Dead: Band 1 - Roman (German Edition)
nicht gar dämonisch –, aber sie konnten doch wohl im Dunkeln nicht sehen, oder? Er klammerte sich an die Wand, versuchte, sich nicht zu bewegen, und zitterte unbeherrscht. Die Frau war oben nackt, ihr Brustkorb nass und voller dunkler Flecken. In ihren schwarzen Augen funkelte das Licht des Feuers. Todd starrte ihre nackten Brüste an. Schließlich neigte sie den Kopf, um ihr grässliches Mahl fortzusetzen.
Die Menschen werden zu Kannibalen, dachte er. Was ist hier los, verdammt? Wo soll ich denn nur hin? Er musste einen Computer oder Fernseher finden, um zu erfahren, was passiert war. Vielleicht auch ein Telefon, um seinen Vater anzurufen. Vielleicht war er aber schon tot. Todd wollte nicht daran denken.
Sheena X. Er beschloss, zu ihr zu gehen, ihr zu helfen, ihr Zuhause zu verbarrikadieren, und die Zombie-Apokalypse mit ihr zusammen durchzustehen. Er schwelgte in der Vorstellung, dass sie ihren Schmerz über den Tod ihrer Eltern teilten – und ihnen klar wurde, dass sie sich liebten. Und dann knutschten sie miteinander – und die Infizierten strömten heulend aus der Finsternis hervor und griffen nach ihm.
Todd rannte in blinder Panik los. Gott, dachte er, die wollen mich töten! Schon die Vorstellung entzog seinen Beinen die Kraft. Er wollte plötzlich nur noch schlafen. Die Angst trübte seinen Verstand. Angenommen …, dachte er. Es ist ungerecht, dachte er dann. Seine Lunge pfiff aus dem letzten Loch. Die Knarre, dachte er. Ihm fiel ein, dass er eine Pistole in der Hand hielt.
Er blieb stehen und drehte sich um. Der erste Infizierte sprang ihn an, ein großer Mann in einem T-Shirt, das von Blut und Schweiß getränkt war. Er stieß einen langen, schrecklichen Schrei aus. Todd drückte reflexartig ab, vergaß aber zu zielen. Die Kugel trat seitlich über dem Ohr in den Kopf des Mannes ein, verwandelte seinen halben Schädel in eine Fontäne von Blut und Knochenfragmenten. Der Infizierte wankte, schüttelte den Kopf so heftig, als müsste er niesen, schüttelte mehrere Stücke seines Hirns ab und brach zusammen. Der Tod des Ungeheuers kam Todd fast wie ein Wunder vor.
» Yeah! « , schrie er durch den Pulverdampf seiner Waffe hindurch.
Weitere Gestalten kamen heulend aus der Finsternis. Er musste warten, bis sie so nahe waren, dass er sie ganz sicher traf. Aber wenn sie zu nahe kamen, würde er in Panik verfallen und abhauen, und dann kriegten sie ihn. Todd schaltete seinen Verstand aus, atmete heftig durch die Nase und bemühte sich, seinen Herzschlag zu verlangsamen. Er stellte sich die Szenerie als ein Ego-Shooter-Spiel vor, ließ seine Hand-Augen-Reflexe übernehmen, nahm Ziel und schoss auf die näher kommenden Infizierten.
» Ich bin unbesiegbar « , sang er schräg und wünschte sich einen Soundtrack. Dann hielt er inne, unfähig sich an den Rest des Songtextes zu erinnern. Der Kampf war in Sekunden vorbei. Todd blinzelte und begutachtete die fünf Infizierten, die stöhnend und um sich tretend auf dem Boden lagen.
Er näherte sich vorsichtig den sich windenden Gestalten und achtete besonders darauf, dass sich niemand mit letzter Kraft auf ihn stürzte, wie man es so oft im Kino sah, und ihm die tödliche Wunde zufügte, die ihm aufgrund von Selbstüberschätzung gebührte. Eine der Gestalten war ein Polizist. Todd musterte ihn besonders neugierig, weil der Mann, obwohl er ihn dreimal niedergeschossen hatte, immer wieder aufgestanden und auf ihn losgegangen war. Die letzte Kugel hatte schließlich die rechte Hälfte seines Schädels zerstört. Das Geheimnis war leicht zu enträtseln: Der Mann trug eine kugelsichere Weste.
Todd zog ihm die Weste aus und legte sie an. Sie war ein wenig zu groß und schwerer, als er angenommen hatte, aber sie gefiel ihm. Er hatte dergleichen natürlich schon mal im Fernsehen gesehen und schon immer haben wollen. Seiner Meinung nach ließ sie ihn größer, breiter und härter wirken, als er sich normalerweise fühlte, wenn er in den Spiegel schaute. Er hatte das Gefühl, dass er in dieser Rolle ganz gut werden könnte – als Überlebender in einer postapokalyptischen Welt.
Sieht so aus, als wäre mit der Schule für immer Feierabend, dachte er. Der Gedanke machte ihn fast fröhlich.
Todd setzte seinen Marsch fort. Nach einer Weile begann der Himmel sich zu erhellen. Die Morgendämmerung war im Anmarsch. Bald würde er von der Straße runtermüssen. Als er Sheenas Haus erreichte, pochte sein Herz heftig.
Warte, bis sie mich in diesem Aufzug sieht, redete er
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