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Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird

Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird

Titel: Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Sophie Hoelzlwimmer
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durchschüttelten ihren Körper, waren aber nach wenigen Augenblicken wieder verebbt. Ihre Kraft hatte sie verlassen und sie war zu Boden gesackt.
    Als abrupt die Schmerzen nachließen, verließ sie die Schule und fuhr zu ihrer Tante. Ihre Verwandte hatte Angst, als Tess ihr von der Nacht erzählte. Solche Angst, dass sie Tess Hals über Kopf aus dem Haus gejagt hatte. Traurig und wütend war sie über verschiedene Straßen gerannt.
    Immer stärker schmerzte die Sonne auf ihrer Haut, bis sie es nicht mehr ausgehalten hatte. In irgendein verlassenes Loch flüchtete sie, um dort ihre nächsten Schmerzwellen zu empfangen. Bis zum letzten Atemzug.
    Keuchend lief sie die Treppe hinauf. Noch war keine Kraft wiedergekehrt, doch sie hoffte, es möge bald geschehen. Oben angekommen spürte sie die frische Nachtluft auf ihrer Haut und hörte den Wind durch die wenigen Bäume streichen, die hier standen.
    Sie streckte ihre müden Gelenke und rieb sich die Augen. Es war als wäre sie aus einem langen Schlaf endlich erwacht.
    Im Nebenhaus ging das Licht an. Tess zuckte zusammen und duckte sich im Schatten einer durchwühlten Mülltonne. Laute Stimmen drangen durch das geschlossene Fenster ins Freie. Eine dunkle und eine schrille Stimme, das laute Knallen einer zuschlagenden Tür und schon war es wieder still.
    Tess rappelte sich auf und blickte in die Sichelform des Mondes. Die Sterne leuchteten milchig und die gesamte Landschaft war in tiefes schwarz getaucht. Sie spürte einen schnellen Luftzug. Eine unsichtbare Fledermaus flog knapp über sie hinweg.
    Langsam aber heftig kehrte ihre Kraft zurück. Der Muskelkater in ihrem gesamten Körper verging und das Gefühl in ihren Beinen kam wieder. Waren die Schmerzen nun vollends vorbei?
    Noch einmal genoss sie kurz die Dunkelheit, richtete sich auf und ging ihren Instinkten nach.
    Eine Dose krachte polternd zu Boden. Jemand fluchte.
    Tess drückte sich an die Hauswand und spähte um die Ecke. Eine sich bückende, düstere Gestalt wühlte in einer grünen Mülltonne. Überall war der Müll am Boden verstreut und es stank stark nach Schimmel und verfaulten Eiern.
    Brrh.
    An Angst war jetzt nicht mehr zu denken.
    Der Hunger hatte ihren Verstand in roten Nebel getaucht. Tess würgte es, bei dem Gedanken von diesem Mann kosten zu wollen. Aber es war der einzige Mensch, der sich weit und breit auf der Straße herumtrieb.
    Na also , dachte sie, was hatte sie schon zu verlieren . Tess raffte sich auf und schlich näher, darauf achtend nicht auf irgendetwas zu treten. Direkt hinter ihm blieb sie stehen.
    Sie spürte sein Blut deutlich und das Herz hämmerte, als wäre es ein Schlagzeug. Der Kerl roch stark nach Alkohol und das musste was heißen, denn Tess benutzte ihre Nase nicht dazu, um das rauszubekommen.
    Er sprach mit sich selbst während seiner Arbeit und warf einmal ein kaputtes Radio oder verschimmeltes Gemüse über seinen Kopf. Das will der doch nicht im Ernst essen? Kalt lief es ihr den Rücken hinunter.
    Doch plötzlich schrie sie auf. Etwas hatte sie hart am Kopf getroffen. Verdammter Mist .
    Der Landstreicher wirbelte herum und wurde bei ihrem Anblick käseweiß. Da fiel ihr auf, was sie noch lernen musste. Leise zu sein, denn sonst verschreckte sie ihre Opfer. Genau das war jetzt der Fall. Er taumelte nach hinten und stieß mit dem Rücken an den Rand der Mülltonne.
    Tess trat näher und beobachtete genau seine Reaktion. Angstschweiß bildete sich auf seiner Stirn und er fing an zu wimmern. Sie seufzte. Jeder noch so starke Kerl war doch ein Angsthase.
    Spielerisch fauchte die Vampirin und der Mann wurde grünlich um die Nase. Tess lachte in sich hinein. Es machte ihr wahnsinnigen Spaß, ein Wesen in dieser Größe, einen Schrecken einjagen zu können.
    Noch ein Schritt. Tess spürte ein kurzes Ziepen in ihrem oberen Zahnfleisch. Ihre blitzblanken Schneidezähne fuhren sich aus und er wurde noch ein Stück weißer im Gesicht.
    Oh Mann, wie weiß kann eigentlich jemand werden? Als sie noch mit dem Spielen beschäftigt war, überlegte er sich welcher Fluchtweg ihm noch blieb und da fiel ihm einer ein.
    Blitzschnell rannte er los. Er sauste nach links davon, an der Häuserreihe entlang. Tess sah dem Kerl verdattert hinterher. Das Spiel war doch nicht so einfach, wie sie zuerst dachte.
    Sie nahm ihre gesamte Kraft zusammen, die in ihr zurückgekehrt war und hetzte hinter ihm her. Die Jagd hatte begonnen. Jetzt war sie nicht mehr aufzuhalten.
    Dreißig Meter. Ihre Haare flatterten

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