Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
vorbei. Doch allmählich erstarb das Grün. Mehrstöckige Gebäude standen nun an den Straßen. Aber ein kleines Einfamilienhaus war dazwischen platziert.
Genau darauf hielt ich zu. Ich fuhr die kleine Einfahrt nicht hinauf, sondern blieb am Straßenrand stehen. Mit einem lauten Knall schloss ich die Autotür hinter mir, in der Hoffnung, dass sie meinen Besuch schon im Voraus hörte. Oft hatte Tess mich geschimpft, weil ich immer so unerwartet hereinplatzte und sie bei der Arbeit aufschreckte. Naja, ihre Arbeit bestand darin sich zu schminken.
Nur wenige Schritte brauchte ich zu gehen und schon war ich bis auf die Haut durchnässt. Ich konnte mich nicht erinnern, dass schönes Wetter jemals länger, als eine Stunde anhielt.
Langsam ging ich einige Stufen hinauf. Überraschenderweise war es seltsam still, seitdem ich über die Einfahrt gegangen war. Keine Vögel sangen. Keine Katze miaute. Nichts. Nicht einmal der Wind ließ die Blätter der Büsche im Garten rauschen. Nur das Plätschern der Regentropfen, die auf das harte Gestein fielen, konnte ich vernehmen.
Ich hatte das Gefühl, es sei hier das einzige Gebäude, abgeschieden von der restlichen Welt. Normalerweise hörte man den Verkehr schon von weitem. Doch da war nichts.
Leise schlich ich die restlichen Stufen nach oben und blieb vor einer dicken, dunklen Holztüre stehen. Tief atmete ich ein und aus. Ich klopfte laut und fest, sodass meine Knöchel anfingen zu schmerzen. Theresas Tante hatte schon immer darauf bestanden, keine Klingel anzubauen. Sie fand diese Geräte viel zu modern und unnütz.
Diese Verwandte von Tess konnte ich noch nie verstehen und jetzt kannte ich sie doch schon etliche Jahre. Ich bin froh das Tess ihren Charakter nicht übernommen hatte.
Zuerst hörte ich nichts. Diese Stille bedrückte mich stark und lange würde ich das nicht mehr aushalten.
Ich klopfte nochmal, diesmal mit der anderen Hand. Das Pochen klang wie einige Trommelschläge in der Finsternis. Mir lief es kalt den Rücken hinunter.
Aber auf einmal, rief eine aalglatte, eisige Stimme:
"Wer da?"
Okay, egal wie kalt diese Stimme klang, ihre Verwirrung konnte sie jedoch nicht unterdrücken. Hier war doch nichts mehr normal, oder?
"Ich bin es. San. Ich wollte nach Tess sehen. Seitdem sie aus der Schule gelaufen ist, mache ich mir Sorgen um sie. Geht es ihr gut?"
"Verschwinde! Mir ist es egal wie es ihr geht. Ich will sie nicht mehr sehen und keinen ihrer Freunde."
Mir blieb fast das Herz vor Schreck stehen. So hatte sie bisher nie mit mir gesprochen und ihre Verantwortung gegenüber Tess hatte sie auch noch nie vergessen.
Was war da los?
"Machen sie bitte auf. Ich würde gerne wissen, was los ist?"
Ein ersticktes Keuchen hörte ich durch die dicke Holztüre.
"Geh weg. Lüg mich nicht an. Du weißt es genau."
Ein leises Husten und ein Röcheln, konnte ich vernehmen.
"Ich hole die Polizei."
"Nein, nein warten sie. Ich gehe ja schon."
Schnell wandte ich mich ab. Augenblicklich bekam ich es mit der Angst zu tun und mein Herz pochte mir bis zum Hals. Das war nicht normal. Etwas Schreckliches war geschehen und diese alte Frau, wusste mehr davon. Doch ich wusste nicht, wie ich in Ruhe mit ihr reden konnte.
Ich huschte schnell wieder in meinen VW und gab Gas. Auf dem Nachhauseweg lief mir fortwährend Wasser in die Augen. Mein Haar brauchte lange um zu trocknen. Schnell rieb ich es mir mit der Handfläche weg.
Die Gedanken um Tess und ihre Tante kreisten in meinem Kopf und machten mich halb verrückt. Ich fing an zu schwitzten, obwohl ich nicht einmal die Heizung eingeschalten hatte. Bekam ich Fieber?
Hoffentlich nicht. Nicht jetzt.
Mir wurde schlecht. Mit einem Würgen unterdrückte ich die Brechreize. Ich fuhr flotter und sehnte mich nach meinem warmen Zuhause.
Das Gaspedal voll durchgedrückt brauste ich schneller dahin, als erlaubt. Etwas lastete auf meiner Brust. Etwas, das ich nicht sehen, aber spüren konnte. Ich wollte schreien, doch ich kämpfte dagegen an.
Eilig fuhr ich auf unsere Einfahrt, sprang aus meinem alten Karren und flitzte ins Haus. Erst als ich die Türe hinter mir schloss, verebbte dieses Gefühl. An die Tür gelehnt, sackte ich zusammen. Ich stützte meinen Kopf in die Hände und fing an zu weinen.
Ich weinte über die Verwirrung, die Angst und die Neugier. Diese Gefühle schienen mich innerlich zerreißen zu wollen. Noch immer hörte ich den Fernseher dröhnen und dies brachte mich in die Realität zurück.
Wie albern sich das
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