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Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Titel: Dead: Band 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig DiLouie
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liefen aus Einfahrten und von Wiesengrundstücken auf ihn zu. Der Wagen machte einen Satz, als eine Frau genau ins Beifahrerfenster rannte. Glas splitterte, und es blieb ein schmieriger roter Fleck zurück, an dem ein Haarbüschel klebte. Ein Mann preschte gegen die Hecktür, prallte ab und lief neben ihm her, schlug mit blutigen Fäusten auf die Scheiben ein, bis er das Gleichgewicht verlor und fest aufs Straßenpflaster fiel. Ethan beschleunigte weiter, doch dann musste er im Zickzack fahren, um einem umgekippten Laster und einem weiteren Mann auszuweichen, der aus der offenen Eingangstür eines Hauses auf ihn zurannte.
    » Oh, Gott, nein, bitte nicht « , bat Ethan und drückte auf die Hupe.
    Die Hupe lockte nur mehr Gestalten an. Sie stürzten sich wie menschliche Raketen auf den Wagen, kollidierten mit ihm, wurden mit schrecklichen Knallgeräuschen zurückgeschleudert und ließen in den Scheiben Sprünge und in der Karosserie Beulen zurück. Ethan fuhr an einem brennenden Haus vorbei, in dessen Vorgärtchen ein Baum in Flammen stand. Er schrie sich die Lunge aus dem Leib, gab dem Motor neuerlich Zunder und fuhr eine fauchende junge Frau in einem roten Kleid über den Haufen, die über das Wagendach hinwegflog. Eine andere drückte sich die Nase an der Scheibe ein und hinterließ eine lange Blutspur.
    » Aufhören! « , schrie Ethan fast blind vor Tränen. » Hört mit dem Scheiß auf! «
    Die Umgebung veränderte sich. Aus dem Wohngebiet wurde eine Geschäftsgegend. Er warf einen Blick in den Rückspiegel und sah eine Horde seiner Nachbarn, die ihm kreischend folgten. Plötzlich bemerkte er, dass aus den Lautsprechern des Wagens ein alter Beatles-Song an seine Ohren drang. Bald darauf fielen die Verfolger zurück, gaben das Rennen auf, warfen finstere Blicke hinter ihm her.
    Es ist vorbei, dachte Ethan und stieß einen krächzenden Laut aus, der teils Kichern, teils Schluchzen war.
    Als er zur Straße zurückschaute, war es zu spät, der kleinen Meute auszuweichen, die geradewegs von vorn auf ihn zurannte. Der Wagen bretterte durch die Menge und warf die Leute wie Stoffpüppchen zur Seite. Einer blieb wie eine gruselige Verzierung an ihm hängen und schlug mit dem unverletzten Arm um sich. Aus der zerbeulten Motorhaube sprühte heißes Wasser auf ihn und die Windschutzscheibe. Ethan gab mehr oder weniger blind Gas, bis der zuckende und schreiende Mann sich löste und sich in der rechten Radnabe verfing, die ihn mit einem abscheulichen Knacken zu Boden warf und ihm sämtliche Knochen brach. Der Wagen schleuderte nach rechts, dann wurde alles schwarz.
    Ethan kam auf dem Gehsteig zu sich. Er entfernte sich stolpernd von seinem Fahrzeug, das halb zerschmettert an der Wand eines Warenhauses zum Halten gekommen war. Mit dem Rucksack an der Hand wollte er fortlaufen, doch er sank auf die Knie und übergab sich. Hinter ihm heulten die Verfolger. Er hörte das Getrampel von Füßen. Ein Schaufenster des Warenhauses war eingeschlagen, also kletterte er hinein und humpelte an Sortimenten von Krawatten, Gürteln und Herrenlederschuhen vorbei. Mehrere Männer bahnten sich hinter ihm ebenfalls einen Weg ins Gebäude. Sie nahmen im Laufschritt die Verfolgung auf und jagten ihn im Rudel durch die Kosmetikabteilung.
    Obwohl sie keuchten, gaben sie nicht auf. Sie klangen fast fröhlich. Ethan lief blindlings weiter, ließ den Rucksack fallen, sah Sterne und schnappte nach Luft. Der Baseballschläger war im Auto geblieben. Ein Verfolger, der ihn fauchend einholte, sprang kurz darauf eine Schaufensterpuppe an, an der Ethan vorbeigelaufen war. Er schlug auf sie ein und biss sie. Ein anderer Verfolger nahm sich eine zweite Puppe vor und zertrat ihr Gesicht. Der Rest schnappte nach Ethans Fersen. Er rannte auf ein dritte Puppe am Ende des Ganges zu, um weitere Verfolger abzuschütteln. Seine Beinmuskeln brannten vor Sauerstoffmangel.
    Die Fäuste der Puppe spuckten urplötzlich Feuer und Rauch. Ethan warf sich auf den Boden, während seine Verfolger um ihn herum umfielen.
    Er lag auf dem Rücken, troff vor Schweiß, keuchte. Als er wieder zu Atem kam, wusste er nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Er hatte das Gefühl, seine Adrenalindrüsen wären bis zum letzten Tropfen ausgewrungen worden. Er schaute zu seiner Retterin auf, einer kleinen Brünetten, die ein schwarzes T-Shirt und Jeans trug. Ihr Haar war militärisch kurz gestutzt. Ihre Miene strahlte eine solche Härte aus, als läge es ihr im Blut, Menschen zu töten, und als

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