Dead: Band 1 - Roman (German Edition)
Land erschütterten, war Ducky zehn Jahre alt und interessierte sich für Militärgeschichte. An diesem Tag hatte er den Beschluss gefasst, Soldat zu werden. Jahre später verwirklichte er sein Vorhaben und meldete sich freiwillig. Damals waren die Ideale des Kampfes für die Freiheit überall auf der Welt nur noch ein Gewebe aus Lügen, Verrat und Filz. Der Typ, der den Angriff auf die Türme geplant hatte, war davongekommen, während Großunternehmen vom Krieg profitierten. Es war eine wertvolle Lektion über das Lebens: Das Reine ist kostbar und leicht zu korrumpieren. Doch war er weiterhin idealistisch genug, um zu glauben, dass etwas Reines existierte. Er liebte sein Land und wollte ihm dienen. Vielleicht konnte er etwas Gutes tun. Er glaubte noch immer, dass es auch auf den Einzelnen ankäme. Zumindest würde er Geschichte aus nächster Nähe erleben; vielleicht sogar selbst ein wenig Geschichte machen, statt nur über sie zu lesen.
Das Militär wurde sein Leben. Er wohnte in der Kaserne, hatte Freunde, die Soldaten waren, und ging mit Frauen aus, die seine Freunde ihm vorstellten. Er nörgelte zwar ständig über das Militär, aber er liebte es wie eine zweite Mutter und machte jeden Zivilisten (oder Kameraden anderer Waffengattungen) zur Schnecke, der es zu kritisieren wagte. Den Tod betrachtete er, wie bei jungen Männern üblich, rein philosophisch, und er akzeptierte die Tatsache, dass er eines Tages für seine Kameraden im Kampf sterben würde. Als er den Krieg dann in Afghanistan aus nächster Nähe sah, verblassten seine Ideale noch mehr. Er bekam mit, wie das Militär in einem Dorf eine Arztpraxis baute und dann aus Versehen die Dorfschule bombardierte. Doch er glaubte noch immer an eine Sache, die rein war und niemals korrumpiert werden konnte – das Opfer, das seine Kameraden für einander im Kampf brachten. Er glaubte, dass der Tod im Kampf, wenn man für seinen Nächsten kämpfte, ein wahrhaft ehrenhafter Tod war. Klare Sache.
Ducky hatte sich nie vorgestellt, er könne an einer bizarren, äußerst schmerzhaften Infektion sterben, die in seinem Leib heranwuchs, von einem ekelerregenden Mutanten erzeugt, während er aus den brennenden Ruinen einer amerikanischen Großstadt floh. In diesem totalen Krieg, in diesem Ausrottungskrieg gibt es keine Ehre, sondern nur Sinnlosigkeit und Ödnis. Für ihn liegt kein Orden bereit. Kein Historiker wird seine Taten je aufzeichnen. Vermutlich existiert sogar das Land nicht mehr, für das er stirbt. Stattdessen wird er in den Ruinen des Landes, das er liebt, am Ende der Geschichte in Gesellschaft von Menschen sterben, die er kaum kennt. Das hat er sich nun wirklich nicht ausgemalt.
Ducky kämpft noch immer gegen den Schmerz und lenkt das Fahrzeug, weil seine Uhr abläuft und er bereit ist, die ihm verbleibende Zeit zu investieren, um anderen Menschen zu helfen, etwas länger am Leben zu bleiben. Wenn das nicht ehrenhaft ist.
Der Bradley überrollt einen umgekippten Telefonmast, walzt ihn platt und schleift ein Gewirr aus isolierten Kabeln und Holzklötzen hinter sich her. Der Richtschütze und der Kommandant haben ihre Plätze eingenommen, bedienen die Hebel, die den Geschützturm bewegen, und lassen die Waffen sprechen, wobei der Richtschütze ein Periskop mit Nachtsichteinrichtung verwendet, während der Kommandant durch einen Restlichtverstärker schaut.
» Mit der ISU stimmt was nicht. « Sarge kneift die Augen zusammen.
Neben ihm schüttelt der Richtschütze in der dunklen Enge den Kopf.
» Ich seh nichts, Steve « , beschwert sich Sarge. » Was ist da los, verdammt? «
Er klopft auf die Anzeige, was aber nichts bewirkt. Unter dem vertrauten Fadenkreuz leuchten große blassgrüne Flecken auf, die er als Brände interpretiert. Zur Linken kann er kleine Salven blassgrünen Lichts sehen, von denen er aus Erfahrung weiß, dass es sich um Mündungsfeuer handelt. Da draußen sind Menschen, die schießen. Er kann ein Straßenschild erkennen, auf dem ROUTE 22, 336, PENN LINCOLN PARKWAY steht. Doch der Rest ist ein Chaos. Sein Blickfeld ist voller bizarrer Formen, die mit unterschiedlichem Tempo in verschiedenen Grüntönen auf dem Bildschirm brodeln, als wäre der Restlichtverstärker auf einem üblen LSD -Trip.
» Ich hab ein Schild gesehen « , sagt Sarge. Er schaltet den Intercom ein und sagt: » Nimm die nächste Ausfahrt nach Parkway West, Ducky. «
» Mach ich « , sagt Ducky.
Sie sind nun fast in Sicherheit. Wenn sie erst mal auf dem Highway sind,
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