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Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Titel: Dead: Band 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig DiLouie
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blieb sitzen, bis er sich wieder sicher fühlte.
    Der Gewehrschuss hatte ihn erkennen lassen, wie ernst die Lage war. Was mache ich hier?, dachte er. Ich muss meine Familie finden. Ich muss sie sofort finden und an einen sicheren Ort bringen.
    Ethan lief zu seinem Wagen hinaus. Er fuhr zur Bank und dann zum Tagesheim. Doch beide waren geschlossen, verrammelt und leer. Er sah viele schreckliche Dinge, erinnerte sich aber später nur noch verschwommen an die Fahrt. Als es zu dunkeln begann, kehrte er nach Hause zurück und ging auf und ab, wobei er erst wütend auf Carol war, weil sie nicht nach Hause gekommen war, und dann in blinde Panik verfiel, weil das, was der Familie im Fernsehen passiert war, auch seiner Frau und seiner Kleinen zugestoßen sein konnte. Er heulte wie ein Schlosshund, bis ihm klar wurde, dass er wahnsinnigen Hunger hatte und sofort etwas essen musste. Stattdessen jedoch trank er noch mehr Kaffee, schaute sich im Dunkeln die Nachrichten an und betätigte laufend die Wahlwiederholung des Telefons, bis er schließlich einschlief.
    Ethan blieb tagelang zu Hause und wartete darauf, dass Carol mit Mary zurückkehrte. Jeden Morgen wachte er voller Hoffnung auf. Jeden Abend wurde er in einem Zustand suizidaler Verzweiflung vor Erschöpfung besinnungslos. Die Tage verschwammen allmählich ineinander, bis der Strom ausfiel. In der Innenstadt waren keine Sirenen mehr zu hören. Er vernahm nur dann und wann Gewehrfeuer. Ethan fiel ein, dass in der Tiefkühltruhe jede Menge Fleisch lagerte. Er sollte es wohl lieber braten, bevor es verdarb. Aber der Gasherd funktionierte auch nicht mehr. Ethan aß so viel aus dem Kühlschrank, wie er konnte, und spülte es mit der kalten Kaffeepfütze hinunter, die noch in der Kanne war. Dann stierte er das Telefon an, als könnte er es zum Klingeln zwingen, bis ihm schlecht wurde. Er wollte ein Glas Wasser trinken, aber die Wasserversorgung war ebenfalls zusammengebrochen. Da er weder die Badewanne noch irgendwelche Kanister gefüllt hatte, verfügte er nur noch über die wenigen Flaschen im Rucksack. Aus irgendeinem Grund hatte er geglaubt, dass die Wasserversorgung auch ohne Strom funktionierte. Er starrte den Wasserhahn an und empfand hilflose Wut über seine eigene Blödheit.
    Er versuchte erneut, seine Frau anzurufen, doch das Handy empfing kein Signal mehr. Der Zusammenbruch der Stromversorgung hatte alle Telefone, Handys und das Internet abgeschaltet. Ethan war nun vollständig von seiner Familie isoliert. Als Mathematiker wusste er alles über Wahrscheinlichkeitsrechnung. Carol und Mary unter diesen Umständen zu finden, war so wahrscheinlich wie der Fund einer Nadel in einem Heuhaufen. In einem Heuhaufen, der mit Benzin getränkt war und brannte. Er verbrachte einen Tag damit, zwei Koffer mit Kleidern und Proviant zu packen, und stellte sie an der Tür ab.
    In dieser Nacht rollte er sich wie ein Fötus auf dem Bett zusammen und weinte ins Kissen seiner Frau. Er war unfähig, auch nur einen Blick ins Zimmer seiner Tochter zu werfen und sie dort womöglich zu riechen, da er befürchtete, völlig den Verstand zu verlieren. Draußen erwachte eine Maschine brüllend zum Leben, und er verließ in völliger Dunkelheit das Bett, dankbar für die Ablenkung. Auf der anderen Straßenseite hatte Roger Tillman einen Generator eingeschaltet. Sein Haus erstrahlte im Licht unter einem wunderschönen Nachthimmel voller Sterne. Ethan schaute zu, rieb mit der Hand über seinen Stoppelbart und hinterfragte seine eigene Männlichkeit. Dieser Roger wusste wirklich, was er tat. Er hatte eine Schusswaffe, einen Generator, Nahrung, Wasser und seine Familie unter Verschluss. Er hatte sich auf die Apokalypse vorbereitet. Er hatte an alles gedacht, und er, Ethan, ging nur jammernd auf und ab.
    Schwarze Formen und Schatten umflackerten das Haus der Tillmans. Plötzlich lief ein Mann aus der Finsternis in den hellen Kreis, den die Verandabeleuchtung erzeugte. Er knallte geradewegs gegen die Haustür, prallte mit einem erschreckenden Krachen von ihr ab und heulte vor Schmerz und Wut auf. Dann nahm er Anlauf und lief noch einmal dagegen. Eine Frau tauchte auf wackligen Beinen am Rande des Lichtscheins auf. Ihr Kleid war zerrissen, sie umklammerte die an ihrer Schulter hängende Handtasche. Ihr Kopf zuckte wie der eines Vogels jäh von hier nach da, während sie zum Wohnzimmerfenster ging und ins Haus schaute, als suchte sie jemanden, um ihn zu fragen, wo sie war. Dann drosch sie wiederholt mit der

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