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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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rührte mich nicht. Meine Eltern waren tot. MeinFreund war tot. Mein Großvater hatte ein geheimnisvolles verborgenes Zimmer mit Büchern über wandelnde Leichen – und genauso würde ich mich fühlen, wenn ich versuchte aufzustehen.
    »Mir geht’s nicht gut«, sagte ich mit kleiner Stimme und rollte mich auf die Seite.
    »Miss Winters?« Dustin klopfte noch einmal. »Sind Sie in Ordnung?«
    »Nein. Bitte gehen Sie.«
    Er wartete noch ein paar Sekunden ab, bevor ich hörte, wie er die Treppe hinunterstieg. Es verging nicht viel Zeit, bis es erneut anklopfte. Diesmal wartete niemand meine Antwort ab. Mein Großvater kam in mein Zimmer.
    »Dustin hat mir berichtet, dass du dich nicht wohlfühlst«, begann er und trat vorsichtig an mein Bett. Er stellte ein Glas Orangensaft auf meinen Nachttisch. »Ich habe dir einen Saft mitgebracht.«
    »Bitte geh weg.« Meine Stimme zitterte.
    Lange herrschte Stille. Ich hörte, wie mein Großvater sich hinunterbeugte und die Siebte Meditation aufhob, die ich Idiot auf meinem Nachttisch liegen gelassen hatte.
    Er setzte sich auf den Bettrand und legte seine Hand auf meinen Knöchel, der sich unter der Decke abzeichnete. Er roch nach Zigarren und Leder. »Der Tod ist nichts, vor dem man sich fürchten muss.«
    »Ich fürchte mich nicht vor dem Tod.«
    »Wovor dann?«, fragte er.
    »Dem Leben.« Meine Stimme war kaum zu hören. Der Gedanke an ein Leben ohne meine Eltern war unerträglich und Dante war der einzige Mensch, der mir einen Grundzum Leben gegeben hatte. Jetzt, wo ich wusste, dass er auch tot war, schien nichts übrig zu sein.
    »Ich war nicht ganz ehrlich zu dir, Renée. Das ist mir bewusst«, sagte er sanft. »Aber wenn du dich anziehst und hinunterkommst, erkläre ich dir alles beim Frühstück.«
    Ich versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Er wartete noch kurz, doch ich konnte mir keine Antwort abringen. Schließlich erhob er sich. Ich hörte, wie die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
    Langsam quälte ich mich aus dem Bett und zog mich an. Ich wusch mir das Gesicht und band das Haar zu einem Pferdeschwanz zurück. Das, was ich da im Spiegel sah, war erschreckend: geschwollene Augen mit Ringen darunter, die mein Gesicht ganz hohl wirken ließen.
    »Ist es wahr?«, fragte ich, als ich mich am Frühstückstisch niederließ.
    Mein Großvater sah von seiner Zeitung auf. Draußen war es sonnig und verschneit und die ganze Welt lag weiß und glücklich da, als wolle der Tag mich verspotten. Unterm Weihnachtsbaum türmten sich Geschenke.
    »Ist es wahr, dass meine Eltern von Untoten umgebracht wurden?«
    Mein Großvater nestelte an seiner Zeitung herum und warf Dustin einen Blick zu. Der verschwand in der Küche. »Ja.«
    An der gegenüberliegenden Wand hing ein Gemälde von Karl dem Großen, heldenmütig über einen erlegten Eber triumphierend. Stumm starrte ich es an und stellte mir die letzten Augenblicke meiner Eltern vor. Der Mullstoff, dieGeldstücke, die noch immer keinen Sinn ergaben. Und dann ein gesichtsloses Kind, wild, tierisch, das ihnen das Leben aus dem Leib saugte. Ich schloss die Augen und das Gesicht verwandelte sich in Dantes. Hatte er Leute umgebracht? Unschuldige, Nichtsahnende?
    »Wer war es?«, verlangte ich mit plötzlichem Zorn.
    Mein Großvater faltete die Hände und schüttelte den Kopf. »Jeden Tag seit ihrem Tod habe ich versucht, das herauszufinden. Aber leider habe ich keine Antwort parat. Die Untoten sind schwer aufzuspüren, vor allem wenn sie solche willkürlichen Gewalttaten begehen, wie es bei deinen Eltern der Fall gewesen sein dürfte.«
    Eine willkürliche Gewalttat? Das konnte nicht sein. Es musste einen besseren Grund geben. »Aber was ist mit Benjamin Gallow? Der ist unter fast genau den gleichen Umständen umgekommen.«
    »Genau. Sie wurden alle von einem Non Mortuus getötet. Das kommt nicht so selten vor, wie du denkst. Warum, glaubst du, existiert wohl das Gottfried?«
    »Also … also ist alles, was in der Siebten Meditation steht, wahr?«
    »Das meiste. Beim Übrigen verlässt er sich auf Legenden und Vermutungen.«
    »Die Untoten«, sagte ich und versuchte, mich mit dem Gedanken vertraut zu machen. »Was sind die genau?«
    »Kinder, die gestorben sind und nicht beerdigt wurden.«
    »Also sind sie wie Zombies?«
    »Die übliche Darstellung eines Zombies wird ihnen nicht gerecht. Ihr Gehirn ist voll funktionstüchtig; sie sind fähig zu denken. Der Unterschied ist nur, dass sie keine Seelemehr besitzen, weshalb sie auch keine

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