Dead: Band 1 - Roman (German Edition)
an.
Ethan fragt sich, wieso niemand etwas tut. Zwei Männer halten das Netz weiterhin stramm. Schweiß strömt über ihr Gesicht. Plötzlich bemerkt er, dass die anderen sich von ihm zurückgezogen haben und auch vom Anhänger weggehen.
» A ponemos chancla « , flüstert ein Mann hinter ihm.
Das Geschöpf springt zischend und mit ausgestreckten Klauen aus dem Dunkel hervor. Ethan schreit ängstlich und voller Ekel auf, als es ins Netz fällt und kreischend, zappelnd und nach ihm greifend vor ihm auf den Boden klatscht. Zwischen seinen Beinen ragt ein riesiger Stachel hervor, der sich mehrmals in den Staub bohrt. Die Männer, die das Ding umgeben, johlen über ihre Gewehre hinweg und halten das Netz, während zwei andere mit Speeren herbeistürzen. Sie stoßen in verschiedenen Sprachen laute Obszönitäten aus, spießen das Ungeheuer mit ihren Waffen auf, das nun heulend, fast bemitleidenswert, um sich schlägt.
Schließlich bleibt es tot liegen. Die Männer stechen weiterhin mit ihren Speeren auf das Ding ein, bis es nur noch eine blutende, kaum noch erkennbare Masse ist; wie etwas, das ein Laster auf der Autobahn zermalmt hat.
» Affe « , sagt einer der Chicanos zu Ethan und fährt sich mit dem Finger über die Kehle. » Hopser. «
Ethan schüttelt den Kopf, versucht, das blanke Entsetzen zu vertreiben, das er empfunden hat, als das Ding aus dem Dunkel auf ihn zugesprungen ist. Und die Wut, weil man ihn als Köder benutzt hat.
» Jetzt bist du einer von uns « , sagt der Riese grinsend. » Ein ganzer Kerl. «
» Siehst du das? « Ethan zeigt ihm seinen Finger. » Das war ich schon vorher. «
Der Riese nickt; der Anblick des Stumpfs fasziniert ihn, und er erbleicht.
Ethan begutachtet das am Boden liegende tote Ding. Die Männer spucken es an.
» Und was passiert jetzt? «
» Jetzt prüfen wir, ob das Vieh infiziert ist, Alter. «
Die Rinder werden in ein besonderes Gehege geführt. Zwei der Tiere sind infiziert. Man kann sie leicht erkennen: Sie sind dünn, apathisch und wanken leicht, wenn man sie zum Gehen zwingt. Bei einem Kalb wächst ein Affending aus der Seite; bei einem Stier sind es zwei, beide an der rechten Flanke.
» Hopser « , sagt der Riese.
Die infizierten Rinder werden von den anderen getrennt, getötet und zu einer großen, rauchenden Grube hinter dem Stall gezogen. Die Hitze dort ist kaum zu ertragen, sie steigt in Wogen vom verkohlten Boden auf. Aus den geschwärzten Fleischhaufen ragen verkohlte Knochen in die Höhe und zerfallen langsam zu Asche, die der Wind davonweht.
Dort werden die toten Rinder mit allen anderen zusammen verbrannt.
Todd zündet in seiner kleinen, drückend heißen Einraumhütte eine Kerze an und betrachtet ihre intensive Helligkeit. Die Kerze, denkt er, ist möglicherweise das einzig Schöne an diesem ganzen grauenhaften Ort.
Kerzen wären als Handelsware einzigartig, denkt er weiter. Kerzen braucht jeder. Sie sind einfach, klein und notwendig. Man muss nur darauf achten, dass sie nicht zerbrechen. Und man darf die Zündholzknappheit nicht außer Acht lassen. Er könnte vielleicht auch noch Zündhölzer verkaufen.
Aber er wird keine Kerzen an- und verkaufen.
Er hat eine Idee, von der er glaubt, dass sie ihn reich machen wird. Ihm ist eingefallen, dass Philip erzählt hat, ein guter Geschäftsmann kaufe billig ein und verkaufe teuer. Aber wie soll das gehen, wenn überall nur Tauschgeschäfte laufen?
Die Antwort liegt vielleicht darin, dass man Massen einer Ware einkauft, die momentan wertlos ist, und erst dann abstößt, wenn sie sich kaum noch jemand leisten kann.
Zum Beispiel Winterkleidung.
Einige Leute verkaufen Winterklamotten auf dem Markt, und zwar zum Materialwert als Füllung für Kissen und Schlafsäcke. Mäntel, Hüte, Schals, Handschuhe, Pullover.
Fast niemand hier glaubt daran, dass die Seuche den Winter noch erlebt. Man ist kaum zwei Wochen hier, und viele haben keine Ahnung, wie die Lage draußen ist. Man glaubt den Gerüchten, dass das Militär im Anmarsch ist, um sie zu retten. Man glaubt der Regierungspropaganda, dass die Lage besser wird. Dabei wird sie noch viel, viel schlimmer werden.
Todd weiß, dass den Menschen im Lager ein harter Winter bevorsteht. Wenn er einen großen Haufen Winterkleidung ansammeln kann, kann er diese für praktisch alles eintauschen, was er haben will.
» Klopf, klopf « , sagt jemand, der an der Tür steht.
» He, Erin. « Todd grinst. » Komm doch rein. Willkommen in meinem bescheidenen Domizil.
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