Dead: Band 1 - Roman (German Edition)
hier gelb markiert. Dies ist dein Bezugsschein, mit dem du den Besitz abholen kannst, den du ins Lager mitgebracht hast. Und schließlich hier noch zwei Flohhalsbänder. Binde sie um deine Unterschenkel. Hält die Flöhe fern. «
» Widerlich « , sagt Todd. » Ich wollte sagen: danke. «
» Hast du noch irgendwelche Fragen? «
» Nur eine. Gibt es hier Geschäfte oder so was? «
» Es gibt sechs Märkte. Auf vieren kann man praktisch alles kaufen. Ein weiterer ist für Produkte, die im Lager hergestellt werden, und auf dem letzten gibt es nur Fleisch. «
» Welche Währung wird hier genommen? « , fragt Todd höchst interessiert. » Wird nur getauscht, oder kann man mit Dollar … «
Die Frau schaut über seine Schulter hinweg und ruft: » Einundzwanzig! «
Todd steht auf und denkt über eine ätzende Entgegnung nach, doch schon hat er eine Familie im Nacken, die wütende Blicke um sich wirft und der Frau den Pappdeckel mit der Nummer reicht. Er sagt sich, dass sie es gar nicht wert ist. Von der lass ich mich doch nicht fertigmachen. Ich hab im Freien überlebt, während die hier auf dem Arsch gesessen und Karteikarten ausgefüllt hat. Ich hab gekämpft und getötet, um zu überleben.
Er sieht plötzlich Sarge vor sich, der vor dem Krankenhaus steht und mit seinem AK -47 Feuerzungen und Rauch in die Finsternis speit. Er erinnert sich daran, einen Molotow-Cocktail in eine Horde von Infizierten geworfen zu haben. An den Bradley, der durch die abgestellten Fahrzeuge krachte, an sein donnerndes Geschütz. Und er lächelt.
» Ha « , sagt er und geht fort, um Ethan zu suchen, der händeringend vor einem anderen Tisch steht. Er fragt ihn, was seine Suche ergeben hat.
» Es geht langsam « , sagt Ethan mit einem traurigen Lächeln. Doch er wirkt, als wäre er froh, dass er es versuchen kann, und das ist ja immerhin etwas. Zumindest hat er eine Aufgabe.
» Wo sind denn die anderen? «
» Das Militär hat Sarge und Steve zum Rapport mitgenommen. Wendy hat einen Job als Polizistin und ist dorthin unterwegs, wo man ihr ein Quartier in Aussicht gestellt hat. Als Polizistin hat sie, was Unterkünfte angeht, Vorrechte. Und Paul ist auf dem Weg zu einer Nahrungsmittelausgabestelle. Er hat einen Job als Lebensmittelverteiler. «
» Tja « , sagte Todd. Er fühlt sich irgendwie außen vor.
» Was ist denn mit dir? Gehst du wieder zur Schule? Das kannst du hier nämlich. «
» Ich versteh nicht, was ich davon habe, Infinitesimalrechnung zu lernen « , sagt Todd, bevor ihm einfällt, was Ethan beruflich macht. » Hab ich nicht so gemeint, Mann. «
Ethan nickt traurig. » Ist schon gut. Ich seh im Pauken auch keinen Sinn mehr. «
» Ich habe große Pläne, Ethan. Ich hab was gebunkert … «
» Hundertacht! « , ruft eine Stimme an einem der Tische.
Ethan reckt den Hals. » Ich! «
» Tja « , sagt Todd und runzelt die Stirn. » Ich nehm an, wir sehen uns noch mal. «
» Klar « , sagt Ethan geistesabwesend. » Pass auf dich auf, Todd. «
Todd holt seinen Matchbeutel, seine Waffe und die Munition in einem anderen Raum ab und geht in den dunstigen Sonnenschein hinaus. Er freut sich wahnsinnig und ist vor Aufregung atemlos.
Ich bin hier, denkt er. Ich hab’s geschafft.
Auf der Straße vor der Schule ist allerhand los. Einige gelangweilte Soldaten, die unter ihren Helmen schwitzen, mustern ihn kurz und wenden sich wieder ihren Gesprächen zu. Sie sehen kaum älter aus als er, sind nur kräftige Halbwüchsige. Mehrere Kinder sitzen auf dem aufgeplatzten Gehsteig und bemalen mit bunter Kreide den Boden. Eine andere Kindergruppe, Waisen der Seuche, die schnell verwildert sind, ziehen einen roten Karren, der mit leeren Plastikkännchen und Flaschen gefüllt ist. Das Gras, das einst hier wuchs, ist weg, in den trockenen Erdboden getreten, der als Staub in der Luft schwebt. Ein Fünftonner des Militärs fährt die Straße entlang, ignoriert ein Stoppschild und hupt die trägen Massen beiseite. Mehrere Männer arbeiten an einer großen Maschine, ihre Werkzeuge und Ersatzteile ordentlich auf einer schmutzigen weißen Decke ausgelegt. Hunde bellen im Inneren eines Tante-Emma-Ladens, den man auf der anderen Straßenseite in Unterkünfte umgebaut hat. Ein an einem alten Telefonmast befestigter Lautsprecher, aus dem ein Kabelgewirr heraushängt, quäkt Anweisungen, wie man die Cholera vermeidet. Dann ein ohrenbetäubendes Kreischen. Einen Moment später hört man ein blechern klingendes Lied von Britney Spears, das in dieser
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