Dead: Band 1 - Roman (German Edition)
Land ausgebreitet. Wenn man es genau nahm, über die ganze Welt. Sie konzentrierten sich auf Krankenhäuser und Arztpraxen und nahmen den gleichen Weg wie das Schreiervirus. Panische Menschenmengen deckten Kliniken mit Molotow-Cocktails ein. Familien der Opfer bewaffneten sich und bezogen vor Krankenhäusern Stellung. Und die Schreier, die dort drei Tage lang in katatonischem Schweigen gelegen hatten, wachten auf und begingen allem Anschein nach Gewaltakte.
» Heilige Scheiße « , sagte Ethan. Sein Herz raste.
Er rief seine Frau an. Alle Leitungen waren belegt. Sollte er zum Tagesheim fahren und Mary abholen? Und dann zur Bank, um Carol mitzunehmen? Aber angenommen, sie war schon nach Hause unterwegs? Angenommen, sie versuchte gerade jetzt, ihn zu Hause anzurufen? Er legte auf und ging unschlüssig auf und ab.
Er musste einen Moment nachdenken. Er zog die Jogginghose wieder aus und schlüpfte in Jeans und Socken. Er ging nach unten, schaltete den Fernseher im Wohnzimmer an und machte sich einen Kaffee, den er kochend heiß trank. Irgendeine Nachrichtensprecherin schluchzte sich durch Evakuierungsanweisungen.
» Niemand weiß etwas! « , schrie Ethan sein leeres Haus an.
Er machte sich noch einen Kaffee und trank ihn vor dem Fernseher. Er drückte mehrmals die Wahlwiederholung des Telefons, bekam aber nie etwas anderes als das Besetztzeichen zu hören. Dann zeigte die Sendung eine Hubschrauberaufnahme. Der Film wurde begleitet vom atemlosen Monolog eines Reporters, der die Szenerie beschrieb.
Eine Schar von Menschen umzingelte auf einer belebten Innenstadtkreuzung immer enger eine vierköpfige Familie, die keinen Fluchtweg mehr sah. Der Mann stellte sich vor seine Frau und die Kinder. Die anderen Menschen stürzten sich auf sie. Der Mann versetzte jemandem einen Schlag, dann wurden er und seine Familie zu Boden gehauen und zusammengetreten, und die Angreifer rissen den Kindern ein Glied nach dem anderen aus, was den entsetzten Reporter völlig zum Schweigen brachte. Während der Mann und die Frau zuckend am Boden lagen, fingen die Schreier an, ihre Überreste zu fressen.
» Gott im Himmel « , sagte Ethan. Er wäre beinahe in Tränen ausgebrochen.
Der Reporter schrie. Die AEG s verändern sich. Oh, Gott! O Gott! Sie greifen Menschen an! Sie greifen jeden an, den sie sehen! Sie fressen Menschen!
Ethan schaltete den Fernseher aus und kehrte nach oben zurück, wo er am Panoramafenster verfolgte, wie sich die Geschichte weiter entwickelte. Rauchsäulen verfinsterten den Anblick der Skyline. Da unten herrschte Chaos. Auf der anderen Straßenseite sah er die ordentliche Reihe der Nachbarhäuser. Eins war dunkel und still, das Wohnzimmerfenster mit Streifen einer dunklen Flüssigkeit bemalt.
Was ist das denn?, fragte er sich. Ob die etwa schon hier sind?
Bleiche Mienen schauten aus einem Fenster im oberen Stock des Hauses gegenüber zu ihm hinauf. Die drei Kinder der Tillmans. Ihren Vater, Roger, sah er aufgebracht unten im Wohnzimmer auf und ab gehen. Er hielt eins seiner großen Jagdgewehre in den Händen. In der Ferne brauste ein Chinook-Hubschrauber des Heeres über die Stadt. Roger machte es richtig: Igelt euch ein! Ethan ließ das Nachbarhaus lange Zeit nicht aus den Augen und versuchte, sich darüber klar zu werden, was wohl als Nächstes kam: Nahrung, Wasser, Verteidigung. Doch alles ging in seinem Kopf durcheinander. Er konnte sich über Abstraktionen hinaus nicht auf diese Dinge konzentrieren. Er beschloss, ein paar Sachen in einen Notrucksack zu packen und diesen neben die Tür zu stellen. Er glaubte zwar nicht, dass er ihn brauchte, aber wenn Carol endlich nach Hause kam, würde sie bestimmt zu schätzen wissen, dass er etwas Konstruktives getan hatte. Er malte sich aus, wie er ihr den Rucksack zeigte. Er lächelte fahrig, da die Vorstellung ihm irgendwie gefiel.
Mit einem Geräusch, das ihn an ein in der Spüle zerbrechenden Weinglas erinnerte, tauchte im Fenster ein Loch auf und riss ihn in die Wirklichkeit zurück. Roger Tillman stand auf der Veranda seines Hauses, ließ seine Waffe sinken und spähte aus zusammengekniffenen Augen durch einen Schwall von Pulverdampf zu Ethan hinauf. Ethan zog sich benommen vom Fenster zurück und zuckte mehrmals, als würde er geschubst.
Warum hat Roger das getan?, fragte er sich. Gütiger Gott, er hätte mich töten können!
Er zog sich ins Bad zurück, schloss sich ein und setzte sich bebend auf die Toilette. Lange Minuten vergingen, doch nichts passierte. Er
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