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Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Titel: Dead: Band 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig DiLouie
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gegenüber große Loyalität. Groucho Marx hat mal gesagt, er wolle niemals Mitglied eines Clubs sein, der Typen wie ihn aufnimmt. Todd möchte jedoch schon deswegen Clubmitglied sein, weil man ihm überhaupt eine Mitgliedschaft angeboten hat. Amerika fühlt sich wie ein ferner Traum an. Dieser winzige Stamm ist jetzt seine Nation. Diese Menschen sind keine bloßen Werkzeuge, die einem helfen, Nahrung zu sammeln, und die Wache schieben, wenn man schläft. Sie sind weitaus mehr. Für ihn sind sie so etwas wie eine Familie.
    Es stimmt zwar, dass er die anderen Überlebenden als Menschen selbst nach tagelangem Kampf gegen schreckliche Dinge nicht sehr gut kennt, aber er fühlt sich bei ihnen äußerst wohl. Man redet eigentlich nur darüber, wie man die nächsten zehn Minuten überlebt. Es ist nicht so, dass die Menschen sich während der Apokalypse einander dahingehend öffnen, dass sie über ihre Hobbys reden, erzählen, wo sie im letzten Sommer Urlaub gemacht haben oder welches Speiseeis sie mögen. Auch wenn sie sie immer wieder durchleben, reden sie nie über ihre Vergangenheit und frühere Zeiten. Im Moment erscheint die Vergangenheit weniger real als der Dämon, der sie in der vergangenen Nacht angegriffen hat. Auch ist die Vergangenheit zu schmerzhaft, um sich freiwillig an sie zu erinnern, da man mit ihr zu viele Dinge verbindet, die man verloren hat. Todd kann die anderen Überlebenden gut leiden, doch sein Zusammenleben mit ihnen war, wenn auch vertraut, größtenteils oberflächlich. Er spürt seine tiefste Verbundenheit mit der Gruppe an sich – fühlt sich tatsächlich am sichersten, wenn er mit den anderen durch die Gruppe als Mittler agiert.
    Aber wenn es keine Gruppe mehr gibt, wem gegenüber soll er dann noch loyal sein?
    Als er den Laden betritt, bimmelt ein Glöckchen. Das Herz galoppiert in seiner Brust. Der Raum riecht moderig. Die Luft fühlt sich schal und tot an. Er tritt versehentlich gegen eine Zwei-Liter-Flasche Mountain Dew, die sich auf dem Boden dreht. Der Lärm lässt ihn zusammenzucken. Er hebt sein Gewehr, lässt die Mündung durch den Raum schweifen und drückt sich rücklings an die naheste Wand.
    Vielleicht war es doch keine gute Idee, allein hier reinzugehen, denkt er und schnappt nach Luft. Noch so ein Schreck und mich trifft der Schlag.
    Eine nähere Untersuchung der Regale bringt weiteren Frust. Die meisten Waren stehen zwar noch auf Brettern oder hängen an Haken, aber es gibt weder Essen, noch Wasser oder Medikamente. Alles, was in dem Geschäft zurückgeblieben ist, sind Produkte für Fernfahrer, die monatelang am Stück auf Achse sind: Filme und Hörbücher, CB -Funkausrüstung, Gefahrgut-Aufkleber, Raststättenführer, Straßenkarten, elektrische Bratpfannen, Toaster, Gleichstrom-Adapter, Kaffeemaschinen und TV -Video-Anlagen.
    Todd fragt sich, was ein Fernfahrer wohl mit einer Kaffeemaschine anfängt, doch als er sich die Verpackung ansieht, begreift er, dass all diese Dinger mit Gleichstrom betrieben werden. Gleichstrom-Adapter ermöglichen es Wechselstromgeräten, mit Gleichstrom zu laufen. Plötzlich hat er eine Erleuchtung. Die meisten Geräte funktionieren nicht mehr, weil sie Wechselstrom brauchen. Die einzige Möglichkeit, die er kennt, um Wechselstrom zu erzeugen, wenn das Stromnetz ausgefallen ist, ist ein Notgenerator, der mit Diesel, Propan oder Erdgas läuft. Gleichstrom jedoch kommt aus Batterien.
    Mit Autobatterien könnte man das ganze Zeug betreiben. Und von denen gibt’s hier eine Menge, dank der Tatsache, dass die Fahrer der Autos entweder infiziert oder tot sind.
    Sieht aus, als zahlte es sich endlich aus, so gut in den Naturwissenschaften gewesen zu sein, denkt Todd. Und ihm wird allmählich bewusst, dass er auf eine Art Jackpot gestoßen ist.
    Wendy marschiert mit der Glock in der Hand entschlossen durch den rauchigen Dunst. Sie ist Polizistin, noch immer im Dienst, und beschützt auch jetzt noch Leben und Besitz. Vielleicht die letzte Polizistin in Pittsburgh. Vielleicht die letzte Regierungsangestellte, die noch etwas tut. Als sie gegangen ist, haben die Leute aus der Stadt darüber debattiert, ob man ihr folgen soll, um zu sehen, ob man vielleicht etwas erbeuten kann. Doch dann haben sie aufgegeben und ihren langen Weg nach Westen wieder aufgenommen.
    Offenbar haben sie nicht daran geglaubt, sie könne die Banditen aufhalten und ihnen ihr Eigentum abnehmen. Die Raststätte liegt nun weit hinter ihr, etwa eineinhalb bis zwei Kilometer. Der

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