben
Tess
Tess machte sich wieder auf einen Schmerzschwall gefasst. Ihre Kraft war am Ende. Sie zitterte am ganzen Körper. In einer Ecke eines modrigen Kellers war sie zusammengebrochen.
Ihre Beine konnte sie nicht mehr spüren und ihr rechter Unterarm kribbelte. Ihre Handflächen bluteten und zwischen den Fingernägel klebte getrocknetes Blut.
Ihr war schlecht. So schlecht wie seit Jahren nicht mehr. Zuletzt hatte sie mit sechs Jahren eine Bauchgrippe.
Sie konzentrierte sich mächtig auf ihre schwachen Atemzüge.
"Bitte, nicht nochmal.", flüsterte sie zu sich selbst.
Ich würde es nicht nochmal aushalten.
Schweiß rann ihr von der Stirn, doch innerlich war
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