Dead: Band 1 - Roman (German Edition)
der Hand für den Fall bereitsteht, dass ihnen jemand zu nahe kommt.
» Ich halt drauf « , ruft Todd und zündet den ersten Molly an.
Die infizierte Meute wogt zwischen den Autos hin und her, vermischt sich zu einem heulenden Mob, der durch die Nacht auf die sechs Überlebenden zurennt.
» Molly unterwegs! « , schreit Todd.
Die brennende Flasche fliegt durch die Luft und knallt gegen den Brustkorb einer Infizierten, zerbricht in einer großen Feuerpfütze, die sie und fünf andere um sie herum in wankende, kreischende menschliche Fackeln verwandelt.
» Ein guter Wurf, Junge « , sagt Paul. Und ruft: » Molotow! «
Die brennende Flasche beschreibt über den Köpfen der Infizierten einen Bogen und prallt aufs Dach eines Kombiwagens. Eine Infiziertengruppe rennt durch das Feuer, der Stoff an ihren Armen und Beinen entzündet sich plötzlich und flammt auf, doch sie laufen weiter auf die Überlebenden zu, bis Wendy sie mit ihrer Pistole niederschießt. Das Feuer flammt kurz auf, ebbt plötzlich ab und geht langsam und knisternd aus.
» Hier wird’s allmählich brenzlig, Sarge « , sagt Todd atemlos und mit einem gehörigen Maß von Panik in der Stimme.
» Halt die Klappe, Bengel « , sagt Sarge. » Das ist doch noch gar nichts. «
Tatsächlich sitzen sie aber tief in der Scheiße. Der Feind ist unbarmherzig und wird nicht weniger. Seine eigene kleine Streitmacht ist müde, verängstigt und leidet unter Munitionsmangel. Langfristig werden die Infizierten sie entweder überrennen oder zwingen, ins Krankenhaus zurückzugehen, wo sie dann von der sich ausdehnenden Feuersbrunst getötet werden oder wer weiß wie lange hinter einer verrammelten Tür festsitzen.
Es sei denn, der Panzer kommt vorher.
Sarge visiert sein nächstes Ziel an. Der rote Zielpunkt fährt über die Brust des Mannes. Er drückt ab, das Visier wackelt heftig. Der Mann geht zu Boden.
Und noch einer. Und noch einer. Bankangestellte, Hausfrauen, Bäcker, Studenten und Feuerwehrleute.
Hinter ihm feuern Wendy und Paul. Die Infizierten rücken von der Seite näher. Jemand wirft einen Molotow-Cocktail. Sarge hört die Flasche in gefährlicher Nähe zerschellen. Er spürt sogar die von ihr ausgehende Hitze.
Ein lautes metallisches Kreischen erfüllt die Luft.
» Was ist das denn? « Paul schwenkt seine Kanone über den Parkplatz. Sie geht mit betäubendem Getöse los und reißt eine heulende Frau fast in zwei Hälften.
Das Kreischen wird lauter, wie ein Riesenadler, der sich auf seine Beute stürzt.
Sarge grinst. Das Geräusch, weiß er, ist die in letzter Sekunde eintreffende Kavallerie.
Der Bradley rast auf rasselnden Ketten durch eine Reihe nicht weit entfernter Fahrzeuge. Sein Hauptgeschütz blitzt und donnert wie ein Gewitter. Sarge sieht den vertrauten Schriftzug – KRACHER – an der Geschützturmseite. Die rote Leuchtspurmunition strömt zum anderen Ende des Parkplatzes, wo die Geschützgranaten Infizierte und Autos gleichermaßen zerfetzen und wie Konfetti in einer Reihe pilzähnlicher Feuerbälle in die Luft schleudern. Die Überlebenden beobachten schweigend die unglaubliche Gewalt, bis der Panzer knirschend in ihrer Nähe anhält.
Die Heckleuchten blinken. Eine Rampe klappt heraus, hinter der das dunkle Innere Sicherheit verspricht.
Ducky Jones sitzt in einer halb liegenden Position im Führerstand an der linken Rumpfvorderseite. Er hat die Hände auf dem Steuerhorn und die Füße auf den Pedalen. Sein Blick klebt am Zentrum des Periskops, das auf Nachtsicht geschaltet ist. Er nimmt die rechte Hand vom Horn und schaltet mit dem Wahlhebel in einen höheren Gang. Das Getriebe rastet ein. Er beschleunigt, überschaut mit einem einzigen Blick die Anzeigen des Armaturenbretts und richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf das Periskop. Rechts von ihm summt herzerwärmend laut der 600- PS -Cummins-Motor und treibt das Fahrzeug auf seinen Ketten voran.
Ducky bedient das Gaspedal mit dem linken statt dem rechten Fuß. Sein rechtes Bein ist unterhalb des Knies völlig taub. Die Schwellung an seiner Hüfte hat inzwischen die Größe einer Pampelmuse und pocht pausenlos. Der Schmerz ist unglaublich. Er fragt sich, wie sich wohl eine Schusswunde anfühlt. Oder wenn man Knochenmark spendet. Er wischt sich den Schweiß von der Stirn und unterdrückt ein Stöhnen. Tief in seinem Inneren weiß er, dass er mit jeder Minute schwächer wird, dass er, genau genommen, mit jeder Minute dem Tod näher kommt.
Als am 11. September die Terrorangriffe sein
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