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Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Titel: Dead: Band 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig DiLouie
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Internet-Nachrichtenportale verkündeten weitläufige Tumulte in Kalifornien. Todd wollte eigentlich nach unten gehen und den Fernseher einschalten, um herauszufinden, was da vor sich ging, doch er blieb wie angewurzelt stehen – hin- und hergerissen zwischen dem Kitzel der sich heftig entwickelnden Tragödie und dem Entsetzen darüber, dass seinem Papa womöglich etwas Schreckliches passiert war. Er versuchte, im Büro seines Vaters anzurufen, bekam aber nur eine Ansage zu hören. Er hinterließ eine Nachricht und überlegte, was er als Nächstes tun sollte, um sein zunehmendes Panikgefühl noch etwas länger in Schach zu halten.
    Er schaute zum Vorgärtchen hinaus und sah einen großen Cop mit einem Motorradhelm zielgerichtet den Gehsteig entlangstiefeln.
    » He, Officer! « , rief er. » Was ist los? «
    Der Polizist blickte zum Fenster hinauf; seine Miene war grau und nass, sein Kinn geschwärzt.
    » Alles in Ordnung? « , fragte Todd.
    Der Mann lief den Weg zum Haus hinauf und verschwand schnell aus Todds Blickwinkel.
    » Was macht er, verdammt? « , murmelte Todd vor sich hin. Er war sowohl erschrocken als auch erheitert.
    Dann hörte er die Haustür krachend aufgehen. Sekunden später kam der Motorradcop polternd die Treppe hinauf.
    » Oh, Scheiße « , sagte Todd.
    Als er das Gestampfe im Korridor hörte, warf er sich zu Boden und kroch unters Bett. Die Tür flog auf. Sie warf die Hälfte seiner Space Marines von der Kommode.
    Der Cop schritt ungeduldig im Raum hin und her, zog fortlaufend die Nase hoch und schrammte an den Wänden entlang. Todd lag unter dem Bett und hielt den Atem an. Er war von Panik und Angst überflutet. Diese Gefühle erinnerten ihn an die Schule, an das eigentümliche Gefühl, dass alle anderen ihn hassten. Er beobachtete, dass die Stiefel des Cops blutige Abdrücke auf dem Teppich hinterließen. Minuten vergingen. Der Cop ging pausenlos auf und ab und warf Gegenstände um. Der Raum füllte sich mit dem Geruch saurer Milch, sodass Todd durch den Mund atmen musste. Nach einer Stunde ging der Cop. Todd hörte ihn im Bad, wo er in der Toilette plätscherte. Dann kam er zurück, hustete rasselnd und nahm seinen Marsch durch den Raum wieder auf.
    Nach einigen weiteren Stunden wurde es Todd langweilig, und schließlich schlief er ein.
    Er erwachte durstig und verschwitzt und kämpfte gegen einen starken Harndrang an. Er hätte angesichts des verwirrenden Schrecks, unter dem Bett aufzuwachen, beinahe aufgeschrien, doch dann fiel ihm ein, in welcher Gefahr er schwebte, und er hielt klugerweise die Klappe. Gott sei Dank hatte er nicht geschnarcht, gefurzt, gelacht oder irgendwelche andere Dinge getan, von denen er annahm, dass man sie im Schlaf machte. Er hatte keine Ahnung, wie spät es war. Die Sonne war untergegangen. Er konnte die Hand kaum vor den Augen sehen. Der irrsinnige Cop ging zwar jetzt nicht mehr auf und ab, aber er war noch im Zimmer. Todd konnte seinen sauren Mief riechen und hörte ihn schnell und flach atmen. Sollte er das Risiko eingehen, sich zu bewegen? Der Gedanke, das sichere Versteck zu verlassen, lähmte ihn vor Angst. Er wusste nicht genau, was der Cop mit ihm machte, wenn er ihn erwischte, doch schon die Vorstellung, ein starker Mann könne mit ihm anstellten, was er wollte, erfüllte ihn mit Ekel. Todd machte sich Mut, indem er sich einredete, dass sein Vater nach Hause käme und er ihn in letzter Sekunde vor dem Cop warnen würde, sodass er sein Leben retten konnte. Dann stellte er sich vor, Sheena X käme rüber, um nach ihm zu sehen, und dass er ihr das Leben rettete. Dabei bekam er einen Steifen. Eine Stunde ging so vorbei, wobei nächtliche Brisen die Geräusche von Schreien, quietschenden Reifen und Schüssen durchs Fenster zu ihm hereintrugen.
    Todd begriff, dass er in Kürze etwas unternehmen musste, sonst blieb er vielleicht noch einen Tag unter dem Bett gefangen. Er kroch ans andere Ende und hielt alle zehn Zentimeter an, um zu lauschen. Der Polizist hechelte wie ein Hund. Schließlich kroch Todd aus dem Schutz des Bettes heraus und fragte sich, was er nun tun sollte. Ein Teil seines Ichs wollte einfach voller Adrenalin losrennen, doch diese Anwandlung wurde schnell von der leisen, doch zunehmend lauter werdenden Stimme des gesunden Menschenverstandes überstimmt. Tust du nichts, stirbst du, Todd, mein Alter, sagte er sich. Also tu was. Die Schlafzimmertür stand offen, und der Cop war irgendwo links von ihm. Wenn der Mann zur Tür blickte, würde er Todd

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