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Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Titel: Dead: Band 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig DiLouie
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sehen. Tat er es nicht, hatte Todd vielleicht eine Chance.
    Er glitt wie eine Schlange voran, hielt an der Bettkante inne und lugte zu der dunklen Gestalt hinüber, die wankend in der Finsternis stand. Der Cop schaute in die Ecke. Sein weißer Motorradhelm wippte, während er mit kurzen, flachen Stößen atmete und seine Achseln im gleichen Rhythmus zuckten.
    Was für eine absurde Scheißsituation, dachte Todd.
    Minuten später war er draußen und machte leise die Tür hinter sich zu. Er ging auf Zehenspitzen zum elterlichen Schlafzimmer, entleerte unterwegs seine Blase leise im Badezimmerwaschbecken und nahm die Kartons vom obersten Brett des Schlafzimmerschranks, bis er einen schweren blauen Schuhkarton fand. Darin lag eine kleine Pistole, eine Schachtel mit Patronen und ein Blatt Papier. Todd ging mit dem Blatt ans Fenster und sah es sich im Licht der nahen Straßenlaternen an. Es war eine Nachricht seines Vaters, auf der stand, dass die Waffe geladen sei und keinen Sicherungshebel habe, und dass er, wenn er sie fand, bloß nicht auf die Idee kommen solle, sie anzufassen.
    Mann, dachte er und nahm die Knarre in die Hand.
    Die Waffe brüllte in seiner Hand auf und bohrte zwei rauchende Löcher in die Wand. Todd blinzelte im Nachleuchten der Blitze. Seine Ohren klingelten, und seine Nase brannte vom Kordit.
    » Heilige Scheiße « , sagte er. Er hörte seine Stimme nur gedämpft. » Oh, Gott. Ich hab sie doch kaum angefasst. «
    Der Alte macht mich kalt, dachte er.
    Als sein Gehör wieder normal funktionierte, wurde ihm bewusst, dass der Cop brüllend auf seine Zimmertür einschlug. Todd eilte in den Gang hinaus, spreizte die Beine und hob mit beiden Händen die Pistole. Eigenartigerweise fühlte er sich mit der Waffe nicht stärker, sondern schwächer. Seine Hände fingen an zu beben. Die Tür ruckte und splitterte unter den Schlägen des Cops. Todd atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Stell dir vor, wie es weitergeht, sagte er sich. Er malte sich aus, wie der Cop die Tür einschlug und sich dann aus dem Dunkel heraus auf ihn stürzte. Er stellte sich vor, wie er den Abzug betätigte und zwei Kugeln auf den Brustkorb und eine zwischen die Augen des irren Cops abfeuerte. Er stellte sich vor, dass er schon tot war, bevor er auf den Boden schlug.
    » Scheiß drauf « , sagte er und ließ die Pistole sinken.
    Todd lief die Treppe hinunter, schlüpfte an der Haustür in seine Schuhe und floh aus dem Haus. Fast im gleichen Moment stieß er mit einer fauchenden Frau zusammen. Sie kam die Einfahrt hinauf. Die Knarre ging erneut in seinen Händen los und riss den oberen Teil ihres Schädels weg.
    » Scheiße, tut mir leid « , sagte er zu der zusammensackenden Gestalt und rannte weiter in die Nacht hinaus.
    Einige Blocks weiter geriet er außer Puste, lief langsamer und drückte die Waffe vorsichtig an seine Brust. Er hörte das Trampeln von Schritten und versteckte sich schnell vor einer Meute, die knurrend und in wehende, zerfetzte Hemden gekleidet vorbeilief. Überall schrien Menschen. Im nächsten Block brannte ein Haus, ohne dass auch nur ein einziger Feuerwehrmann zu sehen war. Todd spürte die Hitze auf seinem Gesicht. Er kämpfte gegen den Drang an, wegen des Qualms zu husten.
    Er kam sich allmählich vor, als bewegte er sich durch einen Albtraum. Nachdem er wegen des Brandes die Richtung geändert hatte, näherte er sich einer Menschengruppe, die neben den Wracks eines grässlichen Autounfalls mitten auf einer Straßenkreuzung hockte. Er wollte sich eigentlich erkundigen, ob sie verletzt waren, doch die leise Stimme des gesunden Menschenverstandes riet ihm, im Dunkeln zu bleiben. Ein Auto brannte, das Licht funkelte auf den winzigen Scherben kaputter Scheiben, die auf dem Boden einen Teppich bildeten.
    Als er an den Menschen vorbeiging, begriff er, dass sie sich über eine Leiche beugten, ihr Organe entrissen und laut fraßen. Das Licht kroch über graue blutige Gesichter. Todd musste dagegen ankämpfen sich zu übergeben.
    Rede dir ein, dass sie was Leckeres essen, sagte er sich. Brathähnchen. Sie spachteln eimerweise Brathähnchen. Knusperige Brathähnchen mit Pommes frites. Nichts anderes. Keine große Sache.
    Eine Scheißidee. Der Inhalt seines Magens sprang in seine Kehle, und er übergab sich lauthals und hilflos an einer Ziegelsteinmauer, wobei sich seine Augen mit Tränen füllten. Als er sich umdrehte, sah er, dass ein Fresser ihn direkt anschaute. Todd wusste, dass sie anders waren – irre, wenn

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